Verbale Ausraster von Trainern
Quelle 20 Min:
Die skurrilsten Pressekonferenzen: «Schwach, wie eine Flasche leer.» Giovanni Trapattonis legendärer Ausraster von 1998 bleibt wohl ewig in Erinnerung. «Ich habe fertig!» Bild: Keystone/Camay Sungu
«Ihr könnt mir alle einen blasen.» So beschimpfte Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona, der mit seiner Mannschaft dank einem 1:0-Sieg in Uruguay soeben die Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika überstanden hatte, an der Pressekonferenz die versammelte Journalistenschar. «Die argentinische Presse hat mich wie Dreck behandelt, aber trotzdem haben wir uns mit allen Ehren für die WM qualifiziert.» Der «Goldjunge» reagierte mit seiner unflätigen Wutrede auf die für ihn unberechtigte Kritik an seiner Arbeit. Maradona konnte nicht nachvollziehen, dass die Medien an ihm als «Heilsbringer» zweifeln konnten.
Völlers «Weissbier»-Attacke
Die Schimpftirade der «Hand Gottes» erinnerte stark an den Ausraster von Rudi Völler im ARD-Studio von Waldemar Hartmann. Als Bundestrainer holte «Tante Käthe» in einem Live-Interview mit dem Moderator zu einem Rundumschlag gegen die Presse aus. Vor laufender Kamera attackiert Völler die Kommentatoren Gerhard Delling und Günter Netzer wegen ihrer unsachgemässen und negativen Berichterstattung. «Ich kann diesen Scheissdreck nicht mehr hören», sagte der Bundestrainer, ohne einen Seitenhieb für Waldemar Hartmann zu vergessen. «Du sitzt locker hier auf deinem Stuhl und hast drei Weizenbier getrunken», warf er dem Moderator ins Gesicht. Später nahm er das mit dem Weizenbier zurück, den Rest habe er aber so gemeint.
«Wie eine Flasche leer»
Den wohl legendärsten Ausraster an einer Pressekonferenz leistete sich Giovanni Trapattoni. Sein Name wird in Deutschland fast ausschlisslich mit seiner Wutrede gegen die eigenen Bayern-Spieler nach einer Heimniederlage gegen Schalke im Jahr 1998 in Verbindung gebracht. Damals kritisierte «Il Tedesco» grammatikalisch falsch, aber sehr emotional die Einstellung von Mehmet Scholl, Mario Basler und Thomas Strunz. Sätze wie «Was erlaube Struuuunz» und «diese Spieler ware schwach wie ein Flasche leer» blieben in Erinnerung. Und auch sein Schlussatz «Ich habe fertig» wird wohl niemand so schnell vergessen.
Nicht ganz so lustig, dafür umso skurriler war der Auftritt von Klaus Augenthaler als Trainer des abstiegsbedrohten VfL Wolfsburg 2007, als er bei einer Pressekonferenz in 42 Sekunden sich selbst Fragen stellte und diese dann beantwortete. Der Auftritt von Augenthaler hatte grosse Ähnlichkeit mit dem Abschied von Lucien Favre aus Berlin. Nach seiner Entlassung lud der Hertha-Trainer zu einer ausserordentlichen Pressekonferenz. Der Romand las den anwesenden Reportern ein Communiqué vor, das er immer wieder frei sprechend kommentierte.
ERKENNTNIS: Wer in den Medien auftritt müsste vorher lernen, die Balance zwischen Emotion und Sachlichkeit (zwischen Herz und Kopf) zu wahren. Wenn uns die Emotionen übermannen, können wir lernen, unser Aussagen auf die Sachebene zu verlagern. Im Mediensimulator bei K+K können sie verschiedene Techniken lernen, damit Sie vor Mikrofon und Kamera nie mehr die Nerven verlieren.
Image wichtiger als Fakten? (SF EINSTEIN 26.2.09)
Image schlägt die Fakten
Image-Forscher der Uni Zürich beweisen: Ob Medienkonsum oder Politik – das Image beeinflusst die Bevölkerung stärker als die harten Fakten. SP-Präsident Christian Levrat und SVP-Präsident Toni Brunner stellen sich dem Experiment. Reaktionen der Probanden
Damit wird unsere These bestätigt: Die Glaubwürdigkeit einer Aussage hängt von der Person ab. D.h. die Person beeinflusst den Inhalt wesentlicher als bisher angenommen wurde. Fakten werden durch die Person gefärbt, die spricht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen