Wir müssen über die Schattenseiten der Migration sprechen
Welche Parallelen sehen Sie zwischen dem Fall im Appenzell und jenen in Deutschland und Österreich? (Quelle 20 Min)
Es handelt sich in all diesen Fällen um Täter mit Migrationshintergrund. Das ist kein Zufall. Afghanen sind zum Beispiel bei schweren Gewaltdelikten mit 454 Prozent überrepräsentiert. Wenn 100 Schweizer auf 100'000 Schweizer Einwohner ein Gewaltdelikt begehen, heisst das, dass 554 Afghanen auf 100'000 Menschen aus Afghanistan, die in der Schweiz leben, ein Gewaltdelikt begangen haben. Darüber müssen wir sprechen.
Zur Person: Frank Urbaniok
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ist forensischer Psychiater und Buchautor. Frank Urbaniok
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Frank Urbaniok ist forensischer Psychiater und Buchautor.
Frank Urbaniok, geboren am 16. Oktober 1962 in Köln, ist ein deutsch-schweizerischer forensischer Psychiater, Professor und Autor. Er ist vor allem für die Entwicklung des Fotres-Systems zur Risikobeurteilung von Straftätern bekannt. Von 1997 bis 2018 war Urbaniok Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes des Kantons Zürich. 2017 erhielt er den Preis für sein Lebenswerk von der Schweizerischen Gesellschaft für Rechtspsychologie. Aktuell ist er als Therapeut, Supervisor und Gutachter in eigener Praxis tätig und hat gerade ein Buch geschrieben.
Was muss passieren?
Die überwiegende Mehrheit der bei uns lebenden Ausländer ist integriert und ein Gewinn für unsere Gesellschaft. Es geht aber darum, nicht die Augen vor den Schattenseiten der Migration zu verschliessen. Auch den vielen integrierten Ausländern zuliebe. Probleme wie Gewalt, Extremismus und Parallelkulturen existieren und müssen bekämpft werden. Dafür werde ich demnächst ein Konzept mit 17 Einzelmassnahmen vorschlagen. Es folgt dem Grundsatz: fördern, fordern und rote Linien konsequent verteidigen. Derzeit kann ich das noch nicht weiter ausführen, ich will nicht, dass einzelne Massnahmen in der politischen Diskussion aus dem Zusammenhang gerissen werden, sondern dass man das gesamte Konzept versteht. Mein Buch dazu erscheint im April.
«Die Fälle, die in der Öffentlichkeit bekannt werden, sind nur die Spitze des Eisbergs.»
Hat die Schweiz ein Migrationsproblem?
Die Fälle, die in der Öffentlichkeit bekannt werden, sind nur die Spitze des Eisbergs. Viele Menschen erleben in ihrem Alltag im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel an Bahnhöfen oder im Ausgang, eine Zunahme von Aggressivität und dass Hemmschwellen gesunken sind. Das hat nicht nur, aber auch mit Migrationsproblemen zu tun.
Welche Versäumnisse orten Sie in der deutschen Politik? Wie konnte es so weit kommen?
Das Hauptproblem ist, dass die Probleme seit vielen Jahren aus ideologischen Gründen kleingeredet und vertuscht werden. Aber die Fakten müssen auf den Tisch. Denn das ist Basis für verhältnismässige und wirksame Lösungen. Mein Ziel ist: Die Vernünftigen im demokratischen Spektrum müssen sich dieser Probleme annehmen.
Führt es nicht zu mehr Ausländerfeindlichkeit, wenn in den Medien Ausländerkriminalität diskutiert wird?
Wenn die Fakten verschleiert werden, verliert die Bevölkerung das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates. Davon profitieren radikale Kräfte und dann besteht die Gefahr, dass alle Ausländer in einen Topf geworfen werden. Es ist gar kein Gegensatz, sich einerseits für die konsequente Bekämpfung von Ausländerkriminalität und andererseits für den Kampf gegen Diskriminierungen von Migrantinnen und Migranten einzusetzen. Im Gegenteil. Es sind zwei Seiten derselben Medaille.
Fühlst du dich in der Schweiz sicher?