Mittwoch, 5. Mai 2010

Die cleveren Drahtzieher des Islamischen Zentralrates

Der Vorstand des umstrittenen islamischen Zentralrates verstand es, während weniger Wochen sich eine überdurchschnittliche Medienpräsenz zu verschaffen und die Journalisten mit billigen rhetorischen Tricks in die Defensive zu verbannen.

Die kommunikativ geschulten Exponenten sind Profis im Umgang mit Medien.

Sie nutzen jeden Auftritt als Chance.

Sie provozieren, irritieren und verunsichern. Damit werden die Exponenten des fundamentalistischen Flügels für Journalisten attraktiv. Die "verkleideten" Gläubigen garantieren Einschaltquoten! Damit ist ihre Medienpräsenz gesichert.

Während Wochen wurden und werden sie von Sender zu Sender gereicht. Zeitungen publizieren Interviews mit den wenigen Extremisten. Die paar Exponenten erreichen nun - dank dieser Präsenz- - aussergewöhnlich rasch einen ungewöhnlich grossen Bekanntheitsgrad.

Bereits gibt es Stimmen, die finden, dass man endlich aufhören sollte , die Islam- und Burkathematik so breit abzuhandeln.

Trotz dieser Stimmen, die eine bewusste Zurückhaltung fordern, machen uns Leserbriefe und Blogbeiträge bewusst, dass die Bevölkerung unter einer diffusen Angst vor einer Islamisierung leidet. Ich bin überzeugt, dass dieses Rascheln im Blätterwald nur ein Vorbote eines grösseren Sturms der Entrüstung ist. Die Angst vor einer Islamisierung kann nicht mit den Vorbehalten gegenüber anderen Religionsgruppen ( wie Juden) gleichgesetzt. Es geht um Sonderrechte, um die Weigerung, sich zu integrieren (Integrieren wird laut Zentralrat mit ungerechtfertigter Assimilation gleichgesetzt). Wir müssen die Thematik ansprechen. Lehrkräfte haben längst erkannt, dass es im Alltag zu unüberwindbaren Schwierigkeiten kommt, wenn die Kompromissbereitschaft im Schwimmunterricht, in Klassenlagern, dem fünf maligen Beten fehlt.

Alle Bemühungen, die aktuelle Thematik zu verdrängen, könnte sich nach meinem Dafürhalten später rächen. Das Totschweigen würde zum Bumerang. Wer sich nämlich in der Bevölkerung umhört, merkt, dass bei diesen Problemen ein konkretes Unbehagen verbreitet ist, das nie genau erfasst werden kann.

Ich zitiere die Berner Zeitung:

Cleverness ist dem umstrittenen Vorstand des Islamischen Zentralrates nicht abzusprechen. Der Vorstand besteht aus sieben Männern. Mindestens der Präsident, Nicolas Blancho, beteuert immer wieder, dass er und sein Verein eigentlich zu den gemässigten, Konsens suchenden Muslimen gehören.

Indessen: Der Zentralrat will jetzt auch an vorderster Front gegen ein Verbot der Gesichtsverschleierung muslimischer Frauen kämpfen. Das zeigt eine auf der Homepage des Vereins neu aufgeschaltete Audiodatei. Zu erkennen ist die Stimme des Vorstandmitglieds Qaasim Illi.

Illi und seine Entourage gehen die Sache raffiniert an. Man ist sich im Zentralrat offensichtlich im Klaren, dass sofort der Vorwurf der Unterdrückung der Frauen laut würde, wenn der rein männlich besetzte Vorstand den Kampf gegen das Gesichtsverschleierungs-Verbot selber führen würde. Deshalb schicken Illi und seine Glaubensbrüder nun ausnahmsweise Frauen an die Front. Illi redet in seinem Aufruf den Frauen ins Gewissen.

«Seid kampfbereit»

Illi spricht explizit auch Musliminnen an, die keinen Gesichtsschleier tragen. Die Frauen seien es, die im Namen Allahs den Kampf gegen ein Burka-Verbot führen müssen, sagt er auf der Audiodatei. Wörtlich: «Es kann nicht sein, dass Männer in der Öffentlichkeit auftreten und mit Vehemenz das Kultusrecht auf Niqab- oder Kopftuchtragen einfordern.» Dies sei «nun definitiv Aufgabe der Frauen».

Es gehe nun darum, zu überlegen, «in welcher Art und Weise wir einem möglichen Gesamtschleierverbot in der Schweiz entgegenwirken können». «Seid im Namen Allahs standhaft aber auch kampfbereit», ruft Illi seiner Anhängerschaft zu.

Als Chefkämpferin stellt Illi in seinem Onlinevortrag seine Frau Nora vor: «So ergeht die Empfehlung des Islamischen Zentralrates Schweiz, dass sich Musliminnen ab sofort beginnen zu organisieren.» Und weiter erklärt Illi auf der Tonspur: Die Frauen «sollten sich auf die mögliche Debatte vorbereiten. Und um dies am besten zusammen zu tun, sollten sie sich bei unserer Frauenbeauftragten Nora Illi melden.»

Verhüllte Vorkämpferin

Illis Frau Nora ist wie ihr Ehemann selber auch nicht von Geburt auf Muslimin. Die heute 26-Jährige ist mit 19 zum Islam konvertiert. Sie verlässt ihre vier Wände nur mit jenem Gesichtsschleier, den Muslime Niqab nennen. Auf Anfrage dieser Zeitung schildert sie, wie wichtig ihr der Schleier ist: «Er ist für uns vergleichbar mit einer gottesdienstlichen Handlung der Christen.» Der Gesichtsschleier sei nicht, wie Politiker behaupten, ein mobiles Gefängnis. Im Gegenteil. Wenn es in der Schweiz ein Schleierverbot gäbe, käme dies für sie einem Ausgehverbot gleich. Denn ohne Schleier wolle sie das Haus nicht verlassen, sagt Nora Illi. Das sei für sie Gebot Allahs. Indem sie an die Öffentlichkeit trete, wolle sie zeigen, dass Musliminnen mit Gesichtsschleier nicht «Huschis» seien, sondern selbstbewusste Frauen, die tun, was sie selber für richtig halten. (Berner Zeitung)

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