Mittwoch, 15. Februar 2012

Bild ordnet die Vergehen Wulffs


Ich finde diese Uebersicht hilfreich. Denn die Verfehlungen können nicht alle als schwerwiegend bezeichnet werden.
Anderseits dürfen wir  die gravierenden Verfehlungen auch nicht einfach unter den Teppich kehren, weil es  läppische Vorwürfe gegeben hat .


Welche Vorwürfe treffen zu, welche sind läppisch? BILD ordnet nun die Wulff-Affäre

So berichteten andere Zeitungen über die Recherchen von BILD
So berichteten andere Zeitungen über die Recherchen von BILD


Berlin – Die Affäre Wulff - und jeden Tag neue Vorwürfe. Kaum einer blickt noch durch. Was ist wirklich schwerwiegend, was haarspalterisch und was einfach nur an den Haaren herbeigezogen? BILD schafft Ordnung.

SCHWERWIEGEND

Hauskredit: Christian Wulff kaufte 2008 ein Haus in Großburgwedel bei Hannover. Dafür lieh er sich 500 000 Euro zu damals günstigen Bedingungen von der Frau seines niedersächsischen Unternehmer-Freundes Egon Geerkens. Auf eine Frage der Grünen im Landtag, ob er geschäftliche Beziehungen zu Herrn Geerkens unterhalte, ließ Wulff 2010 mit „Nein“ antworten. Egon Geerkens räumte später ein, er habe Wulff wegen seiner Scheidung helfen wollen und den Geldtransfer organisiert. Wulff entschuldigte sich später für die irreführenden Auskünfte im Landtag.
BILD meint: Das ist der gravierendste von allen Fällen. Zentrale Fagen sind weiterhin offen, z. B. woher Frau Geerkens die 500 000 Euro hatte. Außerdem hat Wulff den Landtag in die Irre geführt.
BWBank- Kredite: Kurz nach der Anfrage im Landtag zu Egon Geerkens wandelte Wulff 2010 das Privatdarlehen (auf Vermittlung von Geerkens) in einen Kredit der Stuttgarter BW-Bank um – zu extrem günstigen Bedingungen, wie sie laut Praxistest des „Handelsblatts“ kaum ein anderer Kunde bekommt. Nachdem Wulff im Herbst 2011 von konkreten BILD-Recherchen zu seinem Hauskauf erfuhr, wandelte er diesen günstigen BW-Bankkredit in einen neuen Kredit zu einem gängigen Zinsatz um. Wulff sieht die Vorgänge als normales Bankgeschäft an.
BILD meint: Wulff korrigierte mehrfach wichtige Angaben zu den Bankgeschäften. Doch immer noch sind diverse Fragen offen, z. B. warum Wulff den so günstigen ersten Kredit bekam. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die BW-Bank legten den Fall zu den Akten. Jetzt ist die Generalstaatsanwaltschaft Baden-Württemberg eingeschaltet.
Mailbox-Anruf: Am Abend vor der Veröffentlichung des ersten BILD-Berichtes über das Geerkens-Darlehen versuchte Bundespräsident Wulff am 12.12.2011, BILD-Chefredakteur Kai Diekmann telefonisch zu erreichen. Als das nicht gelang, sprach er ihm auf die Mailbox. Zwar bat Wulff auch darum, den BILD-Bericht einen weiteren Tag zu verschieben – vor allem aber wollte er die Berichterstattung verhindern und deshalb drohte er mit strafrechtlichen Konsequenzen und dem endgültigen Bruch mit dem gesamten Springer-Verlag (BILD, WELT) für den Fall einer Veröffentlichung. In seinem TV-Interview (Januar 2012) sagte Wulff, er habe den Bericht „nicht verhindern“ wollen.
BILD meint: Wulff hat in dem Punkt vor 11 Mio. TV-Zuschauern die Unwahrheit gesagt. Laut Staatsanwaltschaft Hannover darf man Wulff „Lügner“ nennen.
Olaf Glaeseker: Eine Woche nach Bekanntwerden der Hauskauf-Affäre trennte sich Wulff ohne Angabe von Gründen von seinem langjährig engsten Vertrauten und Sprecher Olaf Glaeseker. Am 19.1.2012 durchsuchte die Staatsanwaltschaft u. a. Glaesekers Privathaus wegen des Verdachtes der Bestechlichkeit. Grund: Glaeseker soll als Sprecher des damaligen Ministerpräsidenten Wulff den Veranstaltungsmanager Manfred Schmidt begünstigt und dafür u. a. Gratis-Urlaube in dessen Ferienhäusern erhalten haben. Wulff erklärte, davon nichts gewusst zu haben.
BILD meint: Das ist unglaubwürdig: Wulff und Glaeseker standen sich extrem nahe. Wulff wörtlich: „Wir sind siamesische Zwillinge.“


PROBLEMATISCH


Wahlkampfhilfe : AWD-Gründer Carsten Maschmeyer zahlte 42 731 Euro für Anzeigen für ein Wulff-Wahlkampf- Buch („Besser die Wahrheit“, 2007). Wulff erklärt, davon nichts gewusst zu haben.
BILD meint: Das ist schwer zu glauben, weil Wulff und Maschmeyer einander als enge Freunde bezeichnen.
„Nord- Süd- Dialog“: Veranstaltungsmanager Schmidt organisierte auf eigene Rechnung drei - mal ein großes Treffen niedersächsischer und baden- württembergischer Polit- wie Wirtschaftsprominenz. Auf Anfrage der Opposition erklärte die niedersächsische Landesregierung im April 2010, unter Ministerpräsident Wulff sei besagter „Nord-Süd-Dialog“ nicht gefördert oder mit Geld unterstützt worden. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Landesregierung ein Kochbuch-Geschenk für die Gäste finanzierte. Wulff-Sprecher Glaeseker organisierte zudem Helfer-Personal und warb aktiv um Sponsoren.
BILD meint: Die Landesregierung hat falsche Angaben gemacht, die Wulff persönlich abgezeichnet hatte.
Gratis-Urlaube : Ohne dafür zu bezahlen, machte Wulff als Ministerpräsident insgesamt sechsmal in luxuriösen Anwesen von Unternehmer-Freunden privat Ferien, darunter während seiner Hochzeitsreise.
BILD meint: Die Unternehmer hatten wirtschaftliche Interessen in Niedersachsen. Laut niedersächsischem Gesetz ist selbst der „Anschein“ einer Vorteilsnahme zu vermeiden.
Flug-Upgrades : Wulff wurde bei privaten Ferienflügen (u. a. USA) mehrfach auf bessere, teurere Sitze platziert (Upgrade). Er erklärte, diese Vergünstigung privat beglichen zu haben.
BILD meint: Ob eine Vorteilsnahme und damit ein weiterer Verstoß gegen das niedersächsische Ministergesetz vorliegt, muss geprüft werden.
David Groenewold: Der Filmunternehmer suchte ab 2003 die Nähe zu Wulff. Er zahlte dem Autor eines Wulff-Werbebuches 10 000 Euro und bezahlte für Wulff ein Hotel-Upgrade in München. Laut von BILD am Dienstag veröffentlichten Hotelnotizen verpflichtete Groenewold das Personal eines Sylter Hotels erst kürzlich zum Stillschweigen über einen gemeinsamen Aufenthalt mit Wulff im Jahr 2007, den Groenewold gebucht und zunächst bezahlt hatte. Groenewold sagt, er habe das Hotel um Stillschweigen gebeten. Wulffs Anwalt erklärt, die Kosten des Sylter Aufenthalts hätte Wulff Groenevold später vor Ort in bar erstattet. Zeitlich parallel profitierte Groenewolds Firma von der Filmförderung Niedersachsen und von der Zusage einer Landesbürgschaft.
BILD meint: Es bleibt die Frage, wie viele Gefälligkeiten ein Ministerpräsident annehmen darf, ohne dass mindestens sein Ruf leidet.


LÄPPISCH, UNSINNIG


Bobby Car: Laut „Berliner Zeitung“ hat ein Berliner Autohaus den Wulffs im Zuge eine Autokaufs einen Kinder-Bobby-Car geschenkt.




Gratis-Auto: Laut „Berliner Zeitung“ soll Bettina Wulff wochenlang einen Audi Q 3 gratis genutzt haben. Die Zeitung erklärte gestern, der Bericht sei in wichtigen Teilen nicht zutreffend.
Leih-Kleider: Laut „Focus“ sollen Bettina Wulff Designer-Kleider gratis geliehen worden sein.
Einladungen: Laut „Spiegel“ haben die Wulffs private Bekannte zu offiziellen Großveranstaltungen eingeladen.
Zentis: Laut „Abendzeitung“ hat der Marmeladen-Hersteller Zentis Wulff zum Filmball München eingeladen.
BILD meint: Alle diese Vorwürfe haben kein nennenswertes Gewicht und werden in der Öffentlichkeit zu Recht als aufgeblasen kritisiert.

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