Mittwoch, 1. April 2009

Wurde der Bevölkerung mit der Gurtenpflicht das Autofahren vergällt?

Die Antwort ist klar!

Genau so wenig würde mit einer Helmpflicht für Radfahrer das Velofahren an Attraktivität verlieren!

Mir hatte einmal (1992) ein Autofahrer die Vorfahrt auf dem Fahrradstreifen abgeschnitten. Glücklicherweise streifte ich damals mit dem Kopf lediglich die Frontscheibe und mir ging "nur" die Kniescheibe in Brüche und ich kam "nur" mit einigen Knochenbrüchen davon. Ich hatte Glück im Unglück. Es blieben mir jedenfalls keine bleibenden Schäden. Doch wurde mir damals bewusst, dass mich bei einem Aufschlag auf die Scheibe nur ein Helm vor den Tod hätte bewahren können. Ich trug nämlich keinen Helm.

Mir ist deshalb unbegreiflich, dass Velofans die anschauliche SUVA - Aktion "Pro- Helm-tragen" beanstanden und sogar zweifeln, dass ein Helm viel bringe.

Die Werbung kann nur mit krassen Bildern Verhaltensveränderungen bewirken. Die SUVA-Werbung finde ich griffig und richtig.

Ich zitiere Tagi-online:

Helmkampagne ärgert die Velofans

Die Veloverbände ärgern sich über die neue Kampagne der Suva für die Verwendung von Helmen: Sie vergälle den Leuten die Freude am Velo.

(Quelle: Suva)

Eine junge Frau radelt durch die Stadt, lässt sich von einer Kollegin ablenken, erwischt ein Tramgleis und fliegt kopfüber über den Lenker. Man sieht sie noch abheben – und als Nächstes, wie die Wassermelone, die sie zuvor eingekauft hat, an der Kante eines Trottoirs in ihr rotes Mark aufspritzt.

Mit diesem TV-Spot werben die Beratungsstelle für Unfallverhütung und die Suva ab heute für das Tragen des Velohelms. Dies unterstützen eigentlich auch die Veloverbände - und sind doch auf den Spot gar nicht gut zu sprechen. «Das Velofahren wird damit in ein schlechtes Licht gerückt», sagt Marianne Fässler vom Dachverband Pro Velo. Es entstehe der Eindruck, es müsse um sein Leben fürchten, wer sich auf ein Velo wage.

Helm-Werbung ohne Wirkung?

Der Ärger der Velolobby ist umso grösser, als aus ihrer Sicht bereits der Bundesrat den Leuten das Velofahren verderben will. Er hat in seinem Verkehrssicherheitsprogramm Via sicura vorgeschlagen, in einem ersten Schritt einmal für Kinder bis 14 ein Helmobligatorium zu verhängen. Pro Velo befürchtet, dass die Jungen dann noch weniger aufs Velo steigen, und ist in die Gegenoffensive gegangen. Der einseitige Fokus auf den Helm sei falsch, denn dieser nütze weniger als vielfach behauptet. Auch nach 10 Jahren Helmförderung sei in der Unfallstatistik kein Rückgang beim Anteil der Kopfverletzungen sichtbar.

Weniger Schädelverletzungen

Dem widerspricht die Suva. Dank der Helmförderung trügen heute nur noch knapp 5 von 100 verunfallten Radfahrern Schädelverletzungen davon, Tendenz weiter sinkend. Auch die Kritik am TV-Spot lässt der Unfallversicherer nicht gelten. Wer auf eine Gefahr aufmerksam mache, müsse eine gewisse abschreckende Wirkung in Kauf nehmen.

Aus Sicht der Suva wären die Veloverbände darum besser beraten, die Kampagne tatkräftig zu unterstützen. Denn je mehr sie wirkt, desto grösser ist die Chance, dass die generelle Helmpflicht ein Papiertiger bleibt. Denn beim Bundesamt für Strassen möchte man eine solche nur einführen, wenn nicht die Hälfte der Velofahrer freiwillig den Helm aufsetzt. Heute beträgt die Tragquote 40 Prozent. (Tages-Anzeiger)

Fazit: Mit der Kritik an der SVA Werbung leisten die Veloverbände der Prävention von schweren Unfällen einen Bärendienst. Man müsste ihnen für dieses fahrlässige Verhalten eine Kaktus verleihen. Mir ist das so wenig verständlich, wie wenn sich Automobilverbände gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen oder gegen die Gutentragpflicht protestieren würden.

Nachtrag Tagi:

Schock, lass nach! Prävention mit dem Holzhammer

Schock-Kampagnen sind kein Phänomen der Gegenwart. Bereits 1969 warnte ein Totenkopfjunkie an der Zürcher Bahnhofstrasse vor Drogenkonsum. Tagesanzeiger.ch/Newsnetz schaut auf explizite Schweizer Präventionskampagnen zurück.

1/10 Spot der Lungenliga namens «Get your lungs back».

Die neue Velohelm-Kampagne der Suva polarisiert. Zu sehen ist eine stürzende Velofahrerin, im nächsten Bild wird am Trottoir eine aufgespritze Wassermelone gezeigt. Der Nutzen von solchen Kampagnen ist umstritten - gerade in der Raucher-Prävention wird in der Schweiz bisher darauf verzichtet. Andere Kampagnen machten sich Schock-Effekte indes zu Nutzen, wie unsere Bild- und Videostrecke zeigt.

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