Viele Jugendliche sind sich nicht bewusst, dass das Internet nichts vergisst
Lehrer und Eltern sind immer wieder überrascht, dass sich die Jugend im digitalen Zeitalter - hinsichtlich Umgang mit publizierten Fotos - die Mahnungen in den Wind schlagen. Nicht jeder müsste erst durch Schaden einsichtig werden.
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«Sexting» bringt Junge in die Bredouille
Der Trend, dass sich Jugendliche gegenseitig Nacktbilder von sich zusenden, hat oft böse Folgen. Zudem kann das sogenannte «Sexting» strafbar sein. Experten schlagen Alarm.
Immer mehr Jugendliche senden sich gegenseitig Nackbilder zu. (Bild: colourbox.com)
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Für Bernadette Schnider, Beraterin bei der «Berner Gesundheit» ist dies kein Einzelfall. Immer öfter senden sich Jugendliche auf ihren Smartphones gegenseitig eigene Nacktbilder oder stellen die Fotos online. Zu sehen sind nicht etwa Pornosternchen, sondern Aufnahmen von gleichaltrigen Kolleginnen. «Seit Anfang Jahr höre ich sehr oft von Problemen mit Sexting, also dem Versenden von erotischen Bildern von und durch Minderjährige mit dem Handy», sagt Mark Saxer, Geschäftsführer des Schweizer Polizei Informatik Kongresses.
Bei der Stadtpolizei Zürich weiss man gar von Fällen, in denen «Mädchen später mit den Bildern erpresst wurden», so Medienchef Marco Cortesi. «Dies kann Jugendliche an den Rand des Selbstmords treiben.»
Nacktbilder als Liebesbeweis
Hinter dem Phänomen Sexting steht laut Experten der Gruppendruck: «In einigen Freundeskreisen gilt es als Liebes- oder Freundschaftsbeweis, einander solche Bilder auszuhändigen», so Schnider. Die australische Wissenschaftlerin Shelly Walker geht sogar noch einen Schritt weiter «Haben männliche Jugendliche keine solchen Fotos, laufen sie Gefahr, als schwul zu gelten oder ausgeschlossen zu werden.» Auch sexuelle Belästigungen als Folge der offenherzigen Bilder seien keine Seltenheit, ergänzt Schnider. Verschärft wird das Problem dadurch, dass das Internet nichts vergisst: «Schicken Jugendliche Nacktbilder herum, bleiben diese online dauerhaft auffindbar», so Marc Goldoni, Medienexperte von Pro Juventute.
Doch damit nicht genug: «Jugendliche können sich der Verbreitung von Pornografie strafbar machen, wenn sie Nacktbilder von sich oder anderen verschicken», warnt der Polizeisprecher. Auch der Besitz solcher Bilder sei strafbar.
«Können keine Handykontrollen machen»
Die Täter zu bestrafen, sei indes nicht einfach: «Wir können keine Handykontrollen machen», so Cortesi. Deshalb setze die Polizei ganz auf Prävention und Information bei den Eltern. Doch Cortesi macht sich keine Illusionen: «Es ist zu befürchten, dass uns das Phänomen vollends erfassen wird.»
Sexting hat seinen Ursprung im angelsächsischen Raum und ist dort weit verbreitet: Gemäss einer aktuellen amerikanischen Studie der «American Public Health Association» geben 13 Prozent der High School-Schüler an, schon einmal Sexting-Nachrichten empfangen zu haben. 10 Prozent haben solche Photos auch schon verschickt, weitergeleitet oder veröffentlicht, berichtet die «Detroit Free Press».
Auch in Kanada hält der Jugendtrend die Polizisten auf Trab: «Auch 13-jährige versenden Nacktbilder von sich. Einige Bilder zeigen sogar den sexuellen Akt», so ein Beamter gegenüber der «Vancouverite».
Kommentar: Den Eltern und Pädagogen kann nur geraten werden, über Sexting zu sprechen, denn: «Sexting kann zu sexuellem Missbrauch oder gar zu Kinderpornografie führen». Der Hinweis und die Aufklärung über die möglichen Folgen kann immerhin dazu führen, dass die Jugendlichen den Erziehungsberechtigten später nicht vorwerfen können, man hätte sie rechtzeitig informieren sollen.
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