Montag, 23. Februar 2015

Antworten eines 106 jährigen aktiven Künstlers

Hans Erni feierte am 24. Februar den 106. Geburtstag.
Er arbeitet immer noch jeden Tag im Atelier.

Mir hatte einmal Lutz Jäncke (Universität Zürich) an einer gemeinsamen Veranstaltung gesagt:
"Herr Knill, hören Sie ja nicht auf mit Ihrer Tätigkeit. Es ist heute erwiesen, dass das Gehirn bis 20 Min vor dem Tod lernen kann. Doch muss es gefordert werden. Mit neuen Herausforderungen."

FAZIT: Aktivität des Gehirns ist im Alter wichtig. Das Gehirn sollten wir nicht pensionieren lassen.
Udo Jürgens und Hans Erni waren immer aktiv und dies erhielt die Künstler jung!

Hans Erni


Bildergebnis für Hans Erni
 
Dass Hans Erni, geboren am 21. Februar 1909 in Luzern, heute Geburtstag feiern kann, hat gute Gründe. Der Künstler lebt asketisch, verfügt offenkundig über exzellente Gene – seine Schwester Maria wurde 107 –, und seine Begeisterung für die Malerei treibt ihn unvermindert an. Erni begrüsst Gäste in seinem Arbeitszimmer; Papier, Bleistift und Pinsel sind stets griffbereit. Umsorgt wird Erni von seiner Frau Doris, die heuer 90 wird, sowie von Mitgliedern der Hans-Erni-Stiftung. Diese hat ihren Sitz in einem Nebenbau von Ernis Villa im Luzerner Vorort Meggen. Sie verwaltet ein imposantes Werk: Zeichnungen und Gemälde, aber auch Keramiken und Skulpturen.

Ernis Arbeiten sind populär: Er entwarf Briefmarkenserien, Sportmedaillen und Protestplakate, und 1979 wurde in Luzern das Hans-Erni-Museum eröffnet. So beliebt seine Werke sind, so zurückhaltend gibt sich ihm gegenüber die Kunstkritik; die grossen Weihen blieben Hans Erni stets verwehrt. Dass er mit Kommunisten verkehrte und regelmässig soziale Themen verarbeitete, nahmen ihm zudem viele konservative Entscheidungsträger übel. Erst in den 60ern wurde Erni rehabilitiert, um in den folgenden Jahren zu einer Schweizer Ikone zu avancieren.

In seinem Megger Refugium zeigt sich Erni als aufmerksamer Zuhörer, der in ästhetischen Diskussionen verblüffend energisch werden kann. Bei Fragen zu seinem Alltag hingegen wird Erni einsilbig. Und kaum ist der Gast aufgestanden und bereit zum Gehen, greift Erni wieder nach dem Zeichenstift.



Aus den Interview im Tagesanzeiger:



Im Jahr 1929 wurden Sie 20 Jahre alt. Wie stellten Sie sich damals das Alter vor?
Dass ich so alt wurde, hat damit zu tun, dass ich den Exzess seit jeher instinktiv meide; Rauchen und Saufen lagen mir schon als Jugendlicher fern. Wie das Alter einmal werden würde, kümmerte mich damals nicht. Viel zu sehr war ich auf den Wettstreit mit anderen Jungen konzentriert – künstlerisch, aber auch körperlich-sportlich. Die Bewegung war damals mein Passion. Sie ist es heute noch, als Maler und als Betrachter.

Schauen Sie Sport im Fernsehen?
Sehr häufig sogar. Für mich ist Sport gleichermassen Augenweide und Anschauungsbeispiel. So schaue ich mir zum Beispiel gerne Schwingfeste an: Vom Hosenlupf eines Schwingers kann ich als Künstler noch immer viel lernen. Indem ich den Schwung malerisch nachvollziehe, entdecke ich die Persönlichkeit des Sportlers. Das ist eine meiner wichtigsten Erkenntnisse überhaupt: dass in der Bewegung die Persönlichkeit eines Menschen zum Ausdruck kommt, dass jede Bewegung eine Vielzahl von Geschichten birgt.

Wie meinen Sie das?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Sehen Sie die Schneespuren da unten im Garten? Sie geben Zeugnis von der Bewegung eines Menschen. Durch ihre genaue Betrachtung liesse sich viel über den Verursacher erfahren. Zugleich bergen sie Geschichten: Warum sind diese Spuren heute da? Warum sind sie dort und warum nicht weiter drüben? In wel­cher Beziehung stehen sie zu den angren­zenden Häusern? Oder betrachten Sie diesen Specht dort. In seiner Bewe­gung ist eine verblüffende Leichtigkeit. Er hüpft, als fühlte er sich körperlos. Das ist mir nun eben aufgefallen, zum ersten Mal.

Sie treten nun ins 107. Lebensjahr ein. Wie hat sich Ihr Leben zwischen dem 95. und dem 106. Lebensjahr verändert?
Konkrete Veränderungen kann ich keine nennen. Denn ich bewege mich im Strom meiner Arbeit. Der Auseinandersetzung mit meinen Stoffen gilt meine alleinige Aufmerksamkeit. Je näher ich der Vollendung meiner Kunst zu kommen versuche, desto mehr kleine Schwierigkeiten entdecke ich, die ebendiese Vollendung immer wieder hinausschieben und mich ständig vor neue Herausforderungen stellen.

Hat Zeit noch Bedeutung für Sie?
Ich teile meine Zeit nicht in Tage oder Wochen ein. Sondern in Zeichnungen, die ich beginne und beende.
(Tages-Anzeiger)

KOMMENTAR:
Wenn Sie die Antworten genau lesen, sagt Hans Erni wichtige Lebensweisheiten:
Verzichten wir auf Exzesse!
Halten wir Körper und Geist in Bewegung!
Bleiben wir neugierig. Schulen wir die Beobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeit. 
Ich habe Hans Erni als Mensch kennengelernt, der  Freude am Tun hat und sich mit voller Aufmerksamkeit auf EINE Tätigkeit konzentrieren kann.

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