Montag, 17. Januar 2011




Corine Mauch: Von Fettnapf zu Fettnapf








Die jüngste angeblich ehrliche Antwort der Zürcher Stadtpräsidentin an einem Talk ist brisant,  sie sagte, sie bereue es, das Amt  übernommen zu haben. Die Aussage, sie hätte nicht gewusst, auf was sie sich einlasse - ob ironisch oder ernst gemeint - war äusserst brisant und gab verständlicherweise in den Medien viel zu reden.

Vor der Wahl wirkte Corine Mauch aus meiner Sicht recht natürlich, sympathisch und wach. Auch ihre Stimme Klang für mich sehr angenehm. Leider trat sie dann aber laufend in rhetorische Fettnäpfchen. Sie liess erstmals vor der Wahl überrumpeln.


Im Züri Quiz Radio 24 fiel sie auf ein Jux Interview mit Fabian Unteregger herein. Sie kannte die Regel im Umgang mit Medien nicht: Sie hätte wissen müssen, dass man Name und Telefonnummer des angeblichen Anrufers notieren muss  und vor dem Antworten zurückruft.


Corine Mauch mied nach der Wahl die Medien. Im Grunde genommen ist Zurückhaltung gut. Aber von einer Stadtpräsidentin erwartet man doch ein Minimum an Präsenz. Sie wurde als "graue Maus" bezeichnet. 






graue Maus Nagetiere, kleine Säugetiere



 Bei Kurt Aeschbacher machte sie sich später erst recht zur grauen Maus, weil sie sechs Mal betonte: "sie sei keine graue Maus". Für Corine Mauch ist wohl das Phänomen aus der Wahrnehmungspsychologie unbekannt, dass das "NICHT" bei den Zuhörern ausgeblendet wird und die graue Maus - durch die Wiederholung - im Langzeitgedächnis verankert wird. Wenn jemand sagt, "Du darfst Dir keinen roten Elefanten vorstellen! " so sehen wir diesen roten Elefanten.


Am 1. Nov 10 - anlässlich der Einweihung de Theaters in Stadelhofen - hatte Corine Mauch das Manuskript vergessen. Sie liess es beschaffen und die Rede begann dann verspätet. Doch wurde der Auftritt  zum Flop: Der Text wurde emotionslos, trocken abgelesen. Wahrscheinlich hatte die Stadtpräsidentin die Rede nicht selbst konzipiert. Sonst hätte sie ihren Gedanken auch ohne Manuskript frei sagen können oder sogar das vergessene Manuskript zur Geschichte machen können.


 Vor dem 1. Mai 2010 war mir völlig unverständlich, dass Corine Mauch als Stadtpräsidentin den Slogan "Verlieren wir die Beherrschung" nicht als Aufforderung zur Gewalt gesehen hatte.


Bereits bei der Gratulation Mauchs - als Ledergerbers redete - wurde mir bewusst, dass die neue Stadtpräsidentin medienrhetorisch etwas unbeholfen wirkt.


Die jüngste Panne am Talk  rundet nun einfach den Reigen der ungeschickten Auftritte ab. Es ist ein Fettnapf mehr, in den sie hineintappte. Allmählich könnte es nun für die Stadtpräsidentin ungemütlich werden. Es gibt nämlich genügend Politiker, die nur  darauf warten, die Kontrahentin los zu werden.

Es ist für mich unverständlich, dass die Zürcher Stadtpräsidentin aus den bisherigen Fehlern nichts gelernt hat. Nämlich VOR dem Sprechen zu überlegen und die persönlichen Gedanken oder Kernbotschaften zu antizipieren. Ich zweifle daran, dass Corine Mauch eine Hofnärrin hat, die ihr wohlwollend den Spiegel vorhält, damit sie die blinden Flecken erfährt und  sich verbessern kann. Auch Könige hatten auf Rückmeldungen der Freunde verzichtet, weil diese nicht offen die Wahrheit sagen. Sie bestimmten einen Hofnarren, der die Wahrheit offen sagen durfte, ohne dass man ihn strafen konnte.
Die Zürcher Stadtpräsidentin müsste sich sputen und rasch handeln, sonst ist es bald zu spät. 






Ich zitiere den TAGI:


Kaum verstummte die Kritik an der Stadtpräsidentin, tritt sie in ein neues Fettnäpfchen. Was Corine Mauch kürzlich sagte, wird man ihr noch bei den nächsten Stadtratswahlen vorhalten.


Das ist Zunder. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch  wird an einem Talk gefragt, ob sie es bereue, Stadtpräsidentin geworden zu sein. «Ja, diese Momente gibt es täglich», antwortet Mauch und lacht. Und da kracht es im Gebälk: Sämtliche Medien nehmen diese Aussage auf und die Kommentarspalten auf Tagesanzeiger.ch füllen sich im Nu.

Es gibt Dinge, die darf man denken – und für sich behalten. Mauchs Aussage gehört eindeutig dazu. Die Zürcher Stadtpräsidentin ist vom Volk gewählt und schuldet es diesem, sich selbstbewusst vor die Wähler zu stellen und engagiert zu politisieren. Man mag einwenden, die Stadtpräsidentin hätte es gar nicht so gemeint und ihre Aussage umgehend relativiert. Man mag auch einwenden, die rund 50 Zuhörer in der Winterthurer Coalmine hätten dies nicht als Zwiespalt über ihr Amt aufgefasst, sondern als ehrliches und persönliches Votum des Menschen Corine Mauch.


Das Problem ist aber: Diese vervollständigt ein Bild der Stadtpräsidentin Corine Mauch.  Zu häufig erweckte Mauch in den vergangenen zwei Jahren den Eindruck, dass ihr die Lust am Politisieren abhanden gekommen ist, an der Auseinandersetzung mit dem Volk. Endlich wurde es nach einigen gelungenen Reden ruhig um die Auftrittskompetenz Mauchs – und jetzt setzt diese Aussage das Signal: Wenn man sie bei den kommenden Wahlen nicht mehr wählt, tut man ihr einen Gefallen.


Mindestens so problematisch ist jedoch dies: Corine Mauch steht an der Spitze einer Verwaltung, die 24'000 Personen beschäftigt. All diese Menschen gehen täglich zur Arbeit. Manche mit mehr Lust, manche mit weniger. Aber die wenigsten von ihnen dürften auf die Idee kommen, ihrem Chef zu erzählen, dass es neben der Arbeit noch etwas anderes geben sollte. Wem an seinem Job gelegen ist, der tut so etwas einfach nicht. Auch gegenüber den Mitarbeitern der Stadt Zürich setzt dieser Satz das Signal: Unsere Chefin ist nicht mit Leib und Seele dabei.


2014 wird es Stimmbürger geben, die Mauchs Herausforderer wählen und sagen werden: Man tut ihr einen Gefallen, wenn man sie nicht wählt. 


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