Dienstag, 30. April 2013

Kontraproduktive Wirkung  einer Werbekampagne? 

aus 20 Min:


Kommentar:


Es ist ein Fakt, dass die SVP bei den Zahlen der Einwanderungen mit falschen Zahlen operiert hatte und Blocher wie Mörgeli die Panne schön reden mussten.
Die Gegner der Verschärfung des Asylgesetzes (Abstimmung vom 9. Juni) haben nun zu einem besonderen Werbegag gegriffen, indem sie mit überzeichneten Bildern gegen die Polemik und Panikmache der SVP ausholen.
Mit gestellten Bildern mit völlig übertriebenen Situationen aus dem Alltag erhoffen sich die Werber von AMNESTY INTERNATIONAL die Stimmberechtigten zu einem NEIN zu bewegen. Mit Bildern und einem Video zeigen sie groteske Situationen im Alltag, wie die Schweiz mit Asylanten überschwemmt wird.

Doch diese Kampagne könnte zum Rohrkrepierer werden und kontraproduktiv sein:

Es gibt nämlich ähnliche, richtige Bilder von überfüllten Booten im Mittelmeer. Wir stellen in vielen Städten und öffentlichen Verkehrsmittel ein verändertes Bild fest mit vielen Farbigen und Schwarzen. Die Zahl wächst ständig. Bekanntlich sind diese Aengste der Bevölkerung rational kaum zu begegnen. Die ironischen Bilder der Werber könnten somit missverstanden werden und die Vorurteile zusätzlich zementieren. Bilder wirken immer stärker als Worte.

Selbstverständlich weckt die Aktion Aufmerksamkeit. Doch geht es bei PR und Marketing nicht nur um  Aufmerksamkeit. Es geht in erster Linie um die Wirkung einer Aktion. In diesem Fall wollen die Macher NEIN Stimmen gewinnen.
Bei der Erreichung dieses Zieles habe ich bei dieser Werbung grosse Bedenken:

Die gut gemeinte Kampagne könnte zu Fehlinterpretationen führen und die Aengste Oeffentlichkeit zusätzlich  schüren.

2003 startete Sigi Feigel ebenfalls eine Antirassismuskampagne mit ironischen Bildern:



Gross stand beispielsweise auf einem jener Plakate: Was machen die Thailänderinnen wenn es dunkel wird? Mit einer mehrdeutigen Illustration.

Die Auflösung war jedoch  unten nur ganz klein abgedruckt.


Schon damals waren sich die Fachleute einig. Ein visualisierte Vorurteil wirkt stärker als ein kleiner Text.

Hinsichtlich Wirkung war bereits diese ironische Kampagne ein Flop.

Ich befürchte, dass die übertriebenen Bilder auch bei dieser Werbung  kontraproduktiv sind, weil auch in diesem Fall die Bilder nachhaltiger wirken als die Fakten. Unbewusste Aengste werden verstärkt. Bekanntlich wirken Emotionen immer nachhaltiger als Fakten. 

FAZIT: Ironie ist leider in der Polititk und Werbung oft missverständlich - auch in der Alltagsrhetorik rate ich von ironischen Bemerkungen ab. 

Film im Youtube:

Ich habe Ihnen das Video als versteckte Datei auf Youtube hochgeladen. Sie finden ihn hier: http://www.youtube.com/watch?v=-7vwupFZLHE&feature=youtu.be




20 Min schriebt ind er PRINT und ONLINE Ausgabe:

Amnesty provoziert mit Asylbewerber-Video

von Samuel Hufschmid - Amnesty International zieht mit einem neuen Clip die Argumente rechter Politiker in der Asyldebatte ins Lächerliche. Damit helfe man bloss der SVP, betont ein Kommunikationsexperte.

Das Boot ist voll. Ausschnitt aus der ironischen Amnesty-Kampagne. Video: Amnesty Im Grossformat auf dem Videoportal Videoportal
Ein überfülltes Flüchtlings-Boot auf dem Zürisee und beladene Busse wie in Indien auf Schweizer Strassen: Mit solchen ungewöhnlichen Bildern wirbt Amnesty International für ein Nein zur Änderungen des Asylgesetzes, über das am 9. Juni abgestimmt wird. Nach den Schock-Bildern folgt die Botschaft, dass Asylbewerber lediglich 0,5 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung ausmachen würden.
Dies ist ein deutlicher Seitenhieb an die SVP, die ihrerseits lieber mit Zahlen zur Kriminalitätsrate argumentiert. 13 Prozent der Straftaten würden von Asylbewerbern begangen, sagt SVP-Vizegeneralsekretärin Silvia Bär. «Das verschweigt Amnesty International in ihrem Clip ganz bewusst.»
Mit dem heute veröffentlichten Clip will Amnesty «die Panikmache populistischer Politiker ins Lächerliche ziehen», begründet Sprecherin Alexandra Karle die Schock-Bilder.

 
Damit könnte sich die Menschenrechtsorganisation aber ins eigene Fleisch schneiden, sagt Kommunikationsexperte Marcus Knill: «Solche Bilder schüren unterbewusst weitere Überfremdungsängste.» Untersuchungen hätten gezeigt, dass ironische Werbekampagnen häufig nicht oder falsch verstanden würden. «Die SVP-Verantwortlichen werden sich ins Fäustchen lachen, wenn sie den Clip sehen», sagt Knill.



Amnesty-Sprecherin Karle ist hingegen sicher, dass die zugespitzten Bilder von den Zuschauern verstanden würden. Zudem garantiere die humorvolle Umsetzung eine hohe Aufmerksamkeit und führe dazu, dass der Clip per Facebook und Twitter verbreitet werde. «Wäre der Spot für eine Ausstrahlung im Fernsehen geplant worden, würde er anders aussehen», sagt Karle. In diesem Fall wären die Vorschläge für eine faire und menschenwürdige Asylpolitik ins Zentrum gestellt worden.

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