Kindergewalt gegen Eltern nimmt zu
Jahrelang war vor allem die Gewalt gegen Kinder oder gegen Frauen ein Thema.
Man sprach vom Recht auf psychische und physische Unversehrtheit. Man vergass dabei, dass auch Eltern und Lehrpersonen nicht geschlagen werden dürften.
Nun zeigt sich, dass man viel zu lange die Eltern ausgeklammert hatte, die von Kindern terrorisiert und sogar geschlagen wurden.
In "Der SONNTAG" vom 27. März wurde diese Thematik einmal detaillierter beleuchtet.
Laut diesem Artikel werden Alleinerziehende immer häufiger Opfer von Gewalt der eigenen Kinder.
Ich zitiere:
"Fick dich", schreit Lukas und beschimpft die Mutter, die in seinem Zimmer steht. Sie will, dass er seinen Computer abschaltet. Wie er es eigentlich versprochen hat. Doch die Worte der Mutter nützen nichts mehr.. der 16-jährige rastet aus, droht der Mutter mit Schlägen und drängt sie mit Gewalt aus seinem Zimmer.. Die Mutter fürchtet sich und kann sich nicht mehr durchsetzen.
(Ende Zitat)
Die Zahl der Eltern, die von Kindern terrorisiert wurden, wächst nach Aussage der Mitarbeiter des "Elternnotrufs" ständig.
Das Phänomen ist aber nicht neu. Besonders gefährdet sind alleinerziehende Elternteile. Zwei Drittel der "Täter" sind Knaben. Fünfmal mehr Mütter als Väter gestehen die Ueberforderung und holen extere Hilfe.
Als Ombudsmann der Kantonsschule Schaffhausen und aus meiner Beratertätigkeit kann ich die These vieler Kollegen nicht teilen, die den Grund der Jugendgewalt gegen die Eltern vor allem nur damit begründen, dass die Erziehung anspruchsvoller geworden wei.
Nach meinem Dafürhalten entstehen die meisten Probleme, weil konkrete Vereinbarungen und Spielregeln nicht früh genug und konsequent durchgesetzt worden sind. Viele Eltern waren und sind zu nachsichtig. Sie glauben, das "Laisser faire" lohne sich langfristig. Ihre vernachlässigten Kinder würden dies schätzen und ihnen dankbar bleiben, wenn man sie gewähren lässt und verwöhnt. Diese Eltern sind sich nicht bewusst, dass grenzenloses Gewähren lassen, im Grunde genommen eine Vernachlässigung des Erziehungsauftrages ist.
Dass die mangelnde "Nestwärme" und die fehlende Konstanz der Bezugspersonen das Erziehen erschwert, ist hinlänglich bekannt. Doch das Rad lässt sich leider nicht mehr zurückdrehen. Immer mehr Ehen werden geschieden. Die Eltern müssen - bedingt durch die beidseitige Berufstätigkeit - die Erziehung fremden Institutionen überlassen. Und jene Eltern, die sich den Kindern widmen, werden heute deutlich finanziell benachteiligt.
Der Hauptgrund der Kindergewalt liegt vor allem in der Angst der Eltern vor Interventionen. Es wird zu lange zugewartet und man glaubt, man könne dann die Angelegenheit schon noch korrigieren, wenn die Sache eskaliert. Wenn dann aber alles aus dem Ruder läuft, ist es in der Regel zu spät.
Aus meiner Sicht ist es ein billiger Trost, wenn ein Schulpsychologe schreibt: "Aggressionen können auch ein Hinweis sein, dass das Kind von den Eltern Aufmerksamkeit will."
Dieser Trost hilft den Eltern wenig, wenn sie vom eigenen Kind geschlagen werden.
LINK:
Erziehungsprobleme
20. Apr. 2002 ... Lehrkräfte klagen über aggressive, schlagende oder hyperaktive Jugendliche. ... Ebenso wichtig ist, die Gefühle der Kinder zu reflektieren. ...
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Schon Kleinkinder können aggressiv sein und Eltern schlagen oder beissen.
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