Nicht nur die unrealistischen, unglaubwürdigen Geschichten, (sie sind zu verschachtelt und unverständlich), stossen sauer auf.
Es zeigt sich nun auch noch, dass jeder Tatort Kommissar ein gestörtes Privatleben haben muss. Gehört dies zum Konzept?
Die Ermittler sind labil oder haben Beziehungsprobleme.
Die Kommissarinnen müssen sich während der Arbeit mit Kinderproblemen herumschlagen.
Ich zitiere TAGI:
Borowski ist nicht der einzige Kriminalbeamte mit einer Macke.
Peter Faber (Jörg Hartmann) etwa wandelt seit dem Unfalltod seiner Frau auf Antidepressiva wie ein Zombie durch Dortmund.
In Stuttgart musste Sebastian Bootz (Felix Klare) erst mit der Krebsdiagnose seiner Ehefrau fertigwerden – und dann mit der Tatsache, von ihr verlassen worden zu sein.
Der lebensmüde gewordene Frankfurter Kommissar Frank Steier (Joachim Król) hingegen gibt sich nach getaner Arbeit am liebsten dem Spiritus hin.
Psychogramm eines Amokläufers
Kurzum: Das Privatleben der «Tatort»-Protagonisten liest sich wie das Psychogramm eines psychisch labilen Menschen. Laut
Zweifellos haben die Hauptdarsteller ein Profil. Und Charakter. Wenn auch nicht immer den tadellosesten. Möglicherweise macht gerade dies die Schauspieler so populär. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) zum Beispiel ist ein arroganter Macho. Ein Snob noch dazu. Höchst narzisstisch. Ein veritables Ekel eigentlich. Doch er und Kollege Frank Thiel (Axel Prahl) begeistern das Publik: Der «Tatort» aus Münster erzielt regelmässig Spitzenquoten.
«Die Freaks fangen an mich zu langweilen»
Doch der Sonntagabend-Krimi polarisiert auch. In den sozialen Netzwerken lassen diverse genervte Zuschauer ihrem Unmut freien Lauf. «Ich hätte nichts gegen ein paar normale #Tatort-Kommissare. Die Freaks fangen an mich zu langweilen», schreibt User Max auf Twitter. Ralf Heimann meint: «Das Revolutionärste, was man im deutschen Fernsehen machen könnte: Tatort-Kommissar mit intakter Familie.»
Etwas dezidierter formuliert es der Schweizer Regisseur und Drehbuchautor Martin Witz, der unter anderem den Film «Dutti der Riese» ins Kino brachte: «Klar braucht es eine persönliche Backstory, allerdings wird sie in den ‹Tatort›-Drehbüchern meiner Meinung nach unglaublich stereotyp bedient.» Besonderheiten ja – nur bitte ohne Klischee.
Kommentar:
Wieso muss der soziale Hintergrund der Kriminalbeamten überhaupt so genau ausgeleuchtet werden? Schliesslich geht es in der Serie um ein Verbrechen, das es aufzuklären gilt.
Bei der Dramaturgie eines Krimis muss der rote Faden im Zentrum bleiben: Die Auflösung der Frage: Wer ist der Täter? Wie kam es zum Verbrechen? Es wäre falsch, nur noch Psychologen oder Gesellschaftskritikern die Regie zu überlassen.
Drehbuchautoren wünschen angeblich bewusst Menschen mit Macken.
Jürgen Werner, verantwortlich für die Dortmunder Folge «Hydra», glaubt erstaunlicherweise, dass ausgerechnet diese krankhaften Eigenschaften die Ermittler menschlicher machen: «Wir binden das Private stets in die Fälle bewusst mit ein. Dadurch erhöhen wir das Tempo der Geschichte und geben dem gesamten Team seine ganz eigene Dynamik», sagte er Anfang 2015 in einem ARD-Interview. Für mich ist dies eine Selbstschutzbehauptung.
Der Krimi wird durch diese Stereotype überladen und die Zuschauer erhalten ein völlig falsches Bild der Realität. Das Abnorme wird zur Norm.
Wenn bei Serien Klischees dominieren, müssen die Drehbuchautoren über die Bücher gehen.
LINKS:
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27. Juni 2014 ... Die Krimireihe «Tatort» von ARD, SRF und ORF ist ein Phänomen: Trotz
jahrelanger Laufzeit vereinigt sie jeden Sonntagabend.
www.rhetorik.ch/Aktuell/14/06_27/tatort.pdf
24 März 2015
Warum
müssen alle neuen Tatort-Kommissare und -Kommissarinnen ungepflegt
und/oder unsympathisch sein, ein verpfuschtes Privatleben oder sonst
irgend eine Macke haben? Muss man sich so die Ermittler in ...
16 Aug. 2011
In
der Schweiz kam das bewusste Schweizer "Emil- Hochdeutsch" gar nicht
gut an. Stefan Gubser kam am besten weg. Doch die Geschichte war vielen
Konsumenten zu diffus. Einige fanden den Schweizer Tatort langweilig.
11 März 2014
Die
Hamburger «Tatort»-Folge «Kopfgeld» war längst weitergehechtet, mal
flog die Kamera über Szenerien, mal zoomte sie in Details rein, und
immer zappelte sie nervös wie ein Erstklässler vor den Sommerferien.
«Dann ...
12 März 2013
Wenn
jedoch der Tatort aus der Sicht des Konzeptes, des roten Fadens,
Verständlichkeit beleuchtet wird, dann kommt dieser Krimi sehr schlecht
weg. Ballern und Action allein genügt nicht. Das Schwarz-weiss
Schema ...
1
27. Juni 2014 ... Die Krimiserie "Tatort" ist immer noch ein voller Erfolg. Mein SN artikel vom 27.
Juni geht dem Phenomen nach, dass fast 10 Millionen ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/14/06_27/
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