Freitag, 16. März 2007

Monika Stocker:

Druck wächst

Nachtrag, 13.3.07

Jetzt verlangt auch die FDP eine Untersuchungskommission, damit alle Pannen in der Sozialhilfe eingehend geklärt werden können. Nicht nur der SVP reisst scheinbar der Geduldsfaden. Monika Stocker wies bis jetzt alle Kritiken zurück und - lehnt nach wie vor - die erwünschten unangemeldete Kontrollen strikte ab.

Der grüne Fraktionschef Daniel Leup unterstützt zwar Stocker. Er will nicht, dass Einzelfälle dazu missbraucht werden, die Sozialhilfe zu untergraben. Dass Sozialhilfeakten an die Oeffentlichkeit gelangten, ist für Staddträtin ein Merkmal destruktiver Energie im eigenen Amt. Die Sozialvorsteherin sagte (gemäss Tagesanzeiger), sie habe im Sozialdepartement nicht nur Freunde.

Kritik ist immer berechtigt, wenn die Bevölkerung das Gefühl hat, Sozialhilfegelder oder Therapie Gelder würden ineffizient eingesetzt.

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Ein Beispiel aus einem anderen Therapiebereich, das nichts mit der Stadt Zürich zu tun hat

Diese Woche habe ich zufälligerweise im Fernsehen eine Reportage gesehen, die dargelegt hat, wie Schwerstverbrecher in einer offenen Arbeitserziehungsanstalt therapiert werden . Wohlwissend, dass Fernsehbeiträge subjektiv gefärbt sein können und auch Reportagen geschnitten werden, gaben mir die Aussagen und Antworten der Insassen und der Anstaltsleitung zu denken. Die emotionslosen Aussagen der Schilderungen der Vergehen einiger Krimineller:

"Ich habe einen niedergestochen und jemand mit einer Eisenstange schwer verletzt. Mit Drogen gehandelt, dann Autos gestohlen, usw." Auf die Frage, ob das Unrecht eingesehen werde: Keine Reue, keine Betroffenheit ist zu spüren. Nur das eigene Befinden stand im Mittelpunkt.

Obschon die offene Anstalt doppelt so viel kostet wie ein Gefängnisplatz und es doppelt so viele Therapeuten, Sozialarbeiter und Betreuer hat, als untergebrachte Schwerstkriminelle , ist die Erfolgquote erstaunlich gering. Jede Woche nehmen einige die Kurve. Vierzig Prozent werden sogar rückfällig. Die Frage über Aufwand und Ertrag müsste auch bei diesem Projekt erlaubt sein. Die Antwort des Direktors - auf die Frage, ob es dennoch richtig sei, so viel Geld für die Wiedereingliederungsversuche zu zahlen - machte mich hellhörig:

"Jede Person, die in die Gesellschaft zurückgeführt werden kann, ist ein Erfolg"

Auch die Antwort auf die Frage, was er zu den Rückfälligen sage, die nachher erneut unschuldige Mitmenschen niederschlagen können, machte mich dann stutzig:

"Das müssen wir in Kauf nehmen."

Wir fragen uns: Muss die Oeffentlichkeit das Risiko, unbescholtene Bürger trotz des Aufwandes erneut zu verletzen, zusammenzuschlagen, zu töten oder sonstwie zu schädigen - muss dies einfach so leichtfertig in Kauf genommen werden?

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Kommentar: Bei den missbräuchlichen Sozialausgaben und dem enormen Aufwand, bei den Versuchen, Schwerstverbrecher wieder einzugliedern, ist die Frage berechtigt, ob man so weit gehen kann mit dem bisherigen Modus. Wenn Sozialbezüger- der Kinder wegen - mit enormen Kosten in Hotels untergebracht werden und Sozialbezüge bewusst missbraucht werden können. Wenn Schwertverbrecher mit enormen Kosten betreut werden - der Erfolg aber sehr gering ist, die Rückfallquote hingegen gross: Mussen wir dieses Missverhältnis als gegeben, einfach so in Kauf nehmen? Kritische Fragen müssen bei ineffizienten Massnahmen erlaubt sein. Im Fall Stocker ist es interessant, wie in Leserbriefen einerseits Monika Stocker für ihre Standfestigkeit, ihre Klarheit und ihr Engagement grosses Lob gezollt wird und ihre sozialen Verantwortung und Professionalität respektiert wird . Anderseits aber das Verhalten der Zürcher Sozialministerin auch als arrogant, selbstherrlich gebrandmarkt wird.

Wir sehen: Monika Stocker ist krisenerprobt, gleichsam krisenresistent. Doch zweifeln wir daran, dass für sie die Rechnung langfristig aufgehen kann. Vor allem dann, wenn Beharrlichkeit zur Sturheit mutieren würde.

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