URS WIDMER TOT
Nach schwerer Krankheit Schriftsteller Urs Widmer verstorben
Urs Widmer war am 21. Mai 1938 in Basel zur Welt gekommen. Sein Vater war Lehrer, Übersetzer und Literaturkritiker, seine Mutter die Tochter eines Ciba-Vizedirektors. Widmer studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris.
Aus WIKIPEDIA:
Urs Widmer war der Sohn des Schweizer Übersetzers, Literaturkritikers und Gymnasiallehrers Walter Widmer. Häufiger Gast im Hause Widmer war der deutsche Autor Heinrich Böll. Urs Widmers Deutschlehrer am Realgymnasium Basel war der Autor Rudolf Graber. Widmer studierte an den Universitäten von Basel, Montpellier und Paris Germanistik, Romanistik und Geschichte. 1966 wurde er in Basel bei Heinz Rupp mit einer Arbeit über die deutsche Nachkriegsprosa promoviert.Anschliessend begann Widmer als Verlagslektor zunächst beim Walter Verlag in Olten, wechselte dann nach Deutschland zum Suhrkamp-Verlag. Den Verlag verliess er bald wieder, nicht aber die Stadt Frankfurt am Main, wo er von 1967 bis 1984 als freier Schriftsteller lebte. In dieser Zeit schrieb er Kritiken für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und lehrte als Dozent für neuere deutsche Literatur an der Universität Frankfurt. 1968 debütierte Widmer als Schriftsteller mit der Erzählung Alois. 1969 gehörte er zu den Mitbegründern des Verlag der Autoren, in dem seine Theaterstücke noch heutzutage erscheinen. 1984 kehrte er in die Schweiz zurück. Er lebte danach in Zürich und war mit einer Psychoanalytikerin verheiratet; mit ihr hatte Widmer eine Tochter.
Urs Widmers umfangreiches Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Hörspiele. Seine Stärke war nach Ansicht der Literaturkritik das fantasievolle, ironische Ausspinnen trivialer Handlungsschemata der klassischen Abenteuer- und Reisegeschichte bis hin zur Parodie und zum Surrealen. Widmer wollte einerseits „Fiktion“ schreiben, aber dabei auch „möglichst viel gesellschaftliche Wirklichkeit spürbar werden lassen.“[1]
Besonderen Eindruck bei den Rezensenten hinterliess seine (pseudo-)autobiografische Trilogie über seine Mutter (Der Geliebte der Mutter, 2000), seinen Vater (Das Buch des Vaters, 2004) und sich selbst (Ein Leben als Zwerg, 2006). Darin werde deutlich, wie das doppelbödige Spiel seiner Eltern – einer burlesken Fassade vor einem ernsten Hintergrund – auch seinen späteren Schreibstil beeinflusst hat. Läse man den Roman Der Geliebte der Mutter als autobiografischen Text, so würde der Autor darin damit kokettieren, der Sohn des einflussreichen Schweizer Unternehmers und Dirigenten Paul Sacher zu sein. Die Ambiguität des Textes zwingt nicht zu einer solchen Lesart, hält sie aber offen.
Sein Theaterstück Top Dogs, eine Sozialsatire, präsentierte Widmer mit dem Regisseur Volker Hesse beim Berliner Theatertreffen 1997. Aus entlassenen Führungskräften, den sogenannten „Top Dogs“, werden dort „Underdogs“. In einem Outplacement-Center erleben sie das Grauen und das Groteske, das sie Anderen durch ihre Entlassung zugefügt haben, an sich selbst.
Wie schon sein Vater übersetzte auch Urs Widmer Bücher anderer Autoren.
Urs Widmer war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim, der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg und Mitglied im Grazer Forum Stadtpark.
KOMMENTAR: Urs Widmer hat jüngst im Radio über den Tod sinniert und dem personifizierten Tod gegenüber den Wunsch geäussert: "Gib mir noch 24 Jahre! Dann beschäftige ich mich mit dem Abschied".
Nun hat Widmer diese 24 nicht mehr erhalten.
Von Urs Widmer las ich 1992 die Erzählung "Der blaue Siphon". Beeindruckt hat mich schon damals sein listiges Spiel mit der Erinnerung.
Folgendes Zitat von Urs Widmer schätzte ich sehr:
„Ich bin zuweilen damit beschäftigt, mir in meinem Kopf drin etwas Schönes vorzustellen, Bäume oder Ozeane oder Luft oder Liebe, weil es da, wo ich wohne, irgendwie nicht immer schön genug ist, zu wenig Bäume und Ozeane und Luft und Liebe.“