Stärken und Schwächen
Einige Auftritte am WEF werden noch Jahre in Erinnerung bleiben, andere hat die Öffentlichkeit schon fünf Minuten danach aus dem Gedächtnis verdrängt. Warum waren die guten Reden gut und die miesen mies? Für BLICK hat Rhetoriktrainer Thomas Skipwith die wichtigsten Auftritte unter die Lupe genommen.
Einige Auftritte am WEF werden noch Jahre in Erinnerung bleiben, andere hat die Öffentlichkeit schon fünf Minuten danach aus dem Gedächtnis verdrängt. Warum waren die guten Reden gut und die miesen mies? Für BLICK hat Rhetoriktrainer Thomas Skipwith die wichtigsten Auftritte unter die Lupe genommen.
Donald Trump, US-Präsident
«Dass er seine rechte Hand spreizt und damit allen signalisiert, sie
sollen jetzt mal ruhig sein, irritiert mich auch ein Jahr nach seinem
Amtsantritt noch. Seine Stimme war monoton. Das Positive daran: Er hat
damit diplomatisch ruhig gewirkt. Damit bietet er kaum Angriffsfläche.
Und: Die Rede war kurz und mit klarer Botschaft – nämlich dass er und
sein Land wieder super sind .» Note: 4.5
Alain Berset, Schweizer Bundespräsident
«Sein Umgang mit dem Teleprompter war souverän. Er hat immer wieder
Blickkontakt mit dem Publikum aufgenommen. Dass er zwischen Französisch
und Englisch abgewechselt hat, beweist staatsmännisches Format. Bei ihm
spürt man die Lust, dass er viel zu erzählen hat. So viel, dass er manchmal sogar die Lippen zusammenpressen muss, damit es nicht einfach aus ihm raussprudelt . Einziges Minus: Das allerletzte Wort hat er mit der Stimme herausgezogen – dieser Schluss war nicht gut.» Note 5.0
Angela Merkel, deutsche Bundeskanzlerin
«Mit Abstand die Langweiligste. Sie wirkt wie eine Beamtin, die
Bandwurmsätze machen das nur noch schlimmer. Sie nimmt alles sehr ernst,
teilweise natürlich zu Recht. Der einzige Pluspunkt: Sie gliedert ihre
Rede gut. Wer zwischenzeitlich eingeschlafen ist, weiss nach dem
Aufwachen sofort wieder, wo in der Rede sie steht.» Note: 3.5
Emmanuel Macron, Frankreichs Präsident
«Noch während Klaus Schwab ihn vorstellt und er auf seinem Stuhl sitzt, spasst Macron
mit dem Publikum. Das könnte man als Respektlosigkeit deuten. Ich aber
denke viel eher, dass er einfach den Plausch hat. Super: Er beginnt
seine Rede gleich mit einer Pointe, macht eine spontane Bemerkung zum
vielen Schnee draussen. Das ist nicht geplant, der ist einfach so locker
drauf. Aber ganz schlimm bei ihm: Die Rede dauerte fast eine Stunde.
Alles über 45 Minuten geht überhaupt nicht!» Note: 5.0
Justin Trudeau, Kanadas Premier
«Wie er auf die Bühne kommt, sein Gang: phänomenal. Als Erstes hat er
die Frauen im WEF-Vorsitz alle mit Namen begrüsst – ein genialer
Charmeur! Wie Macron macht er ganz früh in der Rede schon einen spontanen Witz und hat so alle Sympathien sofort auf seiner Seite. Was ich nicht verstehe: Warum er neuerdings so auffällige Socken trägt . Offensichtlich ist das in. Mir gefällt das nicht. Vielleicht ist das aber seinem Plädoyer für die Frauen geschuldet. » Note: 5.5
KOMMENTAR:
Wenn Sie diese Politker coachen müssten, welchen Rat würden Sie ihnen geben (bitte nur einen Verbesserungspunkt nennen!)
Ihr Urteil können Sie (k-k@bluewin.ch) mailen. Vielen Dank.