Sonntag, 14. Oktober 2007

Polizeigrenadiere buhen ihre Chefs aus

Führungsprobleme bei der Stadtpolizei Bern haben Anti-SVP-Krawalle begünstigt

so titelt NZZ online

. Nach den Ausschreitungen gegen den SVP-Umzug in Bern vor einer Woche steht die Einsatzleitung der Polizei sogar bei den eigenen Leuten in der Kritik: Beim Abtreten nach dem Einsatz sei es in der Polizeikaserne zu Buhrufen und offenen Unmutsbekundungen gekommen, berichtet ein Polizist. Laut dem Präsidenten des kantonalen Polizeiverbands, Markus Meyer, hat es sogar Pfiffe gegen die Offiziere gegeben. Das stellt ein Sprecher der Stadtpolizei zwar in Abrede, er räumt aber ein, es sei beim Abtreten zu Diskussionen und «lauten Voten» gekommen.

Falsche Lagebeurteilung- ein nicht funktionierendes Funksystem!

Für Ärger im Korps sorgen falsche Lagebeurteilungen, unverständliche Befehle und technische Pannen während des Einsatzes. Weil das Funksystem der Stadtpolizei zeitweise ausfiel, «wusste der Einsatzleiter nicht immer genau, wo sich seine Leute befinden», sagt ein Polizist. Verbandspräsident Meyer bestätigt «Probleme mit dem Funksystem». Die Einsatzleitung habe auf den Einsatz des Funksystems der Kantonspolizei verzichtet. Das habe wohl zur Überlastung des städtischen Systems geführt, sagt Meyer.

Gemäss Recherchen der «NZZ am Sonntag» sollen vor einer Woche etwas mehr als 400 Polizisten aus dem Kanton Bern im Einsatz gestanden haben – weniger als halb so viele wie bei der Kundgebung gegen das WEF 2005. Aus anderen Kantonen des Polizeikonkordats Nordwestschweiz wurden diesmal nur eine Handvoll Personenschützer zur Unterstützung der Berner angefordert. 2005 waren über 300 Polizisten anderer Kantone den Berner Ordnungshütern zu Hilfe gekommen.

Frage: War dies nur Zufall oder steckte eine Absicht dahinter? Nach unserem Dafürhalten dürfen weder der Regierung noch der SVP böswillige Absichten unterstellt werden. Was dennoch kritisiert werden darf, ist der ungenügende Einsatzplan und die unprofessionelle Vorbereitung der Berner Polizei. Die gravierenden Mängel müssen allein der Führung angelastet werden. Die unprofessionelle Vorbereitung wird gewiss noch Konsequenzen haben. Bedenklich sind jene Leserbriefe mit einem verschwörungstheoretischen Hintergrund. So war war zu lesen, dass jemand der SVP unterstellte, sie habe die Kravalle bewusst selbst inszeniert und sei letztlich Drahtzieher der Krawalle auf dem Bundesplatz. Diese abstruse Verschwörungstheorie zeigt einmal mehr, wie rasch aus Opfern Täter gemacht werden können.

Nachtrag, 16. Okt. (espace.ch)

POLZEI IMMER MEHR IN DER KRITIK

Es wurde publik, dass der Einsatzleiter der Stadtpolizei Bern am 6. Oktober bei Briefing vor der Domo gesagte hatte:

"Man kann davon ausgehen, dass es zu keinen grösseren Ausscheitungen kommt"

Nach weiteren Insiderinformationen machte das Kommando noch weitere Fehleinschätzungen: Es gebe keine Hinweise, dass von Deutschland und anderen Ländern "Szenenleute"einreisen werden. Zudem hätten die linken Demonstranten kein Interesse an Gewalttaten, weil dies nur der SVP nutzen würde.

Diese Informationen an die Presse hatten zur Folge, dass heute interne Untersuchungen eingeleitet wurden, um herauszufinden , wo die Lecks im Korps sind.

Wer glaubt, man könne heute -im Zeitalter des Internets- alle Lecks stopfen, hat die Interaktionsmechanismen zwischen Medien und Unzulänglichkeiten in einer Institution noch nicht erkannt. Besser ist es, bei Krisen und Unzulänglichkeiten transparent zu informieren.

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