Sonntag, 2. Dezember 2007

Der Todesschütze von Höngg war militanter Punker und Anti WEF Aktivist

Seine Vorliebe: Killerspiele!

Die Frage, ob die Bluttat des 21-jährigen Wehrmanns am 23. November in Höngg bei ausreichendem Informationsfluss zwischen Justiz und Armee hätte verhindert werden können, beschäftigten heute mehrere Sonntagszeitungen. Dass die Vorstrafen des Täters bekannt gewesen waren, als er in die RS einrückte, ist gesichert.

VBS-Sprecher Sebastian Hueber konnte nicht bestätigen, dass die geahndete Sachbeschädigung des 21-jährigen einen gewalt-extremistischen Hintergrund gehabt habe. Dies wäre ein klarer Fall für den Ausschluss aus der Armee gewesen. Der Rekrut vor der RS mehrfach gewalttätig.

Laut Bericht der «SonntagsZeitung» hatte der Täter am 29. Januar 2006 bei WEF-Protesten in Zürich einen Molotow-Cocktail in die Eingangshalle der Exportförderungsorganisation Osec geworfen.

Weshalb werden Gewalttäter in der Armee im Schiessen ausgebildet?

Armeekreisen forderten zu Recht, bei der Information über die Strafregister bei der Einberufung volle Transparenz zu schaffen. Es darf nicht sein, dass das geltende Datenschutzgesetz, wichtige Informationen fehlen .

Eine verständliche Forderung: Strafregister vor der RS öffnen

Nach «NZZ am Sonntag» wird Brigadier Daniel Berger zitiert. Er würde es als nützlich erachten, wenn dem Kommandanten bei Dienstbeginn allfällige Vorstrafen seiner Leute systematisch mitgeteilt würden. Der Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), Michele Moor, schlägt sogar vor, den Strafregisterauszug jedes Rekruten zu überprüfen, bevor ihm die Armeewaffe abgegeben wird, wie er zu einem Bericht der Zeitung «Sonntag» bestätigte. Denn der Strafregisterauszug beim Erwerb einer Schusswaffe im Zivilen wird schon lange verlangt.

Der Täter liebte Killerspiele

Die Amokläufer von Tuusula in Finnland, von Erfurt in Deutschland und der Todesschütze vom Hönggerberg hatten alle etwas Gemeinsames: Sie alle spielten in der Freizeit obsessiv die gewaltverherrlichenden Videogames und Kriegsspiele auf dem Computer. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei beim 21-jährigen Höngger Todesschütze stapelweise Computerspiele - Killerspiele mit blutigem, menschenverachtendem Inhalt (Quelle 20 Minuten).

Der Todesschütze war nicht nur als gewalttätiger Punker bekannt. Ich zitiere heute.online:

«Er ist immer aus der Reihe getanzt», sagt X. L.* (19), der mit dem Täter von Höngg sechs Jahre lang die selbe Schule in Islisberg AG besucht hat.

Der Todesschütze Luis W.* (21) sei ein auffälliger Schüler mit einem losen Mundwerk gewesen: «Seine Lebenseinstellung war die Anarchie.» Schon seit der siebten Klasse habe er regelmässig gekifft und abends beim Fussballplatz Bier getrunken. Am anderen Morgen gabs dann jeweils Probleme mit den Lehrern: «Die waren gar nicht gut auf ihn zu sprechen. Er kannte halt keine Regeln

War auf der Strasse daheim

Unter seinem Verhalten litten auch die schulischen Leistungen. Luis W. hatte Mühe, im Unterricht nachzukommen und daher schlechte Noten. Sein Leben soll lange mehr oder weniger auf der Strasse stattgefunden haben. «Ausserdem hat er ein zwei- bis dreijähriges Kind, das er nicht versorgen konnte», sagt X. L. «Er kannte seine Freundin aus der Punk-Szene.» Ansonsten sei Luis W. immer ein Einzelgänger gewesen.

Er hatte immer ein Messer dabei

Der Täter hatte auch andere Waffen im Besitz, weiss X. L.. «Er trug meistens ein Messer auf sich.»

Ende Zitat.

Kommentar: Der Einfluss der Killerspiele kann Kinder abstumpfen und unter gewissen psychischen Konstellationen gravierende Folgen haben. Es ist ein altes Postulat, Killerprogramme zum Schutz labiler Kinder zu sperren. Dass in der Armee nur bei Offiziersanwärtern ein Leumundzeugnis angefordert werden kann, ist unverständlich. Wer mit Waffen umgehen lernt, müsste nachweisen, dass er keine Gewalttaten auf dem Kerbholz hat. Militante Gewalttäter aus der linken und rechten Szene haben in der Armee nichts zu suchen.

Nachtrag vom 4.12.07:

Experten haben das Wort

«Eltern in die Pflicht nehmen» Daniel Süss, Privatdozent für Publizistikwissenschaft und Medienpädagogik an der Universität Zürich fordert eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Thema Computerspiele: «Ein Verbot bringt wenig, es führt nur zur Tabuisierung und macht extreme Spiele erst attraktiv. Vielmehr sollten die bereits bestehenden Gesetze konsequent angewendet werden.»

Daniel Süss will, das Erziehungsberechtigte mehr in die Pflicht genommen werden. «Spielen wird erst dann gefährlich, wenn Spielende schon in einem gewaltorientierten Umfeld leben», sagt er.

Roland Näf-Piera hingegen glaubt: «Die Wiederholung des Tötungsvorgangs als Erfolgserlebnis senkt die Hemmungen.»

Ob die Initiative (Verbot von Killergames) etwas verändert, ist noch nicht entschieden. Bei Vorstössen zum gleichen Thema wurde bisher auf die bestehende Gesetzgebung und die Pflicht der Kantone verwiesen, Verstössen nachzugehen.

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Aus einem Interview mit Daniel Suess* (Tagi online)

Spielt es eine Rolle, ob Jugendliche Brutalo-Filme schauen oder Brutalo-Computer-Games spielen?

In experimentellen Studien zeigt sich, dass bei Filmen oft Mitgefühl entsteht, bei den Computerspielen nicht. Dort wäre Empathie meist hinderlich, weil man selber als Akteur blitzschnell reagieren muss.

Es werden Forderungen laut, brutale Computerspiele zu verbieten. Finden Sie das richtig?

Das Strafgesetz sieht ein Verbot massiver Gewaltdarstellungen bereits vor, es braucht eigentlich kein zusätzliches Verbot. Das ist vor allem eine moralische Grundsatzerklärung. Die Umsetzung eines solchen Verbots ist aber gerade bei Computerspielen alles andere als trivial. So sind viele dieser Spiele online zugänglich. Da braucht es noch andere Aktivitäten.

Was schlagen Sie denn vor?

Eltern und Schule müssen sich stärker mit solchen Medien auseinander setzen. Sie brauchen aber dazu Hilfestellungen, zum Beispiel in Form von zuverlässigen Altersangaben oder Beratungsangeboten. Insofern zielt die Forderung nach einer unabhängigen Zertifizierung in die richtige Richtung. In ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gefordert sind aber auch die Anbieter von solchen Spielen.

Wie würden Sie reagieren, wenn Sie Ihr Kind bei einem Killerspiel erwischen?

Ich frage das Kind, was ihm daran gefällt, und erkläre ihm, weshalb das mir nicht gefällt. Oft stellt sich heraus, dass das Spiel in der Klasse gerade angesagt ist. Ein striktes Verbot führt dann oft eher zu Trotz und Heimlichkeit als zur Einsicht.

Stimmt das Klischee, dass nur Buben auf Killerspiele stehen?

Der Konsum solcher Spiele ist tatsächlich in hohem Masse geschlechtsspezifisch. Mädchen mögen eher Rollenspiele oder Mystery- und Fantasy-Spiele.

* Daniel Süss ist Medienpsychologe und Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

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NACHTRAG VOM 9. DEZ.07

Sonderbares journalistisches Verständnis des Sonntagsblick

Wenn Journalisten (bewusst oder unbewusst) wichtige Fakten ausgeklammern, so ist dies nie professionell. Für uns ist dies sogar Manipulation.

Im Sonntagblick vom 9. Dezember wird nachträglich der Killer als netter Juge portraitiert, der stets exakt und zuverlässig gearbeitet habe. Es wird nur erwähnt, der Junge habe dreimal die Klasse und die Jobs laufend gewechselt. Nirgends habe er einen schlechten Eindruck hinterlassen!

Das mangelnde Durchstehvermögen und die Unstetigkeit wird nicht als negativ beurteilt. Gravierend ist der Umsatnd, dass der Sonntagsblick kein Wort schreibt von den Killerspielen, die der Todesschütze nutzte. Die Gewalttätigkeiten, die Vorstrafen, der Brandanschlag bei der Anti-WEF- demonstration des Täters werden alle verschwiegen. Durch diese journalistische Ausklammerungstaktik wird den Lesern ein Bild vermittelt, das die tatsächliche Situation entstellt.

Die Frage ist demnach berechtigt: Wurden die Taten eines linksgrünen militanten Anarchiesympatisanen im Sonntagblick bewusst ausgeklammert oder war es nur journalistisches Unvermögen?

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