Freitag, 25. Juli 2008

Darf man ein Inzest Monster als Kunst verkaufen?

Ich habe nie ein Kunstwerk von Hitler oder einem Gewaltverbrecher gesehen. Ein junger oesterreichischer Künstler provoziert mit einer künstlerischen Darstellung des legendären Verbrechers.

Darf er dies?

Quelle Blick-online:

«Gott liebt das Inzest-Monster»

Katholische Kunst oder plumpe Provokation?

Sie haben Josef Fritzl ­gemalt. Wie reagieren die ­Betrachter?

Florian Nährer

Bei meinen Freunden und Bekannten, die sich mit Kunst und Philosophie auseinandersetzen, kommt das Bild sehr gut an. Aber der Mann von der Strasse versteht es schwer. Manche fordern sogar die Todesstrafe für Fritzl. Ein Besucher hat das Bild ab- und dafür einen Zettel aufgehängt: Dieses Bild muss weg! Aber jetzt hängts wieder im Café der Buchhandlung in St. Pölten (A).

Warum haben Sie ausgerechnet das Inzest-Monster gemalt?

Darf Kunst auch das Böse darstellen? Solche Fragen interessieren mich. Woran erkennt man, dass Fritzl böse ist? Nur aufgrund seines Gesichts aus den Medien. Typisch für Österreich: Erst begeilt man sich an den Details über die Tat, dann muss die Erinnerung möglichst schnell weg.

Sie wollen die Erinnerung wachhalten?

Vor allem habe ich Fritzl als pars pro toto für das absolut Böse genommen, um aufzuzeigen, dass Gott eben der vergebende Gott ist. Er vergibt auch das Schlimmste.

Wollen Sie mit dem Bild provozieren?

Gottes Zusage, jedem zu 100 Prozent zu vergeben, wenn er ehrlich bereut, ist sehr provokant. Ich hab mal ein anderes Bild gemalt mit dem Titel: «Adolf plays the harp now». Auch ein provokanter Gedanke: Hitler sitzt im Himmel ­neben Jesus und spielt Harfe. Wir Menschen meinen fälschlicherweise, wir könnten erkennen, wie Gott denkt.

Spielen Sie Gott, wenn Sie Fritzl malen?

Das ist ein Missverständnis. Ich spiele nicht Gott. Ich versuche, die Zusage Gottes zu verstehen. Die Vergebung Gottes geht über das menschliche Wertesystem hinaus. Gott liebt jeden Menschen gleich. Das ist eine Provokation Gottes, deshalb provoziere ich mit dem Bild. Jesus hat auch das ganze Wertesystem auf den Kopf gestellt und damit provoziert. Aber ich will mich natürlich nicht mit Christus vergleichen.

Sind Sie bei diesem Bild mehr Theologe als Künstler?

Ich versuche in meiner ganzen Kunst, brennende Themen auf­zunehmen. Es gibt ja kaum zeitgenössische Kunst, die die Bibel zum Anlass nimmt. Und Hardcore-Katholiken haben meist keinen Zugang zu zeitgenössischer Kunst. Ich will eine Brücke schlagen. Die Entwicklung der christlichen Kunst ist in den 50er-Jahren stecken geblieben.

Ist das Bild schon verkauft? Es ist ja sehr günstig: 1480 Euro …

Nein. Wer will schon Josef Fritzl übers Sofa hängen! Obwohl: Ästhetisch gesehen ist das Bild sehr gelungen.

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k-k@bluewin.ch

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