Montag, 29. August 2011

Sonntags Blick sieht beim SF 6 Baustellen



(ungefärbt: Zitate


gelb: Kommentar Knill-Blog)

Baustelle 1: Private Konkurrenz rüstet auf

«Filippos Politarena» zeigt trotz magerer Quote (28´000 Zuschauer bei der ersten Sendung): Die privaten Sender rüsten auf. Sie nutzen jede Blösse, die sich SF gibt. Selbst der kleine Schweizer Sender 3+ erreichte mit «Bauer, ledig, sucht ...» oder «Jung, wild & sexy» beacht­liche Marktanteile. Sogar SRG-Generaldirektor Roger de Weck sprach anerkennend von einer «Erfolgsgeschichte».

Nächsten Donnerstag folgt der nächste Streich von 3+: Die vierteilige Dokusoap «Camping Paradiso Grandioso», die Camper aus der ganzen Schweiz auf Tessiner Campingplätzen begleitet.

Erst letzte Woche kaufte das Medienhaus AZ Medien («Aargauer Zeitung») von Tamedia die Regional-TVs TeleZüri und TeleBärn, um sie mit dem ­eigenen Tele M1 zum grössten Schweizer Privat-TV-Netzwerk mit täglich rund 750´000 Zuschauern zu verbinden. Diese kleine Grossmacht wird SF mehr zu spüren bekommen als die bisherigen Einzelkämpfer.

Zudem: Schon fast ein Drittel aller Schweizer Haushalte ist auf digitales Fernsehen umgestiegen. Damit steigt auch die Zahl der Leute, die ihr Programm über Bezahl-TV selbst zusammenstellen. Darum investieren Pay-TV-Anbieter in attraktive Inhalte. So verlor SF im Juli die Übertragungsrechte für Super und Challenge League an das Bezahl-TV Teleclub (an dem Ringier zu einem Drittel beteiligt ist).


Kommentar: Ich teile die Ansicht, dass Konkurrenz die Qualität verbessert. Wenn sich das Schweizer Fernsehen durch die neue Situation ( private Sender )  vermehrt anstrengen muss, wird dies für die Konsumenten langfristig nur Vorteile haben.

Baustelle 2: Nachwuchsförderung verschlafen

Schawinski sei «der beste Schweizer Talkmaster». So begründete Matter seinerzeit die Wahl des 66-Jährigen. Die NZZ sieht dies ­anders: SF habe die Nachwuchsförderung vernachlässigt. Nur deshalb habe Matter nun den «Pensionär» zurückgeholt.

Rückgriffe auf altgediente Moderatoren mangels geeigneter neuer haben bei SF System: Beim «Kulturplatz» holte man soeben die frü­here Moderatorin Eva Wannen­macher zurück, die sich erst Anfang Jahr verabschiedet hatte. ­Ähnlich beim «Club»: Dort muss Christine Maier, die zu «10 vor 10» wechseln will, so lange bleiben, bis ein Ersatz gefunden ist.

Nachwuchslücken auch bei der Unterhaltung: Immer kommen Hartmann, Kilchsperger, Epiney oder Rindlisbacher zum Zug, Junge gibts kaum, Frauen sind rar. Wer wird etwa die abtretende Andrea Jansen bei «Die grössten Schweizer Talente» ersetzen? SF-Sprecherin Andrea Hemmi wiegelt ab: «An ­Talenten mangelt es nicht.» Demnächst werde etwa die frühere ­Telebasel-Moderatorin Catherine Thommen bei «Schweiz ­aktuell» einsteigen und DRS-Mann Martin Stucki bei «SF Börse. Unterhaltungschef Christoph Gebel scheint das Problem jedoch erkannt zu haben. Gegenüber dem «Sonntag» sagte er: «Wir sind intensiv am Casten und Scouten und halten Ausschau nach neuen Leuten. Aber bis jemand so weit ist, eine grosse Sendung zu moderieren, braucht es viel Zeit.»


Kommentar:


Kommentar: Persönlich ist für mich JUNG nicht gleich BESSER. Das Fernsehen ist gut beraten, wenn es sich für wichtige Sendungen  auf erfahrene Journalistinnen abstützt. Qualität ist wichtiger als das Alter. Anderseits ist es unverständlich und unbegreiflich, wenn Eva Wannenmacher trotz Rücktritt immer wieder geholt wird.
LINK:


27. Sept. 2003 ... Fernsehfrau Eva Wannenmacher wurde im Facts (Ausgabe 32, 2003) von ... Eva Wannenmacher hätte nach ihrer Tätigkeit bei "10 vor 10" die ...
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1. Juni 2003 ... Auch die bekannte 10 vor 10 Moderatorin Eva Wannenmacher (wir hatten sie in " Hörfruchte aus der Medienlandschaft" schon erwähnt) ist ...
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Baustelle 3: Das Programm 2012 muss Ende September stehen

Gleich mehrere langjährige Samstagabend-Shows stehen SF-intern auf dem Prüfstand, so «Wetten, dass ..?», «Benissimo», «Happy Day», die Miss-Schweiz-Wahlen sowie das neue Sommerquiz «Die Millionen-Falle». Offen ist auch, wie es beim Thema Kochen weitergeht, nachdem «al dente» eingestellt wurde und sich die neue Sendung «Ab in die Küche» als Flop entpuppte. Nur, die wichtigsten Entscheide müssen im September fallen.

Klar ist bisher nur, dass «Benissimo» 2012 noch läuft, dass SF mit Betty Bossi und Ringier eine neue Kochsendung entwickeln will und dass die Volksmusiksendung «Hopp de Bäse» nach Kurt Zurfluhs Abgang ein ­neues Konzept benötigt. Darüber hinaus will SF den Samstagabend umkrempeln: Schon im nächsten Frühjahr sind gemäss SF-Sprecherin Andrea Hemmi «Highlights mit längeren und kürzeren Staffeln vorgesehen, mit grossen Einzelsendungen wie ‹Alpenrose›, mit einem grossen Comedy-Abend oder einem Quiz.»

Baustelle 4: Die Quoten sinken

SF will bei den Zuschauern im Durchschnitt einen Marktanteil von 32 Prozent erreichen. Im ersten Halbjahr 2010 übertraf Leutschenbach das Ziel mit 33,6 Prozent – dank den Olympischen Winterspielen und der Fussball-Weltmeisterschaft. Über das ganze Jahr 2010 kam SF auf 32,6 Prozent.

Ernüchterung dann 2011: Im ersten Semester erreichte SF noch 30,7 Prozent. In einigen Monaten fiel der Marktanteil unter 30 Prozent, so tief wie noch nie. SF begründet dies damit, dass viele seiner Sendungen zunehmend im Internet oder digital verzögert gesehen werden. Diese Nutzung er­scheine dann nicht in den Zuschauerzahlen (siehe Box). Das stimmt zwar. Die Frage ist nur, ob dies tatsächlich der einzige Grund für den Quotenrückgang ist. Andere TV-Sender werden auch im Internet angeschaut, leiden aber nicht derart an Zuschauerschwund.


Kommentar: Die Anzahl der Konsumenten stagniert. Doch wächts das Angebot. Somit werden bei allen Sendern die Quoten sinken. Alle führen den Kampf um Quoten. Hier gilt es, auf dem Internet vermehrt präsent zu sein. Da ist das Schweizer Fernsehen immerhin auf dem Weg, aufzuholen.


Baustelle 5: Die Kosten drücken

Geht die Zahl der Zuschauer zurück, könnten bald auch die Werbeeinnahmen sinken. Doch SF braucht Geld. Eine Erhöhung der Gebühren liegt aber politisch kaum drin.

Ruedi Matter braucht deshalb Ideen, um die Kosten in den Griff zu kriegen. Ansätze dazu gibt es. So verlagert SF die Produktion wo möglich neuerdings ins Ausland. Die sechs Ausgaben des Sommerquiz «Millionen-Falle» etwa wurden in Köln gedreht, mit dem Dekor der ZDF-Sendung «Rettet die Million» – und mit deutschem Publikum. Das kommt billiger. Ähnlich bei der Serie «Best Friends» für das Kinderprogramm «Zambo»: Einen Teil drehte man in einem Amsterdamer Schulhaus, wo bereits das holländische Vorbild «SpangaS» aufgenommen wurde.


Kommentar: Das ist die eine Knacknuss, die Ruedi Matter knacken muss. Aber wie? Einfach ist es nicht. Ich bin in diesem Bereich kein Spezialist. Doch leuchtet es auch einem Laien ein, dass in erste Linie die Kosten intern reduziert werden müssten. Es könnten beispielsweise auf alle Reportagen (auf die sogenannten bezahlten Ferienreisen der Journalisten) verzichtet werden. Bei diesen Reportagen stimmt die Balance Ertrag und Kosten nicht mehr.

Baustelle 6: Kulturen verschmelzen

SRF ist dabei, Radio-, Fernseh- und Online-Redaktionen an den drei Standorten Zürich, Bern und Basel zusammenzulegen. Das Projekt heisst «Konvergenz». Das Ziel: Man will den Medienkonsumenten auf allen drei Kanälen koordiniert oder eben konvergent bedienen. Dazu sind viele Umzüge und personelle Rochaden nötig – logistisch und menschlich ein heikles und zeitaufwändiges Unterfangen. IT, Technik und Produktion sind bereits zusammengeführt, ebenso die Kinder­redaktionen sowie die Konsumsendungen «Kassensturz» und «Espresso». Die Sport­redaktionen sind mitten im Umziehen. Dem Ressort Kultur steht dies hingegen erst bevor, noch fehlt ein geeignetes Gebäude in Basel. Unruhe kam vor allem beim Technikpersonal auf. Dort fällt das Zusammenwachsen der zwei Kulturen aus Radio und TV ­offenbar am schwersten.

Ruedi Matter und sein Trupp werden in den nächsten Monaten also ordentlich anpacken müssen. Denn beim TV ist es ähnlich wie in der Politik: Früher oder später wird abgerechnet. In der Politik an der Urne – beim TV an der Fernbedienung.


Kommentar:

Seit Jahren ist immer wieder vom Projekt "Konvergenz" die Rede. Gegen eine Koordination auf den verschiedenen Kanälen kann nichts eingewendet werden. Wenn jedoch das Schweizer Fernsehen auf dem zweiten Kanal am Morgen "sichtbares Radio" macht (Die Zuschauer sehen die Moderatoren im Studio DRS3), fragt er sich: Ist dem Fernsehen der Stoff ausgegangen oder hat der zweiter Kanal zu viel Geld, weil man stundenlang  DRS3 unterstützen kann? Für die Fernsehmacher müsste es eigentlich weh tun, wenn Zuschauer wegzappen. Und dies ist beim visuellen Radio auf dem Fernsehkanal der Fall.


Uebrigens schaue ich am Sonntagabend den Krimi  nicht mehr auf dem Schweizerkanal geschaut, weil es auf dem ARD keine Unterbrecherwerbung gab.

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