Nichts gelernt
Marcus Knill
08.08.2020 Nichts gelernt
Unglaublich: Der Bund sorgt weiter für Verwirrung in der Coronakrise.
Rhetorik.ch Blog
Persönliche Gedanken
von Marcus Knill
zu Aktuellem.
Unglaublich: Der Bund sorgt weiter für Verwirrung in der Coronakrise.
Notiert von marcus knill um 23:25
Zick-zackkommunikation ist Gift
Eine Hand reicht schon lange nicht
mehr, um die Pannen des Bundes in der Corona-Krise abzuzählen. Vom
Zickzack-Kurs bei den Masken über widersprüchliche Lockerungsschritte
bis hin zu Fehlinformationen über die Ansteckungsorte – es vergeht kaum eine Woche, in der der Bund nicht für Corona-Verwirrung sorgt. (Quelle BLICK)
Da macht das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) keine Ausnahme. Das Amt erstellt im Auftrag des Bundesrats monatliche Monitoring-Berichte zur Corona-Krise. Im Juli kommt das Babs zu einer überraschenden Schlussfolgerung: Die Maskenpflicht im ÖV und die Quarantäne für Reisende aus Risikoländern scheinen «keinen oder nur einen kleinen» Effekt auf die Corona-Fallzahlen zu haben.
Wie bitte? Ausgerechnet die beiden einzigen Verschärfungen seit dem Ende des Lockdowns könnten wirkungslos sein? So steht es immerhin in einem Bericht, der laut Eigendeklaration dem Bundesrat als Entscheidungsgrundlage dient. BLICK fragte beim Babs nach. Doch das Amt will auf inhaltliche Fragen keine Stellung nehmen. Es sei am Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Daten zu interpretieren, heisst es bei den Beamten am Berner Guisanplatz.
Das BAG wiederum will von der Schlussfolgerung, dass Masken und Quarantäne nichts bewirken würden, nichts wissen. Und das, obwohl es gemeinsam mit den Kantonen ebenfalls am Babs-Monitoring beteiligt ist. Es sagt nur so viel: Der Bericht decke den Zeitraum vom 4. bis zum 29. Juli ab – ein zu kurzer Zeitraum, um verlässliche Schlüsse zu ziehen. Eindämmungsmassnahmen bräuchten zwei bis drei Wochen, bis sie Wirkung zeigten, so BAG-Sprecher Grégoire Gogniat zu BLICK. «Es kann daher nicht davon ausgegangen werden, dass in dieser Zeit ein deutlicher Einfluss auf die Fallzahlen sichtbar würde.»
Auch im Monitoring-Bericht wird die kurze Zeitspanne hervorgehoben – zusammen mit dem Hinweis, dass kantonale Massnahmen einen gesamtschweizerischen Überblick schwierig machen. Dennoch scheut sich das Amt nicht vor der klaren Schlussfolgerung: «Allerhöchstens» habe die Verstärkung der Schutzmassnahmen den Anstieg leicht verringert – oder gar keinen ersichtlichen Einfluss gehabt.
Zum Thema Maskenpflicht sagt das BAG, dass ein kausaler Beweis schwierig sei, da es keine Vergleichszahlen gebe. Auch habe die Mobilität wieder das Niveau von Januar und Februar erreicht – also wie zu Vor-Corona-Zeiten. Abstand halten im Zug und Bus sei damit schwieriger. «Ohne Maskenpflicht müsste deshalb von einem noch stärkeren Anstieg der Fallzahlen ausgegangen werden», so Gogniat.
Auch der Quarantäne-Effekt wird vom Babs in Zweifel gezogen. Immerhin, findet aber BAG-Sprecher Gogniat, seien «gewisse» Reiserückkehrer während der Quarantänezeit positiv getestet worden. «So konnten potenzielle Infektionsketten verhindert werden.»
Ein weiterer Widerspruch tut sich beim höchst umstrittenen Thema Ansteckungsorte auf: Im Babs-Bericht steht, dass der starke Anstieg der Neuinfektionen durch Veranstaltungen mit vielen Personen verursacht werde – explizit genannt werden Discos und Bars sowie Schul- und Kindergartenveranstaltungen.
Das BAG war just in dieser Frage aber Anfang Woche zurückgekrebst. Bund und Kantone mussten zugeben, dass sie in den meisten Fällen nicht wissen, wo sich die Menschen anstecken. Auch das Babs weist darauf hin, dass die Zahlengrundlage dünn ist. Was es aber nicht davon abhielt, grosszügig zu interpretieren.
Die Wissenschafts-Taskforce des Bundes hat erst vor wenigen Tagen einen Bericht veröffentlicht, laut dem die richtige Kommunikation in den kommenden Wochen eine extrem wichtige Rolle spielen werde. Vielleicht sollten die Beamten diesen Bericht mal lesen.
Ich hatte schon vor Wochen auf die Auswirkung widersprüchlicher Informationen in Krisensituationen hingewiesen.
LINK:
Nichts gelernt:
Notiert von marcus knill um 17:36