Montag, 16. September 2024

Dürfen Moderatoren die Beiträge von Duellanten während der Sendung beurteilen?

Zur Moderation bei wichtigen Fernsehdebatten:
Zur Moderation von wichtigen Fernsehdebatten: Eine fragwürdige Regelung
 
von Marcus Knill
 
Ich durfte für eine Zeitung das Fernsehduell Trump - Harris analyslieren. War spannend.
Es ging mir bei meinem  Beitrag vor aller darum, die Beobachtungen zu beschreiben und auf Verhaltensweisen hinzuweisen, die für die Wahl folgenschwer sein könnten.
Aus medienrhetorischer Sicht brachte diese Debatte viele lehrreiche Erkenntnisse. Die Spielregeln waren ähnlich wie beim ersten Duell Trump-Biden. Aber nachträglich habe ich bei einem Punkt einen Vorbehalt, den ich in meiner Analyse  nicht erwäht habe.
Es war  immer nur ein Mikrofon eingeschaltet. Damit war es keinem Teilnehmer möglich,  den Kontrahenten mit einer penetranten Unterbrechungstaktik das Gegenüber zu destabilisieren. Vor vier
Jahren brachte diese Möglichkeit der Zwischenrufe oder des Unterbrechens für Trump Erfolg. Biden konterte Trump enerviert: "Könntest Du endlich die Klappe halten!?"  Spickzettel waren beim jüngsten Duell wiederum nicht zulässig. Harris und Trump mussten frei
reden. Sie bekamen lediglich einen Notizblock, einen Stift und eine Flasche Wasser. Doch wurde beim jüngsten Duell ständig die Mimik der zuhörenden Person eingeblendet. Wer auf welcher Seite der Bühne stehen darf, wurde
per Münzwurf entschieden. Trump hatte gewonnen und konnte damit die favorisierte Position auf der Bühne - rechts - einnehmen. Dafür erhielt Harris das letzte Wort. Die Akteure war es nicht erlaubt, Fragen zu stellen.  Im ersten Duell wurde noch festgelegt, dass die
Moderatoren Falschaussagen nicht richtig stellen dürfen. 
Dieser Regelung wurde im jüngsten Duell geändert:

 

Die Moderatoren durften neu Fakes während der Debatte direkt korrigieren

 

Bei diesem letzten Punkt habe ich einen Vorbehalt:
Wenn ein Moderator während der Diskussion den Schulmeister spielen und  die Aussagen werten darf, entspricht dies nicht einer  professioneller Moderation. Der Moderator stellt Fragen und bringt die Teilnehmenden zum Reden. 
Er sorgt dafür, dass die Spielregeln eingehalten werden. 
Aber er bleibt stets neutral, moderat.  Er darf die Voten nicht beurteilen.
Es liegt nicht an ihm, während des Duells einen Faktencheck vorzunehmen. Das können nachher die Medien  vornehmen. Ich würde mich deshalb nicht wundern, wenn Trump diesen Faux pas später  aufgreifen wird und verlauten lässt: 
"Der Sender ABC war parteiisch."
 
 
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