Zu den Kommunikationsfehlern des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB)
Ich beurteilte den Auftritt Hildebrands vor den Medien als glaubwürdig und begründete dies.Mein Lob betraf vor allem die rhetorischen Aspekte. In verschiedenen Medien wies ich jedoch immer wieder darauf hin, dass Hildebrand zu spät aufgetreten ist. Ich beanstandete auch die Kommunikationsstrategie des Präsidenten der SNB. Es wurde zu wenig geklärt. Weshalb wurden nicht schon vor Weihnachten alle Fakten auf den Tisch gelegt? Beim Krisenmanagement wurde versagt: Es wurde vor allem reagiert und Fakten scheibchenweise dargelegt. Erst als der Druck zu gross wurde, trat Hildebrand vor die Presse. Nach dem letzten Medienauftritt sieht es so aus, dass der Rücktritt vor allem deshalb so überraschend erfolgte, weil Hildebrand befürchten musste, es könnten bei weiteren Untersuchungen zusätzliche Mängel ans Tageslicht kommen. Der überzeugende Medienauftritt hinterlässt nun im Nachhinein einige Schatten. Der Präsident der Nationalbank gab das Ehrenwort, er habe die Wahrheit gesagt, er sei aus eigenen Stücken zurückgetreten. Wenn es nun zutrifft, dass Hildebrand vom Bankrat gezwungen wurde, den Rücktritt zu erklären (und nicht aus eigenen Stücken), so wäre dies gravierend. In Krisen müssen alle Aussagen stimmen. Falls er zum Rücktritt gezwungen worden wäre, hätte Hildebrand in diesem Fall vor der Presse erklären müssen: Zusammen mit dem Bankrat entschloss ich mich, zurückzutreten.
Was mich aber am meisten enttäuschte, ist der Umstand, dass heute sein Ehrenwort in Frage gestellt werden muss. Denn die Fakten (Aussage eines Beraters) beweisen, dass Hildebrand das o.k. für die Transaktionen gegeben hatte und die Frau nicht - wie versichert worden war - ohne sein Wissen gehandelt habe.
Wenn in Umfragen (20 Min) die Bevölkerung Hildebrand nach seinem Auftritt als glaubwürdig beurteilt hatten, zweifle ich daran, dass dies nach Bekanntwerden der Unzulänglichkeiten auch noch der Fall wäre.
Was mich aber am meisten enttäuschte, ist der Umstand, dass heute sein Ehrenwort in Frage gestellt werden muss. Denn die Fakten (Aussage eines Beraters) beweisen, dass Hildebrand das o.k. für die Transaktionen gegeben hatte und die Frau nicht - wie versichert worden war - ohne sein Wissen gehandelt habe.
Wenn in Umfragen (20 Min) die Bevölkerung Hildebrand nach seinem Auftritt als glaubwürdig beurteilt hatten, zweifle ich daran, dass dies nach Bekanntwerden der Unzulänglichkeiten auch noch der Fall wäre.
Wenn Philipp Hildebrand und die Nationalbank besser kommuniziert hätten, wäre der Rücktritt des SNB-Präsidenten nicht nötig geworden. Zwei Experten zeigen die Kommunikationsfehler auf.
Hildebrand geht. Er hätte seinen Abgang verhindern können, glauben Experten. (Bild: Keystone)
Der Auftritt Philipp Hildebrands vom Montag, als er seinen Rücktritt bekannt gab, hat die Kommunikationsexperten überzeugt: «Der Notenbanker wirkte glaubwürdig», sagt Roger Huber, Präsident des Schweizerischen Verbands für Krisenkommunikation. So klar hätte der zurückgetretene SNB-Präsident aber bereits viel früher auftreten sollen, findet Huber.
Auch Marc Comina, Chef des Romandie-Ablegers der PR-Agentur Farner, sagt, Hildebrand habe in Sachen Kommunikation nicht alles richtig gemacht. Er hätte alle Mittel zur Verfügung gehabt, um sich aus der Affäre zu ziehen. Indem er das Interesse der Institution über sein eigenes stellte, habe Hildebrand jedoch «für eine positive Überraschung gesorgt, die ihm zur Ehre gereicht».
Comina ist überzeugt, dass Hildebrand bereits am letzten Donnerstag die richtige Strategie angewendet habe, indem er sich den Medien «völlig nackt» gezeigt habe. Zudem habe er richtigerweise auf die Tatsache gesetzt, dass «niemand der SVP, Blocher und der ‹Weltwoche› den Sieg gönnen mochte». «Er wusste, dass die anderen bereit waren, auf einem Auge halb blind zu sein.»
Die schlechte Strategie der SNB
Doch warum musste Hildebrand trotzdem die Notbremse ziehen und seinen Rücktritt bekannt geben? Huber stellt der Kommunikationsstrategie der SNB insgesamt schlechte Noten aus: Hätte Hildebrand bereits vor Weihnachten alle Fakten auf den Tisch gelegt und sich für die Angelegenheit entschuldigt, wäre die Affäre nie derart ausser Kontrolle geraten. Zwar hätte Hildebrands Lack auch dann einige Kratzer gehabt. Mit dem Rücktritt habe der Notenbanker aber jetzt trotz allem den «Totalschaden» erlitten.
«Mit einem sauberen Krisenmanagement hätte Hildebrand den Sessel heute nicht räumen müssen», ist Huber überzeugt. Die Salamitaktik habe sich einmal mehr als schlecht erwiesen. Die Nationalbank habe immer nur genau so viel zugegeben, wie sie musste. Erst als der Druck riesig war, veröffentlichte sie die Reglemente über Eigengeschäfte des Direktoriums. Und als der Druck noch grösser wurde, trat Hildebrand am letzten Donnerstag erstmals vor die Medien.
Rücktritt: «Veritable Überraschung»
Was Huber aber erstaunt, ist die Tatsache, dass der Notenbanker nicht stärker um sein Amt gekämpft hat. «Womöglich ahnte er, dass noch weitere Dinge ans Licht kommen», urteilt Huber.
Der Rücktritt von Hildebrand war denn auch für Comina eine veritable Überraschung. So etwas komme in der Schweiz sehr selten vor. Der Kommunikationsexperte erachtet es als schweren moralischen Fehler, dass Hildebrand «
mit Material der SDA
Kommentar:
Der Rücktritt hätte mit einem professionellen Krisenmangement verhindert werden können.
Leider kommen nun zu viele Unzulänglichkeiten an den Tag. Blick schreibt:
Am Tag seines Rücktritts hat Philipp Hildebrand
alle E-Mails zum heiklen Dollar-Deal offengelegt – inklusive
handschriftlicher Notizen von Felix S. (56), Sarasin-Banker und
langjähriger Vermögensverwalter der Hildebrands (siehe Bildstrecke
oben).
Zunächst wird der Nationalbankpräsident entlastet. Es war eindeutig Kashya Hildebrand, die am 15. August 2011 den Auftrag gegeben hat, für 400 000 Franken Dollar zu kaufen.
Aber, und das ist der springende Punkt: Philipp Hildebrand war voll und ganz einverstanden. Nachdem er per Mail eine Kopie der Kaufbestätigung bekommen hat, mailt er am nächsten Morgen zwar an Felix S.: «Ich bin überrascht wegen einer Dollar-Transaktion.» Kurz darauf antwortet ihm Felix S. mit dem verhängnisvollen Satz: «Ich erinnere mich auch, dass du bei unserem gestrigen Gespräch gesagt hast, es sei für dich in Ordnung, wenn Kashya den Dollar-Anteil erhöhen wolle.»
Zu diesem Gespräch hat Felix S. zudem ein Protokoll erstellt. Darin hält er fest: Philipp Hildebrand «erwägt, seinen Dollar-Anteil zu erhöhen, möchte die Entscheidung aber Kashya überlassen». Deshalb besuchte Felix S. die Ehefrau noch am gleichen Tag in der Galerie. «Sie war sehr begeistert, das zu machen», notierte der Banker. Sofort erteilte sie den heiklen Auftrag.
Fazit: Philipp Hildebrand hat am 15. August selber keinen Auftrag erteilt – damit ist die «Weltwoche» in diesem Punkt widerlegt. Aber er hat indirekt dazu angestiftet: Er sprach mit seinem Banker über einen grösseren Dollar-Kauf, fügte aber an, Kashya solle entscheiden – im Wissen, dass seine Frau schon länger Dollar kaufen wollte.
Bleibt die Frage: Wer kannte diese brisanten Unterlagen? Die Finanzkontrolle und Pricewaterhouse Coopers bezeichneten vor Weihnachten alle Vorwürfe als «haltlos». Allerdings bezieht sich deren Bericht nur auf Hildebrands Mail an Banker Felix S. – dessen Antwort mit dem entscheidenden Satz wird nicht erwähnt. Entweder wurde er verschwiegen, oder er lag damals noch nicht vor.
Zunächst wird der Nationalbankpräsident entlastet. Es war eindeutig Kashya Hildebrand, die am 15. August 2011 den Auftrag gegeben hat, für 400 000 Franken Dollar zu kaufen.
Aber, und das ist der springende Punkt: Philipp Hildebrand war voll und ganz einverstanden. Nachdem er per Mail eine Kopie der Kaufbestätigung bekommen hat, mailt er am nächsten Morgen zwar an Felix S.: «Ich bin überrascht wegen einer Dollar-Transaktion.» Kurz darauf antwortet ihm Felix S. mit dem verhängnisvollen Satz: «Ich erinnere mich auch, dass du bei unserem gestrigen Gespräch gesagt hast, es sei für dich in Ordnung, wenn Kashya den Dollar-Anteil erhöhen wolle.»
Zu diesem Gespräch hat Felix S. zudem ein Protokoll erstellt. Darin hält er fest: Philipp Hildebrand «erwägt, seinen Dollar-Anteil zu erhöhen, möchte die Entscheidung aber Kashya überlassen». Deshalb besuchte Felix S. die Ehefrau noch am gleichen Tag in der Galerie. «Sie war sehr begeistert, das zu machen», notierte der Banker. Sofort erteilte sie den heiklen Auftrag.
Fazit: Philipp Hildebrand hat am 15. August selber keinen Auftrag erteilt – damit ist die «Weltwoche» in diesem Punkt widerlegt. Aber er hat indirekt dazu angestiftet: Er sprach mit seinem Banker über einen grösseren Dollar-Kauf, fügte aber an, Kashya solle entscheiden – im Wissen, dass seine Frau schon länger Dollar kaufen wollte.
Bleibt die Frage: Wer kannte diese brisanten Unterlagen? Die Finanzkontrolle und Pricewaterhouse Coopers bezeichneten vor Weihnachten alle Vorwürfe als «haltlos». Allerdings bezieht sich deren Bericht nur auf Hildebrands Mail an Banker Felix S. – dessen Antwort mit dem entscheidenden Satz wird nicht erwähnt. Entweder wurde er verschwiegen, oder er lag damals noch nicht vor.
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