Power Napping -
Powernapping: Schlafen am Arbeitsplatz
Ein kurzes Nickerchen am Schreibtisch - das wünscht sich fast jeder, doch in der Regel traut sich keiner. Dabei hätte die kurze Entspannungsphase im Büroalltag durchaus ihren Sinn: Experten betonen seit langem, dass ein kurzer Schlaf zur Mittagszeit die Leistung steigert. [Karriere Journal]
In den Vereinigten Staaten hat das Mittagsschläfchen schon seit einiger Zeit eine Renaissance erfahren, und zwar unter dem neunen Namen «Power Napping». Der «Power Nap» findet im Unterschied zum normalen Mittagsschläfchen offiziell am Arbeitsplatz statt und lässt die Leistungskurven der Mitarbeiter in die Höhe schnellen, dies sagen verschiedene Studien.
Verschiedene berühmte Persönlichkeiten legten sich erwiesenermassen über Mittag gern aufs Ohr. So: Winston Churchill, Konrad Adenauer, sowie Napoleon, Albert Einstein oder auch Salvador Dalí. Niemand kann ihren deswegen Untätigkeit vorwerfen. Churchill verteidigte sein mittägliches Schlafritual mit den Worten: «Zwischen Mittagessen und Abendessen muss man schlafen (. . .), denken Sie bloss nicht, dass Sie weniger Arbeit schaffen, wenn Sie am Tag schlafen. Das ist eine dumme Idee von Leuten ohne Vorstellungsvermögen. Sie werden sogar mehr bewerkstelligen. Sie bekommen zwei Tage in einem - nun, mindestens eineinhalb, da bin ich mir sicher.»
Heute schläft der Mensch wesentlich weniger als noch in früheren Zeiten. Das Maschinenzeitalter liess keine Siesta mehr zu. In den USA (nach einem Bericht der Cornell-Universität im amerikanischen Bundesstaat New York) schlief der Durchschnittsamerikaner im 19. Jahrhundert rund zehn Stunden, heute sind es nach diesem Bericht nur noch sieben Stunden. Ein Drittel der Amerikaner soll sogar weniger als sechs Stunden schlafen. James B. Mass, der der Cornell - Universität hat einen Mittagsschlaf-Versuch mit einer repräsentativen Personengruppe durchgeführt hat. Er kommt zum Schluss, dass ein 20-minütiges Nickerchen - ein sogenannter «Power Nap» - hilfreich sei. Der "Nap" wirke erfrischend, steigere die Konzentration, die Motivation und senke die Fehlerquote. Der Schlafforscher William Anthony von der Universität Boston setzt sich sogar für einen den nationalen Tag des Mittagsschlafs am Arbeitsplatz ein («National Workplace Napping Day»). Es gibt Unternehmen in den USA, die haben diese Idee aufgenommen und bieten ihren Angestellten Räumlichkeit und Gelegenheit zum offiziellen Minischlaf am Arbeitsplatz an.
Lieber Schlafen als Sport in der Mittagspause
Prof. Jürgen Zulley, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Universität Regensburg, Deutschland, Autor zahlreicher Publikationen zum Thema «innere Uhr», teilt die Einschätzung seiner amerikanischen Kollegen über die leistungssteigernde Wirkung des Mittagsschlafs. Die positive Wirkung sei belegt. Wer über Mittag kurz schlummere, gehe am Nachmittag erfrischt und konzentrierter ans Werk, betont Zulley. Der Körper erfährt im Laufe von 24 Stunden zwei Leistungstiefs, eines während der Nacht, das zweite um die Mittagszeit, wobei letzteres schwächer ausgeprägt ist als das nächtliche. Ueber Mittag müsse nicht zwingend geschlafen werden, eine Ruhepause entspreche bereits der biologischen Grundausstattung des Menschen, sagt dieser Schlafforscher. Wer jedoch ausgerechnet zu dieser Zeit ins Fitnesscenter geht - typische «Büromenschen» neigen heute recht häufig dazu -, handelt nach schlafmedizinischen Erkenntnissen gegen die innere Uhr. Vom Sport über Mittag sei daher abzuraten. Das Mittagschläfchen ist somit keine Modeerscheinung . Die Renaissance des Nickerchens kommt nicht zuletzt daher, weil die Siesta in Europa (aber auch in Asien) eine alte Tradition hat.
Dennoch hat das Mittagsschläfchen immer noch ein Imageproblem
Das offizielle Nickerchen wird oft als Schwächezeichen gesehen. So nehmen Unternehmen lieber in Kauf, dass am Nachmittag weniger gut gearbeitet als dass man den Mitarbeitenden ein Schläfchen offiziell erlaubt oder gar mit entsprechenden Infrastrukturen ermöglicht. Es ist durchaus vorstellbar, dass in vielen Betrieben trotzdem über Mittag geschlafen wird, nur heimlich.
Und in der Schweiz? Wie verträgt sich das Mittagsschläfchen mit der schweizerischen Arbeitsmoral? Das Pharmaunternehmen Roche weist immerhin in einem Ratgeberartikel über den Schlaf auf die Möglichkeit eines Nickerchens bei Tage hin. Bei den Angestellten hat sich der «Power Nap» noch nicht etabliert, wie Sprecher Horst Kramer sagt. Der Mittagsschlaf sei aber keine «unbekannte Grösse». Bei Roche gibt es einen Aufenthaltsraum, eine Cafeteria und eine Bibliothek, die sich für die Pause anbieten. «Power Napper», meint Kramer, brauchen auch nicht unbedingt einen speziellen Raum, um ihr Mittagsschläfchen zu absolvieren, sehr wohl könne auch am Arbeitsplatz selbst, also am Bürotisch, ein kurzes Nickerchen eingelegt werden.
Bei der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers ist der «Power Nap» ein Thema, und zwar in Zusammenhang mit dem baldigen Bezug eines neuen Gebäudes in Zürich Oerlikon mit dem Namen «Cityport», wie Sprecherin Claudia sagte. Hier sollen den Unternehmensberatern Räume fürs «Energieschlafen» zur Verfügung stehen. Bei IBM ist der «Power Nap» bereits institutionalisiert, zumindest was die Infrastruktur angeht. Schon seit sechs Jahren, sagt Sprecherin Susanne Orozco, steht der Belegschaft ein Ruheraum mit drei Liegematten und einer Sitzgruppe für eine Auszeit oder ein Mittagsschläfchen zur Verfügung. Der Ruheraum kam auf Grund einer Mitarbeiterinitiative zustande und hat heute eine Art Stammkundschaft.
So auch beim Universitätsspital Zürich. Nach Susanna Wittek, Präsidentin des Personalausschusses, werden die beiden zur Verfügung stehenden Ruheräume mit Liegemöglichkeit rege benutzt, vor allem zwischen 12 Uhr 30 und 13 Uhr 30. In Zeiten der Raumknappheit allerdings, räumt Wittek ein, müsse man die Ruheräume zuweilen bei der Direktion durchaus verteidigen, zumal die Auslastung über den ganzen Tag gesehen eher bescheiden sei.
Beim Bund wurde nicht nachgefragt. Wahrscheinlich geht man davon aus, dass Beamte ohnehin während der Arbeit genügend schlafen können.
Ich zitiere Wikipedia:
Tagschlaf
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Tagschlaf (auch: Tagschlafepisode) bezeichnet einen Schlaf außerhalb der nächtlichen Hauptschlafphase. Am bekanntesten ist er in Form des Mittagsschlafes. Er sollte zwischen 5 und 90 Minuten dauern, um den Körper zu regenerieren. Nach Meinung von Schlafforschern erhöht sich durch einen kurzen Tagschlaf die Konzentrations-, Leistungs- und Reaktionsfähigkeit.[1]
Es gibt verschiedene umgangssprachliche Ausdrücke wie Schläfchen, Nickerchen, Mittagsschlaf, Energieschlaf, Catnap, Nicker oder Superschlaf. Das Nickerchen in der Öffentlichkeit wird in Japan als Inemuri bezeichnet.
In verschiedenen Kulturen werden kurze regenerative Pausen wie die Siesta gepflegt.
Aus Innovations report:
Das Team um Robert Stickgold von der Harvard University geht davon aus, dass das neurale Netzwerk in der Sehrinde des Gehirns durch wiederholte Tests stufenweise mit Informationen übersättigt wird und dieses Areal so von einer Weiterverarbeitung der Wahrnehmung abhält. Es könnte sein, dass ein Burnout "ein Mechanismus des Gehirns ist, Informationen zu erhalten, die zwar weiterverarbeitet wurden, sich aber durch den Schlaf noch nicht im Gedächtnis zusammen gefügt haben", so die Forscher. Das Harvard-Team ergänzte das Testprogramm mit Aufgaben, die motorische Fähigkeiten und die Rolle des Schlafes verknüpften. Wie Stickgold darüber hinaus in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Neuron erklärte, führte der Morgenschlaf (zwei Stunden vor dem Erwachen) dazu, dass Fingertippübungen um 20 Prozent schneller ausgeführt werden konnten. Dabei mussten Rechtshänder eine Zahlenfolge mit der linken Hand so schnell und genau wie möglich 30 Sekunden lang tippen.
Siehe Beitrag in rhetorik.ch: Stichwort "Saegeblatteffekt" im Inhaltverzeichnis unter S anklicken
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