Anneliese Ermer Die Professorin untersucht das Phänomen Stalking. (SF)
Verleumden, verfolgen und durch den Dreck ziehen: Die Rache im Internet hat Hochkonjunktur. Immer öfter werden auch Schweizer zu Opfern.
Armeechef Roland Nef (49) diffamierte seine Ex-Freundin im Internet. Cyberbullying heisst diese Form der Rache. «Es ist ein neuer gesellschaftlicher Trend. Leute werden im Internet verleumdet und durch den Dreck gezogen», sagt Anneliese Ermer (61). Die Professorin des forensisch-psychiatrischen Dienstes der Universität Bern hat das Phänomen Stalking wissenschaftlich durchleuchtet. «12 bis 16 Prozent aller Frauen werden in ihrem Leben Opfer eines Stalkers. Bei den Männern sind es 4 bis 7 Prozent.»
Stalker missbrauchen für ihre Rache gängige Internet-Plattformen: Auf YouTube stellen sie Sexfilme ins Netz. Filme, die das Paar einmal in trauter Zweisamkeit aufgenommen hat, dann aber plötzlich in der Öffentlichkeit landen. Skrupellos abgerechnet wird auch auf der österreichischen Seite «meinex.at». Hier prangern verschmähte Liebhaber mit wüsten Worten ihre Verflossenen an. «Nimm dich vor der in Acht, die betrügt und nutzt dich nur aus» oder «das ist eine billige Schlampe» steht da. Natürlich anonym. Ihr Opfer hingegen geben sie mit vollem Namen an. Auf «spickmich.de» – einem deutschen Lehrerbenotungsportal – mobben Schüler ihre Lehrer. Auch rund ein Dutzend Schweizer Schulen sind auf diesem Portal registriert. Die Lehrerschaft ist alarmiert.
«Die Täter wissen genau, was sie anrichten», sagt Anneliese Ermer. «Bei rund der Hälfte der Opfer kommt es zu einer psychischen Traumatisierung.» Ermer rät Betroffenen: «Handeln Sie sofort. Halten Sie die Angriffe des Stalkers schriftlich fest, reden Sie mit Familie und Freunden darüber und schalten Sie die Polizei ein.»
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