Interview Thomas Wehli mit Marcus Knill (Aargauer Zeitung)
Vierter Rücktritt in Eiken:
Von den fünf Gemeinderäten, die Anfang Jahr in die Amtsperiode starteten, verbleibt nur noch Renate Thürig.
Auch Gemeinderat Peter Balzer tritt zurück.
Chronologie
1.1.2014: Der Gemeinderat tritt in neuer Zusammensetzung zur
Amtsperiode 2014/17 an. Neuer Gemeindeammann ist der bisherige
Gemeinderat Peter Balzer. Die beiden anderen bisherigen Gemeinderäte
Guido Schmidli und Gerhard Zumsteg sind weiter im Amt. Neu im Gremium
sind Renata Thunig und Beat Schöni, der sogleich das Amt des Vizeammanns
übernimmt.
9.9.2014: Gerhard Zumsteg gibt nach fast 13 Jahren im Eiker Gemeinderat seinen Rücktritt bekannt. Er macht persönliche Gründe für den Rücktritt geltend.
16.9.2014: Nur eine Woche später tritt auch Guido Schmidli zurück. Er war fast acht Jahre im Rat und erklärt seinen Rücktritt mit beruflichen Gründen. Auf mögliche Gräben im Gemeinderat angesprochen sagt Peter Balzer damals der az: «Es ist wirklich Zufall, dass in so kurzer Zeit zwei von uns den Rücktritt bekannt gegeben haben.»
11.11.2014: Nun demissioniert auch Vizeammann Beat Schöni – nach nur
11 Monaten. Er macht berufliche Gründe geltend, sagt aber auch: «Die persönlichen Gründe sind durchaus auch innerhalb des Gremiums zu finden.» Mankos seien Kommunikation und Kommunikationswege im Gremium.
21.11.2014: An der Gemeindeversammlung gibt der langjährige Gemeindeammann Georges Collin bekannt, dass fünf ehemalige Gemeinderäte die IG «Neue Gemeinderäte für unser Dorf» gegründet haben und das Gespräch mit dem Gemeinderat suchen.
30.11.2014: Im 1. Wahlgang der Ersatzwahlen für die Vakanzen Zumsteg/Schmidli wird Renate Bitter gewählt. Der zweite Sitz kann nicht besetzt werden. Die Meldefrist für den 2. Wahlgang vom 25. Januar 2015 läuft noch bis zum 15. Dezember.
9.12.2014: Auch Gemeindeammann Peter Balzer tritt zurück – aus gesundheitlichen Gründen. Der erste Wahlgang für die Ersatzwahlen für die Vakanzen Balzer/Schöni wird auf den 8. März 2015 angesetzt. Die Meldefrist läuft bis zum 23. Januar. (mf)
9.9.2014: Gerhard Zumsteg gibt nach fast 13 Jahren im Eiker Gemeinderat seinen Rücktritt bekannt. Er macht persönliche Gründe für den Rücktritt geltend.
16.9.2014: Nur eine Woche später tritt auch Guido Schmidli zurück. Er war fast acht Jahre im Rat und erklärt seinen Rücktritt mit beruflichen Gründen. Auf mögliche Gräben im Gemeinderat angesprochen sagt Peter Balzer damals der az: «Es ist wirklich Zufall, dass in so kurzer Zeit zwei von uns den Rücktritt bekannt gegeben haben.»
11.11.2014: Nun demissioniert auch Vizeammann Beat Schöni – nach nur
11 Monaten. Er macht berufliche Gründe geltend, sagt aber auch: «Die persönlichen Gründe sind durchaus auch innerhalb des Gremiums zu finden.» Mankos seien Kommunikation und Kommunikationswege im Gremium.
21.11.2014: An der Gemeindeversammlung gibt der langjährige Gemeindeammann Georges Collin bekannt, dass fünf ehemalige Gemeinderäte die IG «Neue Gemeinderäte für unser Dorf» gegründet haben und das Gespräch mit dem Gemeinderat suchen.
30.11.2014: Im 1. Wahlgang der Ersatzwahlen für die Vakanzen Zumsteg/Schmidli wird Renate Bitter gewählt. Der zweite Sitz kann nicht besetzt werden. Die Meldefrist für den 2. Wahlgang vom 25. Januar 2015 läuft noch bis zum 15. Dezember.
9.12.2014: Auch Gemeindeammann Peter Balzer tritt zurück – aus gesundheitlichen Gründen. Der erste Wahlgang für die Ersatzwahlen für die Vakanzen Balzer/Schöni wird auf den 8. März 2015 angesetzt. Die Meldefrist läuft bis zum 23. Januar. (mf)
Thomas Wehrli: Herr Knill,
am Dienstag trat in Eiken mit Gemeindeammann Peter Balzer der vierte
Gemeinderat innert drei Monaten zurück. Kann das Zufall sein?
Marcus
Knill: Nein. Wenn einer oder zwei Gemeinderäte innert so kurzer Frist aus
beruflichen oder gesundheitlichen Gründen zurücktreten, mag man das noch
glauben. Dass aber gleich vier von fünf gehen, kann kein Zufall sein. Da steckt
mehr dahinter. Es ist offensichtlich, dass da etwas faul ist.
Kommuniziert
hat den Rücktritt nicht Peter Balzer selber, sondern die Ankündigung stand in
den amtlichen Publikationen. Was halten Sie davon?
Nichts.
Eine solche Kommunikation signalisiert der Bevölkerung: Da wird beschönigt,
verschwiegen und gehörig etwas unter dem Deckel gehalten. Das ist ein Antipode
einer professionellen Kommunikation und ist der Boden für Spekulationen.
Spekulationen
gibt es derzeit in Eiken zuhauf. Wäre es nicht deshalb richtig gewesen, dass
der Gemeindeammann hinsteht und sagt: Das ist los und deshalb trete ich zurück?
Nicht
unbedingt. Der Gemeindeammann ist sicher Teil des Problems. Doch wenn er nun
alleine an die Öffentlichkeit gegangen wäre, hätte jeder auf ihn fokussiert. Er
wäre zum Winkelried mutiert. Dass er das nicht will, dass er seine Haut retten
will, verstehe ich. Er denkt an seine eigene Zukunft.
Gleichwohl:
Der Gemeindeammann ist von der Bevölkerung gewählt. Diese hat doch ein Anrecht
darauf, aus erster Hand informiert zu werden und nicht erst am 16. Dezember.
Die Klärung
der Missstände hat erste Priorität und das muss auf den Tisch. Die Geschichte
gärt vermutlich schon lange. Wenn Balzer das gespürt hat, und davon gehe ich
aus, wäre es klug gewesen, sich beraten zu lassen. Eine Eskalation kann zwar
nicht in jedem Fall verhindert werden, aber der Weg kann zumindest kommunikativ
begleitet werden.
Eine
Interviewanfrage beantwortete Peter Balzer gestern mit dem Hinweis: Er gebe
keine Auskunft bis zur Infoveranstaltung am 16. Dezember. Ist es geschickt, so
lange zu schweigen?
Prinzipiell
ist es bei einer Krise taktisch klug, eine Infoveranstaltung zu organisieren
und bis dahin zu schweigen. Aber: Das funktioniert nur, wenn die Info innert
ein, zwei Tagen erfolgt. Eine Woche verstreichen zu lassen, ist zu lange. So
riskiert man, dass bis dahin zumindest ein Teil der Vorgänge publik werden. Es
kommen Gerüchte auf und Halbwahrheiten werden kolportiert. Wer so vorgeht,
verliert die Kontrolle über die Kommunikation, und das ist tödlich. Es ist, wie
wenn ein Wurm seinen Kopf aus der Erde streckt und vor ihm sitzt ein Vogel. Er
ist verloren. Der Vogel wird so lange an ihm zerren, bis er ihn ganz aus der
Erde hat.
Einen
Hinweis machte Vizeammann Beat Schöni, als er vor einem Monat zur az sagte:
«Die Konstellation mit den alten und neuen Gemeinderäten hat einfach nicht
funktioniert. Das grösste Manko waren die Kommunikation und die
Kommunikationswege innerhalb des Gremiums.»
Dieser
Hinweis ist bereits eine Teiloffenlegung. Er ist, um nochmals das Bild von eben
zu nehmen, der Kopf des Wurms – und ich bin sicher, dass nun so lange an dem
Rest gezerrt wird, bis man alles weiss. Das kann durchaus vor dem 16. Dezember
der Fall sein.
Was kann
man machen, um solchen Spekulationen vorzubeugen?
Die Fakten
auf den Tisch legen, Transparenz herstellen, nichts beschönigen. Von
Transparenz spüre ich bislang wenig. Tragisch! Manchmal braucht es auch ein
«mea culpa». Wenn man bei solchen Vorgängen falsch reagiert, geht schnell das
Vertrauen verloren. Und das ist das Schlimmste, was passieren kann, denn das
Vertrauen kann man nur einmal verlieren. Es ist das höchste Gut.
Transparenz
soll an der Infoveranstaltung am 16. Dezember hergestellt werden…
…Wenn es
denn so ist, ist es gut. Ich habe aber leider nur allzu häufig erlebt, dass
solche Veranstaltungen mehr Show als Info waren. Die Bevölkerung muss Fragen
stellen können – und diese müssen ehrlich und offen beantwortet werden. Und
zwar sämtliche! Alles andere bringt nichts.
Die
Rücktritte ermöglichen einen Neuanfang. Ist das eine Chance?
Jede Krise
ist immer auch eine Chance. Wenn jemand krank ist, kann er sterben oder gesund
werden. Die Chance, die Weichen zu stellen, hat Eiken nun. Damit er klappt,
muss man die Schwachstellen eliminieren. Wenn es an der Kommunikation lag, wie
es Beat Schöni andeutete, muss ein Kommunikationskonzept her. Zudem braucht es
eine Fehlerkultur und klare Spielregeln. Ein Neuanfang ist dann eine Chance,
wenn man ihn aktiv angeht.
Was braucht
es dazu?
Man muss
den Laden röntgen, das faule Ei suchen und entfernen. Dieses kann überall
liegen. In einem Fall hatte in einer Firma ein Generalsekretär alle Fäden in
der Hand, sass wie eine Spinne mitten im Netz und dirigierte alle herum. Er
hatte alle Macht, weil er gut vernetzt war und er das ganze Wissen hortete. Man
musste ihn entfernen – und dann lief es wieder. Ähnnliches habe ich auch schon
bei Gemeinden erlebt. Dort hat insbesondere der Gemeindeschreiber eine gewisse
Machtposition, weil der Gemeindeammann auf ihn angewiesen ist. Einmal sagte mir
ein Schreiber aus dem Kanton Zürich: «Jetzt habe ich bald den dritten Ammann so
weit, wie ich ihn haben will.» Bedenklich!
Was braucht
es in Eiken kommunikationstechnisch, dass wieder Ruhe einkehrt?
Zuallererst
eine Auslegeordnung. Dazu gehört eine Klärung der Ist-Situation. Dann braucht
es Zeit, um den Neuanfang aufzugleisen. Ich glaube nicht, dass es in dieser
Situation ohne Hilfe von aussen geht.
Kann diese
Aussensicht die IG der ehemaligen Gemeinderäte einbringen?
Das ist
durchaus möglich. Voraussetzung ist, dass die fünf Herren nicht selber in dem
Teig stecken und keine Verbandelung besteht. Sie müssen genügend Distanz haben
und dürfen nicht von früher her für einen Teil des Problems mitverantwortlich
sein. Unter diesen Voraussetzungen kann die IG ein guter Ansatz sein.
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