Politiker und ihre Verbal- Attacken
Nicht alle Politiker sind "anständig" und kennen den Unterschied nicht zwischen zulässigen Provokationen und verletzenden Beleidigungen.
Ich zitiere Blick-online:
«Leuthard streut uns Sand in die Augen», sagte Ex-SVP Präsident Ueli Maurer über die CVP-Bundesrätin.
Doch er kann auch anders: Samuel Schmid und Eveline Widmer-Schlumpf seien Blinddärme, die zu entfernen seien. Und wer SP wähle, habe nicht alle Tassen im Schrank.
Solche hetzerischen Ergüsse sind nicht nur im SVP-Lager beliebt. In einem scheinbaren Versprecher verglich Bundespräsident Pascal Couchepin Christoph Mörgeli mit dem KZ-Arzt Mengele.
Böse Kommentare und Lästerei
«Gelegentlich wäre eine Blutprobe fällig», kommentierte der Moritz Leuenberger das bundesrätliche Nein zu verbrauchsabhängigen Importsteuern für Autos. Damit warf er seinen Bundesratskollegen vor, in der Umwelt- und Verkehrspolitik unzurechnungsfähig, ja betrunken zu agieren. Oder ein anderes Beispiel: Blocher habe wenigstens das Wort «Toleranz» kennen gelernt, lästerte der Verkehrsminister nach einer Diskussion über die Toleranzwerte bei Radarfallen.
Blocher selbst war in seiner Amtszeit auch nicht frei von Anschuldigungen und Beleidigungen. Der Bundesrat – eine Versammlung von Anstandslosen? Der alt Bundesrat findet jedenfalls zuviel Höflichkeit in der Politik immer noch fehl am Platz.
Provokation für Reaktion
Es seien nicht die Anständigen, welche die Politik voranbrächten, sagte Blocher gestern in einer Rede in Uster. Blocher meint: «Es ist nicht anständig, den Mund zu halten, wo ein deutliches Wort am Platz wäre.» Er habe in seinem Leben oft mehr unter der «anständigen» Verlogenheit gelitten als unter dem direkten Wort.
Dem fügte der von der Zürcher SVP ernannte Wieder-Bundesratskandidat an: «Man muss zuweilen provozieren, um eine richtige Reaktion auf Fehlentwicklungen zu bewirken.»
Kommentar: Zwischen offenen, klaren, ehrlichen, unverblümten Aeusserungen und taktlosen, beleidigenden, verletzenden Bemerkungen ist ein enormer Unterschied.
Hält mit Worten nicht zurück: alt Bundesrat Christoph Blocher. (Keystone)
Auch er nimmt kein Blatt vor den Mun
Bundespräsident Pascal Couchepin. (Keystone)Nachtrag: Das Plädoyer Blochers am Ustertag für weniger Anstand führte erneut zu einem Medienecho (Uebrigens die gut vorbereiteten, konzertierten Rede, war kräfig, amüsant und historisch gut recherchiert. Sodass die Vermutung nahe liegt, dass sie aus der Feder von Blochers Vordenker Mörgeli stammen könnte). Wenn Klartext gesprochen wird , fand Blocher, so werden Form und Stil verurteilt, besonders wenn man selbst bestimmen könne, was Anstand ist. Anstand - dieses Wort - komme in der Bibel keine einziges Mal vor, predigte der Pfarrersohn und plädierte für mehr Unanständigkeit in der Politik. Aus die Frage, ob man auch mit Schwächeren unanständig sein dürfe, schwieg Blocher. Blocher war fürd REDEN. Ich frage mich, ob in Kommunnunikationsprozessen das HOEREN nicht Vorrang haben müsste. Doch: Das Zuhören war seit je Blochers Schwäche.
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