Was ist mit Klaus J. Stöhlker los?
Früher zeichnete sich PR Berater Stöhlker durch seine pointierten, ungeschminkten Kommentare und Analysen aus. Leider lösten einige seiner jüngsten Aeusserungen in Fachkreisen wieder einmal Kopfschütteln aus. Bedauerlicherweise ist es nicht das erste Mal. Obschon es Stöhlker nicht wahr haben will: Mit solchen Geschichten schadet er seinem Image. Ich zitiere Tagi:
Vor zehn Jahren starben im Zuger Parlament 15
Menschen. Nun schreibt PR-Profi Klaus Stöhlker: «Nicht alle waren damals
unglücklich.» Ein Freund in Kampfscheidung habe seine Frau verloren.
«Nicht alle waren unglücklich»: PR-Berater Klaus J. Stöhlker über den Tod der Ehefrau eines Freundes.
Bild: Markus Forte
«Ich bin ein begnadeterer Schreiber als der Durchschnitt»,
behauptet
Klaus Stöhlker von sich. Vorgestern Montag publizierte der PR-Mann aus
Zollikon ZH auf seiner Firmenwebsite vier Sätze:
«Der traurige Vorfall
vor zehn Jahren in Zug, wo 15 Menschen, darunter der Attentäter, den Tod
gefunden haben, wurde zu Recht beweint. Nicht alle waren damals
unglücklich. Mein guter Freund, der vor einer Kampfscheidung stand,
verlor bei diesem Vorfall seine Frau. Dies erleichterte viel.»
Darauf
angesprochen, bestätigt Stöhlker, diese Zeilen eigenhändig verfasst zu
haben. Der aus Lokalfernseh-Diskussionen bekannte 70-Jährige sagt, der
beschriebene Sachverhalt sei simpel: «Ein Mann hat Krach mit seiner Frau
gehabt, und sie ist erschossen worden.» Dies zu beschreiben, sei
«keinesfalls pietätlos».
Beim Attentat im Zuger Kantonsparlament
sind vor zehn Jahren 15 Menschen gestorben – 14 Politiker und der
Amokläufer, der sich selbst umbrachte. Was sagen Zuger Überlebende zu
Stöhlkers Kurztext? Hanspeter Uster, damals Regierungsrat, dessen Lunge
durchschossen wurde, fragt sich:
«Das Attentat hatte also auch sein
Gutes? Welche Ungeheuerlichkeiten wird uns Stöhlker noch bescheren?»
Gerhard Pfister,
vor einem Jahrzehnt Kantonsrat, heute Nationalrat, zeigt sich
«überrascht von einem Menschen, den ich bislang für intelligent gehalten
habe». Der CVP-Mann sagt: «Es ist für mich völlig unverständlich, dass
man so etwas bewusst schreiben kann.»
Der Grüne Jo Lang, einst in Zug
und jetzt in Bern Pfisters Ratskollege, findet «
eine solche Aussage
ungemein verletzend». «Da scheint jemand», sagt er, «völlig von der
Rolle zu sein.»
«Ungeheuerlich und sehr oberflächlich»
Paul
Langenegger, damals Zuger Standesweibel und heute Gemeinderat in Baar,
hat beim Attentat eine Schwägerin verloren. Er
bezeichnet es als
«ungeheuerlich und sehr oberflächlich, wenn jemand nach zehn Jahren so
etwas in den Raum stellt».
3 der 15 Opfer des Zuger Attentats
waren Frauen. Eine von ihnen lebte damals tatsächlich getrennt von ihrem
Ehemann. Dieser sagte gestern dem TA,
was Stöhlker schreibe, sei
«völlig daneben»: «Erstens ist es Privatsache. Zweitens ist es mehrfach
falsch: Es gab keine Kampfscheidung, sondern eine Trennung. Ich kenne
Herrn Stöhlker auch nicht persönlich und bin kein guter Freund von ihm.»
Klaus Stöhlker – gemäss Firmenwebsite einer «der herausragenden Köpfe
der europäischen PR-Branche» – will nicht verraten, weshalb er den
Betroffenen als «einen guten Freund» bezeichnet. Vom TA auf den Mann
angesprochen, sagt er nur: «Der Name ist mir nicht unbekannt.» Er habe
mit seinem Kurztext zeigen wollen, «dass ein Unglück im Einzelfall ein
Glück sein kann». Dann sagt er noch:
«Die Frau tut mir auch leid. Aber
ich schmunzle mit dem Mann, der sich freut.»
Michael Ebinger, vor
zehn Jahren FDP-Kantonsrat und heute bei den Grünliberalen, erlitt beim
Attentat eine starke Hirnblutung. Nach dem Erwachen aus einem
künstlichen Koma von eineinhalb Monaten war er halbseitig gelähmt. Nun
sagt der IV beziehende Rechtsanwalt zu Stöhlkers Text:
«Solche Worte
sind nur blöd.» Ebinger hat nach dem Attentat etwas ganz anderes erlebt
als das, was Stöhlker beschreibt. Er und seine Frau, die sich damals
scheiden lassen wollten, blieben zwei weitere Jahre zusammen. Sie
unterstützte ihn, weil er nicht fähig war, seinen Haushalt zu führen.
Ebinger rät Stöhlker: «Der Herr soll seinen Laden verkaufen, abtreten
und sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen.»
Leuenberger mit Nero verglichen
Stöhlker
senior hat die Geschäftsführung in seiner Firma schon vor Jahren an
seine Söhne Fidel und Raoul abgegeben. Er ist aber als Delegierter des
Verwaltungsrats sowie als «Strategie-Berater» weiterhin am Hauptsitz gut
erreichbar. In Talksendungen von TeleZüri ist er nach wie vor Gast –
allerdings weniger oft als früher. Chefredaktor Markus Gilli will sich
nicht zur Frage äussern, ob er Stöhlker nun weiterhin einladen werde.
2003
hatte Gilli den PR-Berater bereits einmal zur Persona non grata
erklärt. Stöhlker hatte zuvor in einer Sendung Bundesrat Moritz
Leuenberger mit dem römischen Schreckensherrscher Nero verglichen.
Nachdem sich das Publikum mehrheitlich für eine Rückkehr aussprach, darf
Stöhlker wieder mittalken.
Zuletzt war er dadurch aufgefallen,
dass er den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad für glaubwürdiger
hält als die amerikanische Regierung. «Es fehlt uns heute eigentlich
nur noch der Beweis, dass Ahmadinejad recht hatte, als er vor der UNO
sagte, das Attentat auf das World Trade Center in New York sei mit dem
Wissen der US-Regierung erfolgt», schrieb Stöhlker. Indizien für diesen
Verdacht gebe es genug.
Klaus Stöhlkers Sohn Fidel twittert. Gegen
ihn läuft ein Strafverfahren wegen Verstosses gegen die
Rassismusstrafnorm. Der 41-Jährige hatte Kosovaren als «Pack» und
«niederes Volk» bezeichnet und sich judenfeindlich geäussert. Ende
Oktober wird Fidel Stöhlker laut dem Zürcher Staatsanwalt Hans Maurer
einvernommen. Ende Zitat
Kommentar: Stöhlker bloggte schneller als er denkt. Das ist nie gut. Die Kommunikationsregel gilt immer: Zuerst denken -dann sprechen. Das gilt auch beim Schreiben. Mit seinem Blog schockte Stöhlker einmal mehr. Bewusst? Bei Tele Züri wurde er trotz Aechtung später wieder eingeladen. Der Grund: Stöhlkers unbedachte Aeusserungen haben beim Publikum einen gewissen Unterhaltungswert. In rhetorik.ch entlarvten wir schon vor Jahren den PR Berater, als er sich in der Rundschau einer Notlüge bedient hatte:
Analyse von Klaus J. Stoehlker auf dem heissen Stuhl, Rundschau, 2003.
www.rhetorik.ch/Aktuell/stoehlker/persoenlich.html
12. Aug. 2003 ... hatte den Worthelden Klaus J. Stöhlker – ... mierte darüber, dass Klaus J. Stöhlker aus ... schen PR-Berater Klaus J. Stöhlker sowie ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/stoehlker/08_2003.pdf
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16. März 2004 ... Über die medienrhetorischen Fähigkeiten von Klaus J. Stöhlker haben wir schon einmal ausführlich geschrieben. ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Mar_16_2004.html
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... bekannten Worthelden Klaus J. Stöhlker ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Aug_03_2003.html
07 Sept. 2009
Montag,
7. September 2009. Wer vor Mikrofon und Kamera die Fassung verliert,
hat das ZWEI am Rücken. Das hat Pascal Couchein in der ARENA letzte
Woche erlebt. Nun gibt es ein aktuelles Beispiel im Radio: Ich zitiere
TAGI: ...
Stöhlkers Wahrnehungsstörung macht seine Replik deutlich. Ich zitiere 20 Min:
Keine Distanzierung
Der PR-Profi selbst will sich auf
Anfrage von 20 Minuten Online nicht von seinem Eintrag, der auch
weiterhin auf der Seite publiziert ist, distanzieren: «Man muss den Blog
als literarisches Tagebuch ansehen.» Und Literatur – Stöhlker wird
nicht müde, thematische Vergleiche mit Werken von Molière bis Walser
herzustellen – könne auch mal makaber sein. «Wer mich kennt, weiss, dass
die Aussage nicht bösartig gemeint war. Aber man soll auch mal die
Grautöne weglassen dürfen.»
Brisant: Klaus J. Stöhlkers Sohn Fidel
– seines Zeichens Geschäftsführer der Stöhlker AG – hatte vor einem
guten Monat auf dem gleichen Blog einen Eintrag veröffentlicht, der ihm ein Strafverfahren wegen Rassendiskriminierung eingebrockt hat.
Er hatte Kosovaren pauschal als «Pack» und «niederes Volk» bezeichnet.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft wird ihn gemäss dem «Tages-Anzeiger» Ende
Oktober einvernehmen.
«Keine einzige negative Reaktion von den Kunden»
Läuft das
Geschäft so schlecht, dass man bei den Stöhlkers zum kommunikativen
Zweihänder greifen muss, um Aufmerksamkeit zu erhalten? «Weit gefehlt»,
winkt Klaus J. ab, «dem Unternehmen geht es hervorragend. Von
Kundenseite habe ich bis jetzt keine einzige negative Reaktion
erhalten.» Wenn man ein Autorennen gewinnen wolle, müsse man manchmal
auch in die Banden fahren. War der Eintrag also doch ein Fehler? «Nein,
es war literarisch. Literatur kann kein Fehler sein», wiederholt sich
der Unternehmensberater.
Anders sieht man dies beim
Schweizerischen Public Relations Verband (SPRV). «Ich bin bestürzt,
solche Aussagen von einem PR-Profi lesen zu müssen. Damit schadet er der
ganzen Branche, die einem Ehrenkodex verpflichtet ist», sagt
Präsidentin Regula Ruetz. Sie kann hinter dem Vorgehen auch keinen
PR-Coup erkennen: «Kurzfristig erhalten die beiden vielleicht
Aufmerksamkeit. Aber längerfristig wird dies ihnen schaden.»
Bei aller
Empörung von Seiten des PR-Verbandes – ausschliessen kann man Klaus J.
Stöhlker nicht. Wegen ähnlicher Entgleisungen ist dies bereits in den
1980-Jahren geschehen.
NACHTRAG 20 MIN:
Vier Anlässe mit Stöhlker in Zug abgesagt
Klaus J. Stöhlkers Aussage,
das Zuger Attentat habe auch etwas Gutes gehabt, hat Folgen: Vier
Anlässe, die der PR-Mann im Hotel Waldheim in Risch hätte leiten sollen,
wurden abgesagt.
Im Hotel-Restaurant Waldheim in Risch ZG waren verschiedene
sogenannte Feierabendgespräche mit PR-Unternehmer Klaus J. Stöhlker
geplant.
Klaus J. Stöhlker...
...wird nicht im Hotel Waldheim auftreten. (Foto: MH)
Diese sind nun gemäss Medienberichten abgesagt worden. Grund sind Äusserungen zum Zuger Attentat,
wegen deren Stöhlker in die Kritik geraten war. Er hatte in seinem Blog
erklärt, dass das Attentat, bei dem 14 Menschen getötet wurden, nicht
für alle ein Unglück gewesen sei: «Ein guter Freund, der vor einer
Kampfscheidung stand, verlor dabei seine Frau, das erleichterte
vieles.» Kein Verständnis für diese Aussagen hat Waldheim-Inhaber Sepp
Schriber: «Aus Gründen der Pietät gegenüber den betroffenen Personen kam
für uns nur die Absage in Frage.» Auch für Michel Ebinger, der das
Attentat überlebt hat, ist die Absage der Anlässe die «einzig richtige
Konsequenz».
Stöhlker ist über die Absage der Anlässe überrascht.
«Ich hätte nicht gedacht, dass die Zuger so kleinbürgerlich sind», sagt
er. Dass seine Äusserungen negative Auswirkungen auf seine Geschäfte
haben werden, glaubt er jedoch nicht: «Ein Grossteil unserer
internationalen Kundschaft interessiert sich dafür nicht.»
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