Spitzenkampf um die beiden Zürcher Ständeratssitze (v.l.):
Alt-Bundesrat Christoph Blocher (SVP) tritt gegen die amtierenden
Ständeräte Verena Diener (GLP) und Felix Gutzwiller (FDP) an.
Bild: Keystone
Die Bisherigen Gutzwiller und Diener, Kandidatin Ingold, Moderator
Edgar Schuler und die Kandidaten Blocher, Glättli, Hany und Hardegger
(v. l.). Foto: Sabina Bobst
Zürcher Ständeratskandidaten
unter der Lupe
Marcus Knill beurteilt die subjektive Wirkung der Spitzenkandidaten
Quelle Blick am Abend
18 Tage vor der Ständeratswahl
kreuzten im Kaufleutensaal in Zürich am Mittwochabend die wichtigsten
Kandidaten die Klingen. Die bisherigen Ständeräte Verena Diener (GLP) und Felix
Gutzwiller (FDP) traten gegen Altbundesrat und
Exnationalrat Christoph
Blocher (SVP)) an. Mit von der Partie waren auch Urs Hany (CVP), Maja Ingold (EVP),
sowie Balthasar Glättli (Grüne) und Thomas Hardegger (SP), die ebenfalls einen
Sitz in der kleinen Kammer ergattern möchten.
Nachfolgend beschränke ich mich
in meiner Blitzanalyse in erster Linie auf die drei Spitzenkandidaten und beleuchte
wahrgenommene Stärken, aber auch Störfelder. Blocher, Diener
und Gutzwiller sind erfahrene und rhetorisch gewandte Debattierer.
Ueberraschend belebte
jedoch der Schlagabtausch Glättli- Blocher das Wahlpodium, das von Edgar
Schuler (Tages-Anzeiger) recht gut moderiert wurde.
Christoph Blocher:
Vollblutpolitiker Blocher ist und bleibt ein Phänomen.
Wie bei anderen Auftritten, polarisierte er auch in diesem Streitgespräch. Er
provozierte die Gegner und punktete bei seiner „Gemeinde“. Von den zahlreichen
Claqueuren der links-grünen Seite liess er sich nicht irritieren. Es
gelang es ihm, trotz vieler
rhetorischer Mängel (konstant zu laute Stimme, falscher Umgang mit dem
Handmikrofon usw,) – seine Kernbotschaft jeweils so zu vermitteln, dass sie das
Publikum nachvollziehen konnte. Blochers Hauptstärke: Er glaubt an das, was er
sagt. Auch wenn er zu lang
sprach, hörte ihm das Publikum aufmerksam zu. Das Publikum spürt, ob die Einstellung und das Engagement eines Redners mit seiner Botschaft
übereinstimmen.
Verena Diener:
Die Ständerätin hielt
sich eine halbe Stunde lang zurück. Wer nichts sagt, sagt
bekanntlich nichts Falsches. Dann aber sprach sie ruhig, glaubwürdig und
bedacht.
Sie suchte keine Konfrontation.
Gegenüber Blocher positionierte sie sich dennoch eindeutig.
Diener überzeugte mich trotz
ihres etwas divahaften Verhaltens.
Felix Gutzwiller:
Der Präventivmediziner gab sich
weniger hektisch, als bei seinen Medienauftritten üblich. Zum Beispiel bei
Giaccobbo. Bei allen heiklen Auftritten wirkt er immer echt. Die
spürbare Zurückhaltung mit den diplomatischen Antworten ist vielleicht auf
die Sandwichsituation (Loyalität gegenüber der Kollegin versus Vermeidung der
Konfrontation mit der SVP)
zurückzuführen.
Da die Kandidaten der „zweiten Liga“ ebenfalls recht gut
argumentierten, war ein Sieger schwer aus zu machen. Balthasar Glättli zeigte
sich kämpferisch, war dennoch erstaunlich dialogisch. Thomas Hardegger agierte
argumentationstechnisch geschickt und auch Maja Ingold und Urs Hany durften sich sehen lassen.
Dennoch punktete bei mir Felix Gutzwiller am meisten, er wirkte am
glaubwürdigsten.
Nicht nur die zahlreichen lästigen technischen Störungen
waren ärgerlich, auch die
Seitengespräche Dieners und Gutzwillers während der Diskussion störten.
Fazit:
So vage und unklar die Frage
beantwortet werden konnte, wie viel Geld der Partei für den Wahlkampf zur
Verfügung stehe und wie viel jeder persönlich aufwende, so diffus waren auch viele Lösungsansätze bei der Ausländer- und
Energiefrage. Zu viele Nebelkerzen wurden gezündet, klare Standpunkte gab es wenige.
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