Der Abgang von Raiffeisen-Chef Patrik Gisel ist nur einer von zahlreichen Rücktritten von prominenten Wirtschaftsführern in diesem Jahr. Zuvor musste schon Post-Chefin Susanne Ruoff gehen. Auslöser war bei ihr der Postauto-Skandal, der auch Pascal Koradi sein Amt kostete. Letzterer trat als Chef der Aargauischen Kantonalbank zurück, zuvor war er Finanzchef bei der Post. Mit Novartis-Chefjurist Felix Ehrat traf es zwar keinen Firmenchef, aber doch ein Geschäftsleitungsmitglied eines Grosskonzerns.
Bei den erwähnten Rücktritten lassen sich teilweise erstaunliche Parallelen erkennen. Sowohl Gisel, Koradi als auch Ehrat begründen ihren Schritt damit, den Ruf ihres Arbeitgebers zu bewahren. «Mit meinem Rücktritt möchte ich die öffentliche Debatte um meine Person und die Bank beruhigen und die Reputation von Raiffeisen schützen», liess Gisel verlauten. Zum Teil fast wortgleich klang es auch bei Koradi: «Ich möchte mit diesem Schritt die Reputation der Aargauischen Kantonalbank schützen.»
 
Koradi wurde seine Rolle im Postauto-Skandal zum Verhängnis. Die Firma hatte im Personenverkehr jahrelang unerlaubte Gewinne eingefahren. Koradi wird im Untersuchungsbericht vorgeworfen, nicht nur Kenntnis von der Gewinnverschleierung gehabt zu haben, sondern auch direkt bei der Ausarbeitung von Umbuchungsstrategien involviert gewesen zu sein.
Ein ähnliches Motiv wie Koradi und Gisel führte auch Novartis-Chefjurist Felix Ehrat an. Er trat zurück, nachdem aufflog, dass der Pharmakonzern Ex-Trump-Anwalt Michael Cohen anheuerte, um Zugang zu politischen Entscheidungsträgern zu erlangen. Da er den Vertrag mitunterzeichnet habe, wolle er mit diesem Entscheid persönlich Verantwortung übernehmen, «um die öffentliche Debatte darüber zu beenden».