Zweischneidig
Einerseits ist es richtig, dass Verstösse gegen das Antirassismusgesetz geahndet und nicht geduldet werden sollten. Anderseits wird mit dem Strafverfahren das Bild zusätzlich in den Köpfen verankert, weil es nochmals abgebildet wird. Bilder wirken bekanntlich stärker als Worte. Deshalb lohnt es sich immer, gut zu überlegen, ob fragwürdige Bilder nicht bewusst ignoriert werden sollten. Wir sehen dies beim umstrittenen Roma - Cover der Weltwoche. In folgendem Beitrag (Tagesanzeiger- online) wird das Bild nochmals abgebildet:
Damit reagiert die Zürcher Justiz auf mehrere Anzeigen, die kurz nach der Veröffentlichung der umstrittenen Weltwoche-Ausgabe Anfang April bei den Polizeien in Zürich und Basel-Land eingegangen waren.
Philip Gut, stellvertretender Chefredaktor bei der Weltwoche, zeigt sich überrascht vom Strafverfahren. «Wir haben letzte Woche davon erfahren», sagt er. Der Vorwurf des Rassismus gegen die Titelgeschichte der Weltwoche sei in aller Entschiedenheit zurückzuweisen. «Das Cover-Bild symbolisiert präzis den Kern des Missstands, nämlich dass Roma-Banden bereits Kinder und Jugendliche zu kriminellen Zwecken missbrauchen.»
Kommentar: Provokative Bilder werden mitunter bewusst eingesetzt, in der Hoffnung, die Provokation führe zu einen Medienwirbel.
Denn Klagen, Proteste und Klagen lohnen sich in der Regel für den Provokateur. So wie früher der Index von fragwürdiger Literatur (katholische Kirche) den Absatz der "verbotener Bücher" gefördert statt reduziert hatte und Proteste bei beanstandeten Bühnenstücken oder Filmen eigentlich meist zu einer Gratis PR- Aktion für die Autoren geführt haben, müssten heute Kritiker erkennen, dass Klagen meist kontraproduktiv sind. Das juristische Nachspiel beim Roma - Titelbild bietet auch in diesem Fall der Weltwoche eine erneute Plattform, den angeblichen Missstand der Roma-Banden zu wiederholen:
Das Cover wird zusätzlich abgebildet (gratis!) und der Provokateur kann nicht nur das Bild, er kann auch seine Kernbotschaft nochmals platzieren. In diesem Fall: Kinder der Roma-Banden würden zu kriminellen Zwecken missbraucht.
Erkenntnis: Provokateure schätzen negative Echos und Klagen. Anderseits ärgert sie nichts mehr, als wenn die Provokation ignoriert wird und dadurch ins Leere läuft.
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