Demokratie lässt unliebsame Meinungen zu
Sonderbares Demokratieverständnis, denn Demokratie lässt unliebsame Meinungen zu.
In Erfuhr wurde der FDP Politiker zum Ministerpräsidenten überraschen gewählt.
Es folgt ein Aufschrei des Entsetzens, als sei ein Tsuami über die politische Landschaft gefegt.
Die deutschen Medien schreiben von Schande der Demokratie.
Demonstrationen folgen.
Von Tabubruch, Verräter ist die Rede.
Der Pakt aller Parteien gegen die AfD sei gebrochen worden.
Das dürfe nicht hingenommen werden.
Die Empörung des Blocks gegen die AfD erkalierte. Es war abzusehen.
Dem neu gewählten Ministerpräsident bleibt nichts übrig als die Segel zu streichen, obschon es in einer Demokratie kein Makel ist, wenn jemand von einer anerkannten aber unliebsamen Partei unterstützt wird.
Dem Gewählten wurde ein Blumenstrauss vor die Füsse geworfen.
Eine unwürdige Geste, die zum Bumerang werden kann, so wie jene Politikerin in den Vereinigten Staaten, die vor der Kamera während der Rede Trumps sein Manuskript zerrissen hatte.
Solche Demonstrationen sind zwar medienwirksam, letztlich aber meist kontaproduktiv.
Bislang konnte die AfD konsequent ignoriert, ausgegrenzt und stigmatisiert werden, obwohl die Partei 20 Prozent der Bevölkerung hinter sich schart und eigentlich zur Volkspartei geworden ist.
Je mehr die Medien und Parteien die AfD ausgeklammert hatten und bei Talks nicht mehr eingeladen wurde, wuchs die unliebsame Partei. Ein Fünftel der Deutschen können keine Neonazis sein, nur weil es bei der AfD auch rechtsextremen Triebsand gibt.
Es ist unvorstellbar, dass der gleiche Medienhype entstanden wäre, wenn die Sozialisten dank der Unterstützung gewählter extremer Linken die bürgerliche Vorherrschaft gesprengt hätte. Ich behaupte:
In diesem Fall hätte es keine Empörungswelle, keine Demostrationen gegeben, auch wenn bei den Linken fragwürdige Kommunisten im Boot sind.
Fazit: Wahl in Tübingen war laut NZZ kein Tabubruch, kein Skandal. Nein nur Demokratie