Mittwoch, 4. Juni 2008

Hillary hat Mühe mit den Tatsachen- sie peilt den Vize-Posten an

Ich zitiere espace.ch:

Hillary Rodham Clinton weiss, dass ihr Rivale Barack Obama die Demokraten in die US-Präsidentenwahl führen wird. Gründe für das Straucheln der Favoritin.

Das Dementi kam innerhalb von zehn Minuten. Kaum hatte die grösste amerikanische Nachrichtenagentur gestern gemeldet, Hillary Rodham Clinton werde in der Nacht auf heute in New York ihre Niederlage eingestehen, bombardierten ihre engsten Berater die TV-Sender mit Anrufen. Tenor: Alles erstunken und erlogen. Allerdings, gab Wahlkampfchef Terry McAuliffe zu, werde sie Konkurrent Barack Obama wohl gratulieren, sobald der die absolute Mehrheit aller Delegierten erreicht. Das jedoch war nach den letzten beiden Vorwahlen in South Dakota und Montana nur noch eine Frage von Stunden.

Clinton fällt es schwer, zuzugeben, dass sie verloren hat – weil sie sonst ihre letzte Verhandlungsmasse verlieren würde.

Es gilt, die Scherben aufzuräumen, die ein langer, historischer und für sie am Ende enttäuschender Wahlkampf hinterlassen hat. Da wären zum einen die Schulden, die sie anhäufte, insgesamt sollen es 40 Millionen Dollar sein. Mindestens elf davon zahlte sie aus eigener Tasche. Zudem stellt sich die Frage, was aus ihr nun wird. Eine führende Kraft im Senat, so wie dies Ted Kennedy nach seiner gescheiterten Präsidentschaftskandidatur im Jahr 1980 wurde? Gouverneurin von New York, ihrem neuen Heimatstaat? Gesundheitsministerin im Kabinett von Präsident Obama? Oder doch Vize-Präsidentin?

Und natürlich, ob und wie sie ihre Anhänger dazu bewegen wird, im November für ihren Parteikollegen zu stimmen. Ohne ein klares Wort von ihr wird er gegen den Republikaner John McCain verlieren.

Aufräumen hinter der Kulisse

Es spricht also einiges dafür, die Illusion ein bisschen länger aufrechtzuerhalten, sie sei noch nicht am Ende. Hinter den Kulissen allerdings wird aufgeräumt. Ihre Helfer treten den Heimweg an, die Wahlkampfleitung bittet um Einreichung der Ausgabenbelege bis Ende der Woche.

Wenn sich der Staub gelegt hat, wird Clinton sich vielleicht fragen, was schief ging.

Warum sie den Traum nicht erreichte, an dessen Verwirklichung sie in den vergangenen zehn Jahren gearbeitet hatte. Und das gegen einen Senator, der noch nicht einmal seine erste Amtszeit in Washington beendet hat.

Falsche Strategie

Da war zum Beispiel der Irrglaube der Unverletzlichkeit. «Sie ist nicht aufzuhalten», frohlockte John Catsimatidis, ein zentrales Mitglied von Clintons Finanzteam, im Februar 2007, «sie hat eine gut geölte Wahlkampfmaschine.» Gut geölt vielleicht, aber aus dem 20. Jahrhundert. Während Clinton sich darauf verliess, dass sie über die Netzwerke des Partei-Establishments ausreichend Geld einsammeln und genug Freiwillige vor Ort rekrutieren würde, erkannte Obama die Zeichen der Zeit. Er nutzte das Internet als Kommunikationsplattform und nie versiegende Geldmaschine. Für Clinton gaben wenige Spender viel, Obama zielte darauf, dass viele ein wenig Geld geben. Und dann noch ein wenig mehr.

Millionen gesammelt

Von Januar 2007 bis Ende April 2008 hatte die Senatorin 215 Millionen Dollar gesammelt, so viel, wie 1988 im gesamten Vorwahlkampf beider Grossparteien zusammenkam. Obama allerdings brachte es gemäss dem Center for Responsive Politics innerhalb des gleichen Zeitraums auf 264 Millionen Dollar – und seine 1,5 Millionen Spender haben das staatlich vorgeschriebene Limit von 2300 Dollar pro Person während der Vorwahlen noch lange nicht erreicht.

Clinton leistete sich weitere haarsträubende Fehler:

Sie unterschätzte die Bedeutung der Parteiversammlungen in Staaten wie Utah oder Wyoming, bei denen Obama mit relativ wenig Aufwand viele Delegierte einsammelte. Clinton dagegen gewann die Vorwahlen in grossen Bundesstaaten wie Kalifornien und New York, aber wenn es an das Verteilen der Delegiertenstimmen ging, machte sie kaum Boden gut.

So richtig haben Hillary und ihr Mann Bill Clinton wohl auch die neue Medienwelt nicht verstanden. Früher durfte man sich im Wahlkampf in einem Kaff in der Provinz einen Spruch erlauben, der vielleicht nicht zu 100 Prozent auf der Wahrheit beruhte. Heute laufen solche Verdrehungen Stunden später auf der Internet-Plattform Youtube in der Endlosschleife und werden dankbar von den hungrigen TV-Nachrichtensendern aufgegriffen.

Lange Suche nach der Botschaft

Schliesslich fand Hillary Clinton ihre Botschaft viel zu spät. Zuerst wollte sie eine Agentin des Wechsels sein, doch «Change» verkörperte Obama überzeugender. Dann wollte sie mit ihrer Erfahrung punkten. Doch das klang nach jenem alten Parteikader, das dem Kriegsherrn George W. Bush die Steigbügel gehalten hatte. Nun bietet sie dem Land Lösungen an und kann damit ihre Stärken ausspielen: Faktenwissen und ein ausgeklügeltes politisches Programm. Ihre starken Momente hatte Hillary Clinton immer dann, wenn sie das von ihren Beratern entworfene Korsett durchbrach und für einen Moment wie ein Mensch wirkte.

Vor einem Jahr lag sie mit 20 Prozentpunkten vor Obama, nun wird sie die Segel streichen. Dabei lassen sich ironischerweise überzeugende Argumente dafür finden, dass sie gegen den Republikaner John McCain im November die besseren Chancen hätte.

Doch die Parteifunktionäre (und damit die Super-Delegierten) haben sich von ihr abgewendet. Es bliebe ihr nur ein schmutziger Grabenkampf oder die Hoffnung, dass Obama irgendwie von der Bildfläche verschwindet.

Soweit wird selbst die eiserne Hillary nicht gehen, meint der demokratische Stratege John Anzalone:

«Sie weiss, dass sie nur eine Zukunft haben kann, wenn sie Obama unterstützt. Nicht, wenn sie seine Chancen zerstört.»

Kommentar: Hillary bleibt sich treu. Sie kann nicht über den Schatten springen. Sie ist krankhaft ehrgeizig, verbissen, uneinsichtig und starrköpfig. Trotz der Niederlage, gibt sie sich wie eine Siegerin. Fürs weisse Haus hat sie alles geopfert. Jetzt geht es darum das Maximum herauszuholen. Sie hofft, Vizepräsidentin zu werden. Obama ist auf Hillary angewiesen- das weiss sie.

Ohne ein klares Wort von ihr wird er gegen den Republikaner John McCain verlieren.

Obama muss sich deshalb mit der eiseren Lady zwangsläufig auseinandersetzen. Er kann sie nicht vor den Kopf stossen. Das weiss Hillary und wird diese Situation ausschlachten, obwohl die Oeffentlichkeit die Verbissenheit bis ans bittere Ende nicht versteht.

Der Nachtrag bestätigt unsere These:

Clinton pokert um Posten und Macht

REUTERS

Noch weigert sich Hillary Clinton, ihre Niederlage im US-Vorwahlkampf offiziell anzuerkennen, denn sie will sich eine Machtposition im Dunstkreis Barack Obamas sichern - womöglich sogar die Vizepräsidentschaft. Der Sieger könnte am Ende keine andere Wahl haben.

Hillary versteht es zu pokern. Sie weiss genau, Obama ist auf ihre Unterstützung angewiesen. Diese Situation wird sie weidlich ausnützen.

<

Obamas Dilemma: Er braucht Hillarys Unterstützung anderseits wäre seine These "Change" unglaubwürdig, wenn er eine Politikern der letzten Generation - die im weissen Haus gelebt hatte und das hergebrachte Bild verkörpert - zu sich an die Spitze nimmt.

Keine Kommentare: