Dienstag, 25. August 2009

Hayek zu den Konzessionen des Bundespräsidenten mit einem Diktator

Kein Kniefall aus wirtschaftlichen Gründen

Aus einem Interview im Blick:

Nicolas G. Hayek hält nichts von Kniefällen aus wirtschaftlichen Gründen. (Keystone)

Die Freilassung der Geiseln sei das Hauptanliegen, gab ein Vertreter von Economiesuisse gestern auf Radio DRS zu verstehen. Man begrüsse es aber, wenn die Entschuldigung von Merz – wie vom Bundespräsidenten betont – auch die wirtschaftlichen Beziehungen wieder ankurbelt: «Das hoffen wir sehr, Libyen ist ein interessanter Geschäftspartner für die Schweiz», so Economiesuisse.

Herr Hayek, war die Entschuldigung auch aus wirtschaftlichen Interessen sinnvoll? Der einzige Grund, der eine Entschuldigung rechtfertigen könnte, wäre ein humanitärer: die Freilassung der Geiseln. Ein Kniefall aus wirtschaftlichen Interessen kommt für mich absolut nicht in Frage. Ich bin dagegen, dass wir uns aus reinem Profitdenken entschuldigen. Wir Schweizer Industriellen lassen uns doch von der Macht des Geldes nicht einschüchtern!

«Wir Industriellen» – wen meinen Sie damit?

Ich gehe davon aus: praktisch alle Unternehmer der Realwirtschaft. Aber sicher mal die Uhrenindustrie mit ihrem Verband und Swatch Group sowie Hayek Engineering und Belenos Clean Power. Wir geben am Dienstag ein Communiqué heraus.

Da scheint Economiesuisse nicht die ganze Wirtschaft zu vertreten. Dabei hat die Uhrenindustrie ja auch einen Mann in ihrem Vorstandsausschuss.

Ja, Hanspeter Rentsch, aber er ist in der Angelegenheit Libyen nie konsultiert worden. Er hätte eine Stellungnahme der Economie-suisse anders formuliert.

Würde denn die Schweizer Industrie überhaupt profitieren von einer Normalisierung der Beziehungen?

Das spielt doch, wie ich bereits erwähnte, keine Rolle! Aber was feststeht: Die Schweizer Exporte nach Libyen bewegen sich mit ihren 280 Millionen Franken bloss im Promille-Bereich. Gaddafi profitiert viel mehr, importieren wir doch Erdölprodukte für 1,7 Milliarden Franken.

Für die Schweizer Banken ist Libyen aber wichtig.

Gaddafi hat über fünf Milliarden Franken von den Schweizer Banken abgezogen.

Heisst das, dass bei der Economiesuisse mehr die Banken als die Industrie das Sagen haben?

Fragen Sie die Economiesuisse. Aus Leserzuschriften wissen wir: Auch ein Teil der Bevölkerung begrüsst einen Frieden mit Gaddafi, damit wir wieder normal geschäften können. Ich bin aber überzeugt, dass die grosse Mehrheit nicht wegen Geschäften Frieden haben will. Wir Schweizer dürfen nicht soweit kommen, dass wir für Geld alles machen.

Die Schweiz stirbt, wenn sie keine Prinzipien mehr hat.

Kommentar: Es gibt bestimmt Situationen, bei denen es sich lohnt nachzugeben. Nach Hayek: Wenn es um Menschenleben geht. Es gibt jedoch ein wichtiges Verhandlungsprinzip. Jede Seite muss entgegenkommen und jede Seite sollte das Gesicht wahren können. Bei Erpressungen fragen wir uns, ob Probleme langfristig gelöst werden, wenn einseitig nachgegeben wird. Das sehen wir auch bei der Piraterie auf hoher See. Mit den Lösegeldern wurden die Entführungen nicht gestoppt im Gegenteil: Immer mehr Schiffe werden überfallen.

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