Samstag, 18. Oktober 2008

Phänomen Haider

Rechts aussen politisiert und angesiedelt kam Haider bei den Medien ständig ins Schussfeld der Kritik. Erstaunlich dass die Trauerfeier dennoch zu einem Ereignis wurde, wie es einem Bundespräsidenten würdig wäre. Alle seine Sünden schienen vergessen. Ein Phänomen. Dass der stark alkoholisert Politiker in einr 70 er Zone mit über 140 km in den Tod raste - nachdem er eine Schwulenkneipe besucht hatte - schien niemand mehr zu interessieren. Die Bevölkerung kam in Scharen und trauerte, als sei der grösste Popstar gestorben.

An der Trauerfeier wurde der umtriebige Politiker weich gezeichnet. Die düstere Seite des Demagogen ausgeklammert.

Unbestrittenermassen war Haider ein Mensch zu anfassen. Mit den meisten war er per DU.

Wenn es heisst: Er war ein Mensch zu angreifen, so wissen wir auch, dass er selbst auch angriff und ständig angegriffen wurde.

In Kärnten hatte man das Gefühl, die Sonne sei vom Himmel gefallen. Tausende verneigten sich, knieten nieder und beteten.

Ich zitiere 20 Min:

Tränen, Trommeln, Trachten

Mit Chorgesang und einem Probeauftritt der Musikkapellen am Neuen Platz haben in Klagenfurt die Trauerfeierlichkeiten für den bei einem Autounfall getöteten Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider begonnen.

Die Familie von Jörg Haider vereint: Tochter Cornelia (links), Witwe Claudia und Tochter Ulrike. (Bild: Keystone)

Familienangehörige, engste Freunde und Ehrengäste versammelten sich am Samstag vor dem offiziellen Auftakt im Wappensaal des Landhauses, wo der Sarg Haiders aufgebahrt war.

Haiders Witwe Claudia mit ihren Töchtern Ulrike und Cornelia und deren Ehemännern, die 90-jährige Mutter Dorothea und Haiders Schwester Ursula Haubner nahmen auf ihrem Weg in den Wappensaal zahlreiche Kondolenzbekundungen entgegen, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete. Anwesend waren unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und dessen Vize Wilhelm Molterer sowie die gesamte Spitze von Haiders Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) und auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Die Bestatter trugen den über und über mit Rosen geschmückten Sarg des Landeshauptmannes über die Treppe in den Landhaushof, begleitet von einem Trommelwirbel. Der Sarg wurde dort auf die bereitgestellte Lafette gelegt, die von einem Pinzgauer gezogen wurde. Unmittelbar hinter dem Sarg nahm die Familie Aufstellung.

Die BZÖ-Spitze und viele Vertreter der Kärntner Politik waren grösstenteils in lokale Tracht gekleidet. Bei den Trauergästen aus der Bevölkerung überwog hingegen dunkle Kleidung bei weitem. In der ganzen Stadt herrschte gedämpfte Stimmung.

Der 58-jährige Haider war am Samstag vor einer Woche in der Nacht mit seinem Dienstwagen von der Fahrbahn abgekommen und tödlich verunglückt. Seine Geschwindigkeit war zu diesem Zeitpunkt doppelt so hoch wie die erlaubten 70 Stundenkilometer. In seinem Blut wurde ein Alkoholanteil von 1,8 Promille gemessen.

Aus Kleine Zeitung:

Jörg Haider und die Kärntner Seele

Einer der polarisierte, aber der nicht nur in Kärnten viele Menschen faszinierte
Foto: APA
In Kärnten brannten die Lichtermeere. Junge Leute die vermutlich noch nie etwas von einem Kondolenzbuch gehört hatten, stellten sich in Schlangen an und warteten geduldig, um ihrem Jörgl ein paar Abschiedworte schreiben zu können. Alte Leute schämten sich ihrer Tränen auch vor der TV-Kamera nicht. Die Bilder davon kamen am Abend des Todestages übers Fernsehen nach ganz Österreich und rührten die Menschen. Die Ideologen der ZIB 2 interessierte das alles freilich nicht. Sie wollten nichts von den Gefühlen der Menschen wissen und suchten keine Erklärung für die Wirkung dieses Politikers. In ihrer Arroganz gingen sie über die Trauer der Kärntner hinweg. Stattdessen legten sie zum hundertsten Mal die abgespielte Anti-Faschismus-Walze auf. Faszination Haider. Was war es um diesen Jörg Haider und seine Landsleute? Woher kommt die Faszination dieses so problematischen Mannes auf so viele Menschen? Auch Menschen, die mit ihm politisch nichts zu tun haben wollten und ihn nie gewählt haben, konnten sich seiner Attraktion schwer entziehen und trauern um ihn. Wie kann es sein, dass ein ganzes Land in einen kollektiven emotionalen Ausnahmezustand fällt und dass womöglich die selbstmörderische Verantwortungslosigkeit, die ihm den Tod gebracht hat, seinen Mythos noch bestärkt?

25.000 Trauergäste bei der Verabschiedung Jörg Haiders

Die Trauerfeierlichkeiten für den verunglückten Landeshauptmann sind in Klagenfurt würdevoll und ohne Probleme über die Bühne gegangen. Untermalt wurden die Feierlichkeiten in einer sonst sehr stillen Landeshauptstadt von Chören.

Tagi online:

Viele Prominente und österreichische Spitzenpolitiker gaben dem Populisten das letzte Geleit.

Viele Menschen nehmen Abschied: Trauerfeier für Jörg Haider.

Kommentar: Die Bilder dieser pompösen Feier, die fünf Stunden dauerte, zeigt, dass der Rechstpopulist in Kärnten eine riesige Anhängerschaft hatte. Für mich hat diese Feier bizarre Züge angenommen. Grosse Teile der Bevölkerung sieht in Haider einen Nationalhelden. Wie ein Messias wurde er verehrt. Die Gegner sehen - nach dem Tod des unliebsamen Gegners - die Chance gekommen, jetzt Kärnten neu zu ordnen. Was mir bei dieser Feier bewusst wurde. Wer Sachverhalte unter einer bestimmten Brille sieht, kann nicht davon überzeugt werden, die Sache sehe nicht so aus. Das Phänomen Haider verdeutlicht uns, was selektive Wahrnehmung ist.

Kommentar: Die Bilder dieser pompösen Feier, die fünf Stunden dauerte, zeigt, dass der Rechstpopulist in Kärnten eine riesige Anhängerschaft hatte.Für mich hat diese Feier bizarre Züge angenommen. Grosse Teile der Bevölkerung sieht in Haider einen Nationalhelden. Wie ein Messias wurde er verehrt. Die Gegner sehen - nach dem Tod des unliebsamen Gegners - die Chance gekommen, jetzt Kärnten neu zu ordnen. Was mir bei dieser Feier bewusst wurde: Wer Sachverhalte unter einer bestimmten Brille sieht, kann nicht davon überzeugt werden, die Sache sehe nicht so aus. Das Phänomen Haider verdeutlicht uns, was selektive Wahrnehmung ist.

Worte nichts als Worte

Alle reden von VERTRAUEN

Vertrauen kommt von TRAUEN.

Wer kann heute USB Kurer noch trauen?

Blicken wir zurück:

Ich zitiere 20 Min:

Es sind keine sechs Monate her, dass Peter Kurer, zum neuen UBS-Präsidenten und Nachfolger des gescheiterten Marcel Ospel gewählt wurde. In der Basler Sankt-Jakobs-Halle machte der frisch gewählte Kurer am 23. April den Eigentümern der Grossbank ein grosses Versprechen:

«Wir haben weiterhin eine gute Geschäftsfranchise, eine solide Verankerung in unserer Tradition und Vieles mehr, worauf wir stolz sein dürfen: unsere Marke, unsere globale Ausrichtung, unsere hervorragenden Mitarbeiter, unsere loyalen und vertrauensvollen Kunden und die Qualität unserer Investoren.»

Auch im August sah Kurer die UBS-Welt in guter Ordnung

Bei seinem Auftritt nach gut 100 Tagen im Amt zeichnete Peter Kurer die Lage ein weiteres Mal in Rosa. Am 12. August präsentierte er in Zürich das Ergebnis des zweiten Quartals. Einmal mehr musste die Bank einige Milliarden Abschreibungen auf faulen US-Wertpapierpositionen vornehmen.

Kurer, nun adrett mit randloser Brille und Kurzhaarschnitt statt mit wuchtiger Hornbrille und üppiger Haarpracht, sagte:

«Die letzten drei Monate zeigten, dass wir unsere Probleme Schritt für Schritt lösten, sogar die grossen. Jeder unserer Geschäftsbereiche verfügt über eine starke Marktposition, so dass wir unser Schicksal selbst kontrollieren.»

Die dritte Fehleinschätzung

Vor zwei Wochen lud der UBS-Präsident zur nächsten Generalversammlung, der dritten in diesem Jahr. Er nutzte die Gelegenheit, bei den von einem 75-prozentigen Kurszerfall gebeutelten UBS-Aktionären um Vertrauen zu werben.

«Wir alle waren Zeitzeugen der umwälzenden Entwicklungen der letzten 20 Tage», sagte Kurer am 2. Oktober, und schilderte kurz die Krise der Finanzindustrie mit dem Konkurs von Banken und die Rettungspläne der Regierungen.

Dann sagte Kurer:

«Zahlreiche Banken haben nochmals frisches Kapital aufgenommen. Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen berichten zu können, dass wir die UBS recht erfolgreich durch diese Turbulenzen manövrieren konnten. Unabhängige Beobachter bringen das damit in Zusammenhang, dass wir frühzeitig die grundsätzlichen Ursachen der Krise zu lösen begannen, einschliesslich einer zweifachen Kapitalaufnahme und weiterreichenden Änderungen im Geschäftsmodell.»

Alles anders

Zwei Wochen später ist Kurers Frohbotschaft Schnee von gestern. Im von der Bank gestern verschickten Communiqué zum staatlichen Rettungspaket über bis zu 68 Milliarden Franken Staatsgeld sagt Peter Kurer:

«Wir danken der Schweizer Regierung und der Nationalbank für die Bereitschaft, eine an wirtschaftlichen Kriterien orientierte Lösung zu entwickeln, welche die Stabilität sowohl des schweizerischen Finanzsystems als auch jene von UBS unterstützen wird.»

Die NZZ wollte vom UBS-Präsidenten wissen, warum man ihm noch glauben soll.

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«Ich glaube, diese Aussagen waren im Zeitpunkt, als sie gemacht wurden, nach menschlichem Ermessen richtig», antwortete Kurer. «Die Situation ist immer schlimmer geworden, nicht die UBS-spezifische Situation, sondern das Umfeld, und in der Zwischenzeit sind wir in der grössten Finanzkrise seit der Grossen Depression.»

Investoren misstrauen UBS-Führung

Vielleicht täuscht sich der UBS-Präsident auch mit dieser Einschätzung. Die Investoren geben der Grossbank derzeit wenig Kredit. Nachdem die UBS-Aktie schon gestern an Terrain verloren hat, liegt sie auch heute deutlich im Minus. Derweil zeigt der Kurs der zweiten Schweizer Grossbank Credit Suisse, die sich bisher ohne Staatshilfe durch die Krise gerettet hat, nach oben. Die Frage liegt im Raum: Wie will die UBS das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern, Partnern und Bürgern zurückgewinnen, solange sie an der Spitze keinen echten Neuanfang wagt.

Kommentar: Wenn Worte nicht mehr ernst genommen werden und dem Publikum ein X für ein U vorgemacht wird - wenn ein UBS Boss in der Arena sagt, man dürfe den Kunden die schlechte Situation nicht offen sagen, sonst würden sie überreagieren, dann hat die UBS Führung keine Ahnung von Psychologie. Wer nämlich die Bevölkerung hinters Licht führt, verliert das Vertrauen. Jenes Vertrauen, das die UBS Führung seit Monaten festigen möchte. Vertrauen kann man sich nur damit erwerben, dass man Worte trauen kann und nicht angelogen wird.

Gravierend finde ich, wenn Kurer nicht eingesteht, dass weder er noch die UBS das Vertrauen beschädigt habe. Für ihn hat sich lediglich das Umfeld geändert.

Wenn die UBS behauptet, die Feuerwehraktion des Bundes sei keine Rettungsaktion (ARENA-Aussage), so müssten die Kapitäne der UBS vorerst einmal lernen, mit Worten bedachter umzugehen.

Die Empörung über die Aeusserungen Kurers blieb nicht ohne Folgen.

Ich zitiere Blick:

Ein Sorry für das «Missverständnis»

: Peter Kurer, Verwaltungsratspräsident der UBS. (Keystone)

Wahrscheinlich sieht Kurer seine Entschuldigung als Befreiungsschlag. Für mich wäre ein "Mea culpa" korrekter gewesen. Warum kann ein Bankchef nicht ehrlich sagen: "Wir haben Mist gebaut!" oder "Ich habe mich unbedacht ausgedrückt!"

Unverschämte Aussagen zu einem "Missverständnis" zu beschönigen, zeigt uns wiederum, dass Worte immer noch nicht ernst genommen werden.

Boni für Misswirtschaft -

Niemand kann es verstehen, dass jemand, der schlecht gearbeitet hat, dafür sogar noch eine Auszeichnung - eine Belohnung - erhält. Dass die UBS nicht einsieht, dass dieser Missstand geändert werden muss, ist für niemanden nachvollziehbar. Nachdem die marode Grossbank vom Bund mit Milliarden unterstützt wurde und immer noch nicht auf die fragwürdige Boni-Politik verzichten will, ist für mich ein Skandal!

Dass keine Boni ausbezahlt werden - bei schlechtem Geschäftsgang - ist nichts anderes als logisch. Weshalb wird nicht sofort ein Malus eingeführt? Wird künftig schlecht gearbeitet, müsste es sogar Lohnkürzungen geben.

Ich zitiere 20 Min:

Finanzkrise

Widmer-Schlumpf über hohe Boni «erschüttert»

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat die Millionen-Boni von UBS-Bankern scharf kritisiert. «Das Bonusentschädigungen ausbezahlt werden in einem Moment, wo man so viel Geld in den Sand setzt, kann ich nicht akzeptieren

Widmer-Schlumpf bezog sich dabei auf Aussagen von UBS- Verwaltungsratspräsident Peter Kurer vom Donnerstag und Freitag, welcher zweistellige Millionenbeträge als Boni an Manager auch in Zukunft nicht ausschloss.

«Diese Aussage hat mich schlichtweg erschüttert. In der gegenwärtigen Situation sollte man solche Aussagen nicht machen», sagte Widmer-Schlumpf in der Sendung, die das 68-Milliarden-Franken- Rettungspaket der Schweiz für die Grossbank zum Thema hatte.

UBS-Chef Marcel Rohner bestätigte in der Sendung, dass Gespräche über Rückzahlungen - unter anderem mit alt Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel - am Laufen seien: «Wir führen solche Gespräche. Diese sind vertraulich. Die Ergebnisse werden im Kompensationsbericht der UBS veröffentlicht werden.»

«Am Schluss müssen die Leute für sich selbst entscheiden in so einem Fall», sagte Rohner. Rechtswissenschafter halten es für unwahrscheinlich, dass Banker dazu gezwungen werden können, ausbezahlte Bonuszahlungen wieder zurückzuzahlen.

Eine solche Vorstellung sei eine Illusion, sagte beispielsweise der Berner Bankenrechtler Peter Kunz der Nachrichtenagentur SDA. «Die Beträge gehören denjenigen, an die sie ausbezahlen wurden», sagte er.

Diese Ansicht teilt der Genfer Bankrechtsprofessor Luc Thévenoz. «Das Obligationenrecht enthält zwei Artikel, die dies theoretisch zuliessen. In der Praxis sind sie aber kaum anwendbar», sagt der Direktor des Bankenrechtsinstituts der Universität Genf.

Kommentar: Die Urteile der Experten verdeutlichen, dass die Abzocker nachträglich kaum mehr belangt werden können.

Frage: Weshalb konnte der Bund die Finanzhilfe nicht an die Forderung koppeln, dass künftig die gängige Abzockerei gestoppt werden muss?