Dienstag, 1. Oktober 2013

Weshalb es weiterhin an Professorinnen mangeln wird:

Der Anteil Doktorandinnen ist im Verlauf des letzten Jahrzehnts kontinuierlich angestiegen.
DOCH:......... 
Ich zitiere NZZ:


Die Universität Genf hat mit 20 Prozent einen sehr hohen Anteil an Professorinnen - dank der geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Die Universität Genf hat mit 20 Prozent einen sehr hohen Anteil an Professorinnen - dank der geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultät. (Bild: NZZ / Karin Hofer)

Eine prekäre Situation

Die Vereinbarkeit mit der Familie wird in der Tat oft als eine der «undichten Stellen» genannt, an der Frauen aus der akademischen Laufbahn austreten. Karin Schwiter, Oberassistentin am Geografischen Institut der Universität Zürich, beschreibt die prekäre Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses: Abhängig von Fördergeldern kämpfe man sich von einem Forschungsprojekt zum nächsten, ohne zu wissen, ob eine feste Anstellung wartet. Da diese Unsicherheit bis Mitte 40 dauern kann, fällt sie für viele Akademiker mit der Entscheidung über die familiäre Zukunft zusammen. Hinzu kommt, dass internationale Mobilität erwartet wird. Auch das ein Aspekt, der sich schwer mit einer Familie vereinbaren lässt. Nicht zuletzt urteilt die Wissenschaft anhand der Anzahl Publikationen. Wer aber Kinder betreut, hat auch weniger Zeit, zu publizieren. Dank dem BPC werden die Jahre, die für die Kinderbetreuung gebraucht wurden, zwar bei der Beurteilung berücksichtigt. «Für eine Professur ist man im Endeffekt aber doch zu alt», meint die 35-jährige Schwiter.
44 Prozent der Frauen, aber auch 34 Prozent der Männer nennen diesen Konflikt zwischen Karriere und Familie in der Auswertung des BPC als Grund, weshalb sie keine akademische Laufbahn gewählt haben. Entscheiden sich Frauen dennoch für die Forschung und gelangen zur Professur, bleiben sie oft kinderlos (43 Prozent) und alleinstehend (21 Prozent). Bei den Professoren werden 28 Prozent keine Väter, nur 7 Prozent bleiben ohne Partnerin. Die Aussage der Professorin von Rechenberg – «ich bin selbstverständlich geschieden» – passt in dieses Bild. Die patriarchalischen Hochschulen erwarteten eine Leistung, die man nur erfüllen könne, wenn man ein männliches Curriculum lebe.
Die übrigen «Lecks» sind subtiler. Frauen nennen die «Ellbogen-Mentalität» oft als Argument gegen eine wissenschaftliche Karriere. Hinzu kommt, dass Frauen weniger gut vernetzt sind. Professoren vermitteln laut Schwiter freie Stellen eher an bekannte Kollegen. Der Mensch neige dazu, demjenigen etwas zuzutrauen, der einem ähnlich sei. «So reproduziert sich eine homogene Gruppe wieder», meint Schwiter. Unterschwellige Diskriminierung ist auch ein Aspekt. Von Rechenberg sagt aus eigener Erfahrung: «Ich musste immer mehr Leistung erbringen als ein Mann in der gleichen Position.» Sie betont aber gleichzeitig, dass Frauen sich oft auch selber hemmten, weil es ihnen wichtig sei, von allen geliebt zu werden und Spannungen zu vermeiden. Schwiter meint zum fehlenden Selbstbewusstsein, dass weibliche Rollenmodelle fehlten. Eine Broschüre mit erfolgreichen Professorinnen sollte an der Universität Zürich genau diese Vorbilder liefern. Für Schwiter bewirkte diese aber das Gegenteil: «Da waren nur Überfliegerinnen. Wenn es der durchschnittliche Akademiker schafft, warum nicht auch eine durchschnittliche Frau?»

Wäre die Verteilung 50:50?

Obwohl das Ziel von 25 Prozent Professorinnen noch nicht erreicht ist, sei das BPC sehr erfolgreich gewesen, meint die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Zürich Elisabeth Maurer. «Als das Projekt vor zwölf Jahren startete, gab es gerade 9 Prozent Professorinnen.» Die zweite Runde des Programms, die bis 2016 dauert, hat soeben begonnen.
Bei Neubesetzungen von Professuren bewegt sich der Frauenanteil um die 20-Prozent-Marke. In den letzten Jahren ist der Anteil leicht angestiegen.

Indessen gibt es auch kritische Stimmen zur Gleichstellungspolitik. Klaus Haberkern von der Vereinigung akademischer Mittelbau der Universität Zürich lobt zwar die Förderprogramme. Er weist aber darauf hin, dass Männer, die Familienaufgaben übernähmen, durch die Maschen fielen. «Eine ungleiche Förderung ist anfangs für die Gleichstellung notwendig, langfristig darf sie aber nicht zementiert werden.»

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