Aus Talks aussteigen - ein bewusster Werbegag?
Alles was aussergewöhnlich ist, was auffällt, findet besondere Beachtung und wird länger im Gedächtnis behalten
Ich zitiere eine Reihe bekannter "Talkabbrecher, die im You tube "verewigt" sind.
Quelle: Blick am Abend-online:
In der Serie der grössten TV-Skandale werfen wir einen Blick auf berühmte «Walk-outs»: Gäste, die mitten in der Sendung aufstehen und gehen.
SVP Präsident Ueli Maurer rastet aus!, 01:16
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Es gab Zeiten, da konnte sich die ganze Schweiz noch über den «Club» des Schweizer Fernsehens ereifern. 1986 kam es im damaligen «Ziischtigs-Club» zum Eklat. Moderator Georg Radanowicz unterhielt sich mit Gästen wie Elfie Casty, Annette Ringier und René Simmen über das Thema «Essen oder Abnehmen: Zielkonflikt nach den Festtagen».
Den Künstler Dieter Roth († 1998) interessierte seine Weinflasche allerdings mehr «Ich fresse, was ich will», sagte er stock betrunken und attackierte die Gäste. Für ihn wurde nur «Bla-Bla» geschwatzt.
Dann stand er auf, um – wie er sagte, «seichen» zu gehen. Dabei machter mit den Fingern eindeutige Bewegungen. Hunderte Zuschauer empörten sich nach der Sendung. Annette Ringier damals im BLICK: «Ich fragte mich, ob wir Bla-Bla redeten, weil uns Dieter Roth störte oder ob Dieter Roth störte, weil wir Bla-Bla redeten.»
Der «Fall» Roth zeigt: Wenn Talkgäste die Runde verlassen, ist das immer sehr effizient, wenn auch fast immer kalkuliert.
Ueli Maurer haute mal bei «TalkTäglich» ab. Roland Kaiser verliess Karl Dall, nachdem dieser zu ihm gesagt hatte: «Nun sing schon mal, damit wir’s hinter uns haben.» Bettina Böttinger kam zu Harald Schmidt, nur um gleich wieder zu verschwinden, weil er sie mit einer Kloschüssel verglichen hatte.
Aus einer Sendung zu verschwinden, ist beste PR. So nützte es auch Eva Herman, als sie ZDF-Talker Johannes B. Kerner aus seiner Talkshow komplimentierte. Sie wollte ihre Äusserungen zu den familiären Werten im Nationalsozialismus nicht kommentieren. Herman war so plötzlich wieder in der Opferrolle, was ihr nützte.
Kommentar: Ich habe festgestellt, dass es Moderatoren nicht schätzen, wenn eine Sendung mit einem Talkabbrecher gestört wird. Meist ist dann der Moderator irritiert, kann den Faden verlieren, ist gestresst und hat unbewusst ein schlechtes Gewissen. Er befürchtet, dass man ihm vorwerfen könnte, er sei zu wenig dialogfähig oder könne mit Menschen nicht umgehen. Für Kerner hatte der Rauswurf negative Folgen. Oft kommt es nämlich bei den Zuschaueren zu einem Mitleideffekt. Im Fall Kerner war der Abbruch für ihn ein kontraproduktiv. Ich kommentierte diese Geschichte ausführlich in rhetorik AKTUELL (Stichwort Kerner im Suchfenster eingeben).
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