Bankgeheimnis - wie weiter?
Die Diskussion ums Bankgeheimnis wird uns die nächsten Woche noch lange beschäftigen. Es gibt verschiedene Konzepte und Vorstellungen, wie die Schweiz dem Druck begegnen kann.
Nach der SP muss die Schweiz sämtliche Konzessionen machen
Die Bürgerlichen wollen für fremde Länder keine Differenzierung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug Für FdP Parteipräsident Pelli ist das Bankgeheimnis gar nicht verhandelbar
Die SVP will am Bankgeheimnis festhalten und bei weiteren Drohungen mit Gegenmassnahmen antworten Eines steht fest: Die USA wird den immensen Druck noch verstärken und Obama will die Steueroasen aushebeln Der Bundesrat sucht nun in heiklen Verhandlungsgesprächen mögliche Lösungen. Bankgeheimnis anpassen: Die Varianten
1. Die Schweiz hält an allen bisherigen Gesetzen fest. 2. Das Bankgeheimnis wird nicht angetastet. Das Zinsbesteuerungsabkommen wird aber weiteren Ländern angeboten, Schlupflöcher werden geschlossen (favorisierte Variante vieler Politiker). 3. Der Begriff «Steuerbetrug» wird nicht mehr so eng definiert. So könnte die Schweiz in mehr Fällen Amtshilfe leisten. Für Schweizer und Ausländer würde das Bankgeheimnis bedingt gelten. 4. Die Schweiz leistet auch bei Steuerhinterziehung Amtshilfe für Steuerbehörden im Ausland. 5. Die Schweiz bietet automatischen Austausch über Kundenkonti an.
(Quelle 20 Min)
Kommentar: Was bei der Problematik Bankgeheimnis und illegale Herausgabe von Kundendaten besonders ärgerlich ist: Dass der Bundesrat nach aussen unterschiedliche Lösungen verlauten liess und auch noch jetzt verlauten lässt. Nach meinem Dafürhalten müsste unserer Exekutive lernen, dass Aussagen und Botschaften koordiniert werden müssen. Von Krisenmanagement ist so wenig zu verspüren. Es scheint, als würde ein Kapitän mit den wichtigsten Offizieren eines Bootes zusammensitzen und diskutieren, was gemacht werden soll, während dessen über ein grossen Leck ständig Wasser einströmt. Es genügt nicht, wenn in einer sochen Krisensituation drei Offiziere viel zu spät hingehen und mit einem kleinen Schöpfkellen allmählich beginnen, Wasser über Bord zu schaffen. Die drei Bundesräte Calmy-Rey, Widmer-Schlumpf und Merz handeln jedoch genau so, wie die drei unfähigen Offiziere.
Die jüngste Panne:
Das Angebot, dass Justizministerin Widmer- Schlumpf am 3. März den USA unterbreitet hatte, war im zuständigen Ausschuss des Bundesrates offenbar nicht abgesprochen.
Das Bankgeheimnis wird somit durchlöchert werden:
Steinbrück will noch mehr Löcher!
Schon wieder geisselt er die Schweiz.
Steinbrück schwingt seine Peitsche wieder
Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück hat der Schweiz abermals Tatenlosigkeit gegenüber Steuerhinterziehern vorgeworfen. Mehr...
Quelle tagi online
Steinbrück will die Schweiz in die Knie zwingen!
Aus Tagi 4.3.09:
Bankgeheimnis: Jekami im Bundesrat
Wenn «grobe Steuerhinterziehung» ein bereits geläufiger Begriff ist, muss wenigstens die Eidgenössische Steuerverwaltung Bescheid wissen. Doch auch hier Fehlanzeige: «Frau Widmer-Schlumpf muss sagen, was sie damit meint», so Pressesprecher Beat Furrer. Vielleicht wissen private Steuerberater mehr. Der Zuger Top-Steuerexperte Werner Räber: «Irrtum vorbehalten, steht kein solcher Begriff im Gesetz.» Am Abend erklärt dann Bundesrats-Sprecher Oswald Sigg: «Grobe Steuerhinterziehung» sei ein nicht-juristischer Sammelbegriff, der noch alles offen lasse. Man wolle nichts präjudizieren.
Der Begriff existiert also irgendwie. Aber was er bedeutet, weiss niemand. Das ist, nicht-juristisch ausgedrückt, grobe Irreführung.
Justizministerin Widmer-Schlumpf - von Amerika zurückgekommen - sprach heute im Radio über die Gespräche mit dem amerikanischen Justizminister. Sie sagte, der Bundesrat wolle keine Feuerwehrübung machen und sich lieber Zeit nehmen, um alle Möglichkeiten zu überdenken. Habe ich richtig gehört? Keine Feuerwehrübung mehr machen? Und es brennt bereits! Es wäre gut gewesen hätte der Bundesrat vor dem jetzigen Flächenbrand Feuerwehrübungen gemacht. Wenn es brennt, gilt es sicherlich auch zu überlegen , zu denken. Aber dann gilt es: RASCH zu handeln. Dem Bundesrat muss leider vorgeworfen werden, dass er laviert und mit sieben unterschiedlichen Stimmen redet. Bundesrätin Widmer- Schlumpf hat recht, wenn sie sagt, es wäre verheerend, wenn der Bundesrat nach aussen nicht einig wäre. Genau das ist aber das Verheerende in der hetuige Situation. Der Bundesrat ist nach AUSSEN alles andere als EINIG.
Nachtrag 2. Teil:
In der Führungscrew Bundesrat gilt derzeit weder die Devise "Einer für Alle", noch "Alle für eine Botschaft". Es scheint dass die Devise gilt: "Jeder gegen jeden!"
Wir lesen heute im Blick:
Couchepin kritisiert Merz!
1. Persönliche Auseinandersetzungen immer mündlich unter vier Augen austragen.
2. Keine Kollegenschelte in der Offentlichkeit. Das dürfte es nie mehr geben! Jeder gegen Jeden (Fortsetzungsgeschichte)
Diesmal Leuthard gegen Merz (Quelle 20 min):
Bundespräsident Merz gerät in der UBS-Krise wegen seines zögerlichen Vorgehens von allen Seiten unter Beschuss – nun auch von Kollegin Doris Leuthard.
Wird momentan selber hart angepackt: Bundespräsident Hans-Rudolf Merz. (Reuters)
«Ich hätte einen anderen Weg gewählt, weil es wichtig ist, dass man schnell reagiert», kritisierte Leuthard den von Hans-Rudolf Merz erst am Mittwoch eingesetzten Ausschuss gegenüber Radio DRS. Die Volkswirtschaftsministerin machte klar, dass sie sich ein «schnelleres Vorgehen» zum Schutz des Bankgeheimnisses gewünscht hätte. Wichtig sei jetzt, dass viele Experten in der Taskforce vertreten seien.
Mit diesen Aussagen ritze Leuthard das Kollegialitätsprinzip, sagt Politologin Regula Stämpfli. Das sei aber verständlich, denn die Schweiz habe noch selten einen so «schwachen und uneinigen» Bundesrat gehabt: «Merz, der ja lange bei der UBS gearbeitet hat, benimmt sich heute wie deren Pressesprecher.» Ihm fehle jegliche politische Sensibiliät, so Stämpfli. Merz agiere zu zögerlich, urteilte unisono auch die Presse: Die Taskforce bestehe aus «Pausenfüllern» («Südostschweiz») und komme «Jahre zu spät» («Landbote»). Auf die Frage eines Journalisten, wieso man erst jetzt reagiere, antwortet Merz entnervt, er befinde sich nicht in einem «Komödienstadel».
Kommentar:
Der Bundesrat müsste wissen (Es gibt in den Departementen genügend Berater):
Krisenkommunikation beginnt vor der Krise!
Das wichtigste ist die Vorbereitung.
Dazu gehören das Entwerfen von Krisenszenarien und das regelmässige Trainieren des Notfalls. Wer bei Ausbruch einer Krise zuerst ein Krisenkommunikations-Konzept erstellen muss, läuft dem Geschehen hinterher. Wo ist der Krisenstab? Welche Person führt die Krise? Wer managt die Botschaften? Die Antworten auf diese zentralen Fragen fehlen.
Nach dem bisherigen Verhalten des Bundesrates beim Streit rund ums Bankgeheimnis, hat er die Vorwürfe zu wenig antizipiert, obwohl er schon lange gewusst hatte, was es geschlagen hat.
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