Aus der Unterrichtspraxis:
Ein Startritual einer Lehrerin, die mich beeindruckt hat.
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Ich kenne Lehrkräfte, die nicht nur das Schuljahr oder den Schultag bewusst mit einem Ritual eröffnen und schliessen.
Anfang und Ende jeder Unterrichtseinheit sollte bewusst zelebriert werden, Ich kenne eine Oberstufenlehrerin, die den Morgen stets mit dem gleichen Ritual angefangen hatte. So wie früher Schülerinnen und Schüler aufgestanden sind, wenn eine Lehrperson das Zimmer betrat oder der Unterricht mit einem Gebet oder Lied eröffnet worden war, so schlug diese Lehrerin am Anfang zuerst immer an eine grosse Klangschale. Dabei mussten sich die Klasse mäuschenstill verhalten und zwar so lange, bis der Ton verklungen war. Diese Konzentrationsübung erstreckte sich oft recht lang. Die Lehrerin erzählte mir, dass sich dieses Ritual mehrfach gelohnt habe: Das Ritual beruhigte die ganze Klasse. Es gab keine Seitengespräche mehr und der Unterricht konnte mit geöffneten Ohren schneller begonnen werden. Diese Hörübung habe sich nach Wochen auf das ganze Kommunikationsverhalten positiv ausgewirkt. Als sie nach einigen Wochen dieses Ritual abgebrochen hatte, vermissten erstaunlicherweise recht viele Kinder dieses Eintauchen in die Welt der Stille. Sie hatten in der Schule etwas erlebt, was im Alltag kaum mehr der Fall ist. Denn heute lassen sich Jugendliche schon dem Schulweg - auch bei den Hausaufgaben - mit Musik nicht nur berieseln, sondern meist laut beschallen. Mehr als die Hälfte der Klasse sehnte sich erstaunlicherweise nach dem Ritual des Hörens zurück und ein Knabe fragte: Wann machen wir wieder „Gong hören“? Die Schüler hatten sich an diese aussergewöhnliche Situation, an das Ritual schon gewöhnt. Die Lehrerin verzichtete auf eine psychologische Erläuterung zu dieser "Meditationsform". Sie nahm den Brauch wieder auf. Die Klasse hatte die bereichernde Erfahrung gemacht : Stille tut gut.
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