Otto Stich, schade für Sie! ____________________________________________________________________________ Der frühere SP-Bundesrat Otto Stich mischt sich einmal mehr in die Politik ein. Er stellt sich sogar gegen seine eigene Partei. Es geht um die Lex Furgler. Das Thema sei ihm wichtig, findet der Ex-Bundesrat. Dennoch vertreten wir die Meinung: Wer zurückgetreten ist und das Szepter übergeben hat, sollte sich nicht mehr bei den Nachfolgern als Besserwisser aufspielen. ____________________________________________________________ Die Kritik an der eigenen Partei ist mehr als ungeschickt. Stich findet, die SP habe die Auswirkungen der Lex Furgler falsch analysiert, sonst wäre sie nicht für eine Abschaffung. Jeder Politiker sollte so weise sein, sich nicht mehr in die Geschäfte der Nachfolger einzumischen. Auch ein pensionierter Lehrer ist gut beraten, wenn er nach seinem Rücktritt nicht mehr in seinem Schulhaus "dreinredet". _________________________________________________________________ Schon Ruth Dreifuss konnte es nicht lassen ________________________________________________________________________ Die Ex-Bundesrätin liess sich als Galionsfigur für eine Abstimmungskampagne vor den Karren spannen, bei einer Initiative, die gegen den neuen Bundesrat gerichtet war. Nach meinem Dafürhalten war dieses Engagement - unabhängig von Sieg oder Niederlage - äusserst ungeschickt gewesen. Ich kenne einen Politiker, der nach seiner Pensionierung dem Nachfolger immer wieder gute Ratschläge erteilt hatte und sogar in der Presse seine Ratschläge mit Leserbriefen kund tat. Er kritisierte den neuen Amtsinhaber in Sachfragen. Damit büsste der Ex- Politiker in der Oeffentlichkeit enorm an Goodwill ein. Was nicht heissen will, dass es einem Ex Bundesrat verboten wäre, sich politisch zu betätigen oder sich für Soziales zu engagieren. Bei Sachfragen jedoch, die Entscheide der neuen Behörde oder der eigenen Partei betreffen, müsste er unbedingt schweigen und sollte sich bei diesen Geschäften zurückhalten. Otto Stich gehörte schon früher zu jenen Magistraten, die es nicht fertig gebracht hatten, sich nach dem Rücktritt in Bescheidenheit zu üben und sich in politischen Fragen der neuen Bundesregierung konsequent zurückzuhalten. Der erste Bundesrat, dem die Weisheit der Zurückhaltung fehlte, war JAKAOB DUBS. Er schied 1872 im Streit aus dem Rat. Er gewann dann noch eine Kampagne gegen den Bundesrat. OTTO STICH konnte es nicht verkneifen, immer wieder gegen den Bundesrat zu sticheln. DOELF OGI mahnte auch einmal zu klaren Worten in der EU Frage. RUDOLF FRIEDRICH publizierte lediglich seine Sorgen, ohne aggressiv zu werden. RUTH DREIFUSS legte sich nach ihrem Rücktritt gegen den Bundesrat an. Sie kämpfte schon einmal (erfolgreich!) gegen die AHV Revision. Blocher, gefragt, was er zu den Attacken der Alt-Bundesrätin gegen die amtierende Regierung sage, meinte lapidar: "Das ist eine Frage des Stils, und dazu äussere ich mich bekanntlich nicht." Obschon viele Journalisten geglaubt hatten, Ruth Dreifuss könnte die Abstimmung zu Fall bringen, war nach unserem Dafürhalten auch das aufdringliche Engagement der Alt- Bundesrätin bei den Asyl-Vorlagen kontraproduktiv. Das Resultat bestätigte dies dann. _________________________________________________________________________ Kommentar: Es ist nicht nur eine Frage des Stils, sich zurückzuhalten, wenn man nicht mehr im Amt ist. Es ist auch eine Frage der Vernunft und Klugheit. Wer älter wird, könnte auch weiser werden.
Montag, 13. August 2007
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