Über Bildung wird bei uns viel diskutiert und  gestritten. Notenfreie Schule? Hausaufgaben Ja oder Nein? Autonomes lernen mit Lerninseln ist In. Zwölf oder dreizehn Schuljahre? Und immer wieder der Ruf nach mehr Geld, kleineren Klassen und Tablets für alle. Aber kommt es auf diese Dinge an, wenn wir Schulen verbessern wollen?
Die Autorin lebte mit ihren drei Kindern in Neuseeland. Währen dieser Zeit hat sie festgestellt, dass ganz andere Dinge wichtig sind, wenn Bildung gelingen soll. In internationalen Rankings schneidet dieses Land stets sehr gut ab.



Gebt den Kindern einen Grund, zu schreiben

Morgens entdecken die Schüler einer zweiten Klasse, die ich besuche, eine kleine Tür an der Wand, im Miniatur-Briefkasten daneben steckt ein Zettelchen. Unterschrieben von einer Fee, die, so steht es im Brief, hinter dieser Tür eingezogen ist. Von da an herrscht rege Korrespondenz zwischen ihr und den Kindern, an der sich selbst die schreibfaulsten begeistert beteiligen. Wer lässt sich schon die Gelegenheit entgehen, eine Fee zur Brieffreundin zu haben?
In einer anderen Klasse finden die Schüler einen Koffer mit einem Amulett und alten Landkarten. Aufgeregt reden sie durcheinander: Wer ist der Besitzer? Sind sie einem Geheimnis auf der Spur? "Schreibt doch etwas", sagt die Lehrerin, und die Kinder lassen sich nicht lang bitten.
Ob Feenbriefe oder Schatzkoffer: In Neuseeland werden Kinder nach allen Regeln der Kunst zum Schreiben verführt. Auch die Aufsatzthemen, die sich Lehrer ausdenken, sind verlockend. "Wenn ich drei Wünsche frei hätte" oder "Wenn ich fliegen könnte". Und den Kindern fällt so viel ein, dass sie gar nicht mehr aufhören wollen zu schreiben. 

KOMMENTAR: Es ist erwiesen, dass Schreiben das Lernen erleichtert. Vor allem von Hand. Während des Schreibens müssen die Gedanken zusammengefasst werden und das Umformulieren festigt das Gehörte. Schreiben ist ein Lernprozess. Ich habe im Gymnasium selbst erkannt, dass ich bei jenen Lehrers die den Stoff schriftlich abgegeben haben mit der Bemerkung: "Ihr braucht nicht mit zu schreiben", heute den Stoff weitgehend vergessen habe. Jedoch dort, wo ich mitgeschrieben, mitgezeichnet   oder ein Mindmap skiziert habe, vieles heute noch gespeichert ist. Ich habe mir angwöhnt bei spannende Präsentationen Notizen zu machen. Ich speichere das Geschriebene nicht auf. Das Gehirn hat das Wesentliche in einm "Dokument" bereits verankert.