Mittwoch, 27. Oktober 2010

Schon wieder:  Kritik hilft dem Provokateur



Beim Minarett -auch beim Schäfchenplakat haben wir bereits darauf hingewiesen: Der Werbeeffekt der SVP Plakate wurde dank der lautstarken Kritik vervielfacht. Die Abbildung wurden  damals als abschreckendes Beispiel im kritischen Text nochmals abgebildet. Die Plakate wurden damit  zusätzlich gratis in allen Medien publiziert. Weil Bilder stärker wirken als Worte, verfehlte das "Kultplakat der SVP" die Wirkung nicht. Es blieb in aller Leute Munde und die Bilder gravierten sich - dank der Wiederholung - in den Köpfen der Stimmberechtigten ein. Die Angriffe haben gewiss SVP Wähler mobilisiert. So wie die SP immer wieder in die Blocherfalle lief, sind die Kritiker der provokativen Plakate immer wieder in  die SVP Falle getappt. Die Bildaussagen trugen wesentlich zur enormen Medienpräsenz der Partei bei. Auch die Proteste gegen die Minarettplakate führten dazu, dass die Plakate im Text nochmals abgebildet wurden. Eine Werbefirma hatte die Fläche der Gratis-Abbildungen aufgenommen und berechnet, was die SVP eigentlich für die Plakate hätte bezahlen müssen. Die gedruckten Bilder waren im Grunde genommen ein Geschenk an die SVP im Betrag von 1 1/2 Millionen Franken.

Bei der jüngsten Aktion stellen wir erneut fest: Die Kritiker sind sich immer noch nicht bewusst, dass sie mit den negativen Beiträgen und den eigebetteten SVP Plakaten das Gedankengut SVP   unterstützen. Denn: Bilder beeinflussen stärker als Worte. Texte bleiben kaum haften - aber die Bildaussagen!






 


Vergewaltiger, Sozialbetrüger, Kinderschänder: Die Plakatkampagne der SVP zur Ausschaffungsinitiative sorgt bei der Bildagentur und beim Fotografen für rote Köpfe.


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Ganz dem Xenophobie-Barometer entsprechend müssen nun nicht mehr Kosovaren und Türken, sondern auch ein fiktiver deutscher Kinderschänder namens Detlev S. herhalten.





Der Serbe Milan Zeremski bietet über die Fotoagentur iStockphoto rund 600 Fotos zum Verkauf an – darunter auch jenes mit einem südländisch aussehenden Gangstertypen. An diesem Sujet hat die PR-Agentur Goal Gefallen gefunden, es für unter hundert Franken gekauft und für die SVP-Plakatkampagne verwendet. «Das ist schrecklich», meint Zeremski.
Was für den Fotografen «schrecklich» ist, aber doch auch ein wenig zum Berufsrisiko gehört, ist für die Bildagentur iStockphoto ein klarer Verstoss gegen die Lizenzvereinbarungen: «Fotos von iStockphoto dürfen auf diese Weise nicht für politische Kampagnen verwendet werden», sagt Sven Ole Schubert, Medienverantwortlicher bei iStockphoto Deutschland, gegenüber der «Aargauer Zeitung». Laut Lizenzvereinbarung dürfen die ohnehin schon üblen Typen auf den Fotos nicht in einem noch übleren Zusammenhang gezeigt werden. In schönstem Juristendeutsch hört sich das so an: Verboten sei die «Nutzung oder Darstellung jeglichen Inhalts, der ein Modell oder eine Person enthält, wenn […] die Person in einer möglicherweise sensiblen Situation dargestellt wird (einschliesslich unter anderem bezogen auf [..] sexuelle oder angedeutete sexuellen Aktivitäten oder Vorlieben, Drogenmissbrauch, strafbares Verhalten [..]).» Es gehe schliesslich um den Schutz der Fotomodelle, so Schubert.


«Das Ganze ist unproblematisch»




Der Sprecher von iStockphoto kündigt an: «Wir werden nun rechtliche Abklärungen machen und an die Veranstalter herantreten.» Die Lizenzvereinbarung enthalte einen Passus, in dem klar vorgeschrieben sei, dass Fotomodelle als solche zu kennzeichnen seien. Diese Kennzeichnung fehlt auf den Plakaten und der Kampagnenwebsite der SVP.
Martin Baltisser, Generalsekretär der SVP, zeigt sich gegenüber der «Aargauer Zeitung» unbeeindruckt: «Unsere Agentur hat die entsprechenden Bildrechte, das Ganze ist unproblematisch.» Und auch der Geschäftsführer der Dübendorfer PR-Agentur Goal, Alexander Sebert, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: «Wir nutzen iStockphoto nun schon seit Jahren, und es gab noch nie Probleme damit.»

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