Medienclub über Corona Kommunikation (SN Beitrag)
Medienclub diskutiert Corona-Berichterstattung - eine Nachlese
von Marcus Knill*
Franz Fischlin diskutierte im Medienclub (Dienstag, 16. Juni im Schweizer Fernsehen) mit seinen Gästen folgende Fragen:
Wie objektiv berichten Medien? Wird Kritik des Publikums ernst genommen? Wo fängt der Meinungsjournalismus an? Haben extreme Meinungen in Artikeln und Sendungen Platz?
In der Runde sassen: Nathalie Wappler, Direktorin SRF; Regula Stämpfli, Politikwissenschaftlerin; Alex Baur, Journalist bei der Weltwoche; Mark Eisenegger, Medienwissenschaftler und Patrik Müller, Chefredaktor Zentralredaktion CH Media. Zugeschaltet wurde Peter Düggeli, USA Korrespondent SRG in Washington.
Seit Wochen dominieren zwei Ereignisse die Medien: Die Coronakrise und die Unruhen in den USA. Die Berichterstattung in den Medien war flächendeckend und das Interesse des Publikums selten gross. Zu Beginn der krise wurde die Meinung der Schweizer Medien und der Regierung geschätzt. Erst später wurde Kritik laut: Die Medien würden als Sprachrohr der Regierung (Staatsfernsehen?) funktionieren. Die Corona-Verhaltensanweisungen seien zu spät hinterfragt worden. Bei Berichterstattungen hätten die Medien nur einseitig gegen US-Präsident Trump geschossen. Journalisten würden Kommentare und Information zu wenig deutlich trennen.
Mich interessierte es, wie gut die Diskutanten beim Publikum ankamen. Ich wählte deshalb im Bekanntenkreis 10 Personen aus, die die Sendung mitverfolgt hatten (Eine Kantonsschülerin, ein Rentner, eine Hausfrau, ein Lehrer, eine Politikerin, ein Landwirt, zwei Stundentinnen, ein Beamter und ein Autoverkäufer). Ich wollte von ihnen wissen:
Wer aus der Runde hat am meisten gepunktet? (Rangliste) Kriterien: Verständlichkeit, Ueberzeugungskraft, Kernbotschaft. Dieses Vorgehen habe ich bewusst gewählt, weil bei Analysen vor allem das Urteil der Konsumenten richtungsweisend ist und nicht jenes der Experten.
Das Resultat der Aussagen war recht aufschlussreich.
Am besten schnitt Patrik Müller ab. Er wirkte glaubwürdig, kompetent, sprach verständlich. Zweiter Rang: Alex Baur. Er blieb immer ruhig und seine grosse Erfahrung wurde geschätzt. Die Aussage, Kritiker würden mundtot gemacht mit dem Todschlagargument, sie seien Verschwörungstheoretiker oder Covid Leugner, fand Zustimmung.
Auf dem dritten Rang lagen Nathalie Wappler punktgleich mit Mark Eisenegger. Die SRF Direktorin hatte es verstanden, immer wieder die Art der Information des SRF in ein gutes Licht zu rücken. Doch wurde bei Wappler ein Defizit bei ihrer AusDRUCKskraft festgestellt. Eisenegger wirkte sehr kompetent. Er war immer voll präsent. Aber laut zwei Beobachtern sprach er zu akademisch. Jedenfalls wusste nachträglich kaum jemand, was er gesagt hatte. Bei Regula Stämpfli (Schlussrang) wurde zwar ihr Engagement positiv erwähnt, doch kam ihre Unterbrechungstaktik nicht gut an. Erstaunt hat mich, dass ihr auffallendes Outfit mehrfach auffielen. Ihre übergrossen roten Ohrringe und das leuchtende Blau des grossen Steins am Fingerring, hoben sich vom Schwarz der Kleidung ab und dominierten das Bild. Dass ausgerechnet bei der Politikwissenschaftlerin Ausserlichkeiten thematisiert wurden, war erstaunlich, zumal sich Regula Stämpfli immer wieder daran störte, dass bei Frauen vor allem über Frisuren statt über Inhalte gesprochen werde.
Moderator Franz Fischlin wurde gelobt, weil er die "zu aufdringliche" Regula Stämpfli geschickt zurückzuhalten verstand. Seine Gespächsführung wurde geschätzt, weil er vorbildlich moderierte. Er brachte nie seine Meinung oder sein Urteil ein, sondern er verstand es, die Gäste zum Reden zu bringen. Er führte die Diskussion moderat am roten Faden. Die Struktur war somit stets nachvollziehbar.
Ich persönlich schätzte die Hintergrundinformationen von Peter Düggeli mit seinen vertiefenden Einschätzungen zur Situation in den Vereinigten Staaten.
Die fundierten Erkenntnisse aus der Forschung von Mark Eisenegger überzeugte mich, wie auch die spannenden Hinweise aus der Paxis von Patrik Müller. Im Laufe der Sendung gewann Nathalie Wappler an Profil. Sie wirkte natürlicher und viel lockerer. Regula Stampfli schaffte es, sich ständig unaufgefordert einzubringen, was wohl bei Vielen nicht gut ankam. Mit ihrem Lachen beim Widersprechen zeigte sie "auf freundliche Art die Zähne". Sie bereicherte das Gespräch mit vielen eigenwilligen Gedanken. Beispielsweise erläuterte sie den Ausdruck "Wahrlügen". Damit meinte Stämpfli Lügen, die aber ein Körnchen Wahrheit beinhalten. Schade, dass sie viele wertvolle Voten zu wenig rasch auf den Punkt gebracht hat.
Die Beispiele des erfahrenen Journalisten Baur aus der Praxis schätzte ich ebenfalls. Die Panikmache erreichte in den Medien tatsächlich eine Eigendynamik.
FAZIT: Dieser Medienclub war einer der besten mit Franz Fischlin. Die Diskussion blieb nicht nur an der Oberfläche. Die Sendung zeigte einmal mehr, dass Tatsachen (Fakten) und Meinungen (Kommentare) stets deutlich getrennt sein müssen. Man könnte dem Fernsehen vorwerfen, sich nicht durch einen internen Moderator und ohne SRF Chefin analysieren zu lassen. Mich störte das gewählte Konzept nicht.
Auch im Coaching ist die Selbstkritik ein bewährtes hilfreiches Navigationsinstrument auf dem Weg zu Verbesserungen und zum Erfolg.
*Marcus Knill (www.knill.
com) analysiert seit
Jahren als Experte für
Medienrhetorik Persönlichkeiten.
Er ist auch Autor des virtuellen Buches www.rhetorik.ch und schreibt
sporadisch für die SN.
Franz Fischlin diskutierte im Medienclub (Dienstag, 16. Juni im Schweizer Fernsehen) mit seinen Gästen folgende Fragen:
Wie objektiv berichten Medien? Wird Kritik des Publikums ernst genommen? Wo fängt der Meinungsjournalismus an? Haben extreme Meinungen in Artikeln und Sendungen Platz?
In der Runde sassen: Nathalie Wappler, Direktorin SRF; Regula Stämpfli, Politikwissenschaftlerin; Alex Baur, Journalist bei der Weltwoche; Mark Eisenegger, Medienwissenschaftler und Patrik Müller, Chefredaktor Zentralredaktion CH Media. Zugeschaltet wurde Peter Düggeli, USA Korrespondent SRG in Washington.
Seit Wochen dominieren zwei Ereignisse die Medien: Die Coronakrise und die Unruhen in den USA. Die Berichterstattung in den Medien war flächendeckend und das Interesse des Publikums selten gross. Zu Beginn der krise wurde die Meinung der Schweizer Medien und der Regierung geschätzt. Erst später wurde Kritik laut: Die Medien würden als Sprachrohr der Regierung (Staatsfernsehen?) funktionieren. Die Corona-Verhaltensanweisungen seien zu spät hinterfragt worden. Bei Berichterstattungen hätten die Medien nur einseitig gegen US-Präsident Trump geschossen. Journalisten würden Kommentare und Information zu wenig deutlich trennen.
Mich interessierte es, wie gut die Diskutanten beim Publikum ankamen. Ich wählte deshalb im Bekanntenkreis 10 Personen aus, die die Sendung mitverfolgt hatten (Eine Kantonsschülerin, ein Rentner, eine Hausfrau, ein Lehrer, eine Politikerin, ein Landwirt, zwei Stundentinnen, ein Beamter und ein Autoverkäufer). Ich wollte von ihnen wissen:
Wer aus der Runde hat am meisten gepunktet? (Rangliste) Kriterien: Verständlichkeit, Ueberzeugungskraft, Kernbotschaft. Dieses Vorgehen habe ich bewusst gewählt, weil bei Analysen vor allem das Urteil der Konsumenten richtungsweisend ist und nicht jenes der Experten.
Das Resultat der Aussagen war recht aufschlussreich.
Am besten schnitt Patrik Müller ab. Er wirkte glaubwürdig, kompetent, sprach verständlich. Zweiter Rang: Alex Baur. Er blieb immer ruhig und seine grosse Erfahrung wurde geschätzt. Die Aussage, Kritiker würden mundtot gemacht mit dem Todschlagargument, sie seien Verschwörungstheoretiker oder Covid Leugner, fand Zustimmung.
Auf dem dritten Rang lagen Nathalie Wappler punktgleich mit Mark Eisenegger. Die SRF Direktorin hatte es verstanden, immer wieder die Art der Information des SRF in ein gutes Licht zu rücken. Doch wurde bei Wappler ein Defizit bei ihrer AusDRUCKskraft festgestellt. Eisenegger wirkte sehr kompetent. Er war immer voll präsent. Aber laut zwei Beobachtern sprach er zu akademisch. Jedenfalls wusste nachträglich kaum jemand, was er gesagt hatte. Bei Regula Stämpfli (Schlussrang) wurde zwar ihr Engagement positiv erwähnt, doch kam ihre Unterbrechungstaktik nicht gut an. Erstaunt hat mich, dass ihr auffallendes Outfit mehrfach auffielen. Ihre übergrossen roten Ohrringe und das leuchtende Blau des grossen Steins am Fingerring, hoben sich vom Schwarz der Kleidung ab und dominierten das Bild. Dass ausgerechnet bei der Politikwissenschaftlerin Ausserlichkeiten thematisiert wurden, war erstaunlich, zumal sich Regula Stämpfli immer wieder daran störte, dass bei Frauen vor allem über Frisuren statt über Inhalte gesprochen werde.
Moderator Franz Fischlin wurde gelobt, weil er die "zu aufdringliche" Regula Stämpfli geschickt zurückzuhalten verstand. Seine Gespächsführung wurde geschätzt, weil er vorbildlich moderierte. Er brachte nie seine Meinung oder sein Urteil ein, sondern er verstand es, die Gäste zum Reden zu bringen. Er führte die Diskussion moderat am roten Faden. Die Struktur war somit stets nachvollziehbar.
Ich persönlich schätzte die Hintergrundinformationen von Peter Düggeli mit seinen vertiefenden Einschätzungen zur Situation in den Vereinigten Staaten.
Die fundierten Erkenntnisse aus der Forschung von Mark Eisenegger überzeugte mich, wie auch die spannenden Hinweise aus der Paxis von Patrik Müller. Im Laufe der Sendung gewann Nathalie Wappler an Profil. Sie wirkte natürlicher und viel lockerer. Regula Stampfli schaffte es, sich ständig unaufgefordert einzubringen, was wohl bei Vielen nicht gut ankam. Mit ihrem Lachen beim Widersprechen zeigte sie "auf freundliche Art die Zähne". Sie bereicherte das Gespräch mit vielen eigenwilligen Gedanken. Beispielsweise erläuterte sie den Ausdruck "Wahrlügen". Damit meinte Stämpfli Lügen, die aber ein Körnchen Wahrheit beinhalten. Schade, dass sie viele wertvolle Voten zu wenig rasch auf den Punkt gebracht hat.
Die Beispiele des erfahrenen Journalisten Baur aus der Praxis schätzte ich ebenfalls. Die Panikmache erreichte in den Medien tatsächlich eine Eigendynamik.
FAZIT: Dieser Medienclub war einer der besten mit Franz Fischlin. Die Diskussion blieb nicht nur an der Oberfläche. Die Sendung zeigte einmal mehr, dass Tatsachen (Fakten) und Meinungen (Kommentare) stets deutlich getrennt sein müssen. Man könnte dem Fernsehen vorwerfen, sich nicht durch einen internen Moderator und ohne SRF Chefin analysieren zu lassen. Mich störte das gewählte Konzept nicht.
Auch im Coaching ist die Selbstkritik ein bewährtes hilfreiches Navigationsinstrument auf dem Weg zu Verbesserungen und zum Erfolg.
*Marcus Knill (www.knill.
com) analysiert seit
Jahren als Experte für
Medienrhetorik Persönlichkeiten.
Er ist auch Autor des virtuellen Buches www.rhetorik.ch und schreibt
sporadisch für die SN.