Mittwoch, 29. April 2020

Das empfinden die Schweizer als zu teuer


Als zu teuer oder viel zu teuer beurteilen 76 Prozent der Bevölkerung die Krankenkassenprämien. Dies geht aus einer Umfrage von Moneyland bei 1500 Personen zwischen 18 und 74 Jahren in der Deutsch- und Westschweiz hervor.
An zweiter Stelle stehen die Zahnärzte. 74 Prozent finden diese zu teuer. Zu tief ins Portemonnaie greifen müssen die Konsumenten aus ihrer Sicht auch für Taxis (74 Prozent), Roaming (69 Prozent), die SBB (65 Prozent), Medikamente (65 Prozent) und die Wohnungsmiete (61 Prozent). Um diese Services und Produkte kommen die Schweizer Konsumenten kaum herum. (Quelle BLICK)

Unglaubwürdig

Hallo Batti Basler

Sie sind eine  erfolgreiche Kabarettistin.
Wenn Sie jedoch im Club (SRF1) über Humor und Satire während der ernsten Corona Krise sagen:
"Ich mache mich nur lustig über Leute, die  anwesend sind. Ich halte das auch so in der Arena, wenn sich die Betroffenen wehren können." Mit dieser Aussage machen Sie sich unglaubwürdig, Frau Basler.
Hallo: Genau das ist es, was an Ihren Auftritten in der ARENA stört.
Dort geben Sie stets erst am Schluss Ihren Senf dazu, wenn sich die Anwesenden nicht mehr wehren können.

Montag, 27. April 2020

Verwirrkommunikation

 Verwirrkommunikation des BAG
(Persönlich.com BLOG)
 

Marcus Knill


Otto Normalverbraucher versteht die Welt nicht mehr. So wie das Bundesamt für Gesundheit BAG in der ersten Phase der Corona-Pandemie klar, einfach und verständlich kommuniziert hat, so unklar, wirr und unverständlich ist die jüngste Botschaft von Daniel Koch. Nach einem Interview, das in Teilen auf grosseltern-magazin.ch veröffentlicht wurde, dürfen plötzlich die Grosseltern ihre Enkel umarmen.
Wochenlang wurde eingebläut: Senioren müssen zu ihren Enkeln räumlich getrennt warten, und zwar möglicherweise bis ein Impfstoff gefunden ist. Denn bei kleinen Kindern sei es kaum möglich, die notwendige Distanz einzuhalten. Nachdem mit grossem Aufwand diese Forderung durchgesetzt werden konnte, soll dies nun plötzlich nicht mehr gelten. Wenn ein Enkelkind umarmt werde, riskiere man nichts. Dass Grosselten die Enkel plötzlich problemlos umarmen, aber nicht hüten dürfen, ist für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar.
Diese Aussage von Daniel Koch verwirrt besonders: «Sehen Sie die, das Problem sind eigentlich die Eltern. Sie übertragen in der Regel das Virus, nicht die kleinen Kinder. Gefährdet sind die Grosseltern. Also darf man die kleinen Kinder wieder einmal umarmen, solange man den Abstand zu der mittleren Generation einhält.» Wer diese Aussage verstehen will, muss sie mehrfach lesen. Sie irritiert. Ein kurze Umarmung ist möglich, doch darf sich ein Enkelkind nicht tagelang bei den Grosseltern aufhalten.
Kompliziert wird es, wenn die Eltern den Kinderwagen den Grosseltern zuschieben dürfen, damit sie das Kind herausnehmen und kurz in den Arm nehmen dürfen, während die Eltern den Abstand wahren müssen. Weiterhin wird von gemeinsamen Ausflügen abgeraten. Wenn das BAG heute dennoch empfiehlt, die Generationen sollen sich nach wie vor separieren, ist die Verwirrung perfekt.
Die jüngste Botschaft «Umarmen ja – hüten nein» irritiert. Krisenkommunikation darf nicht widersprüchlich sein. Anweisungen sollten einfach, verständlich und nachvollziehbar sein. Entweder soll man die Enkel von den Grosseltern fernhalten oder man darf den Kontakt wieder aufnehmen.
Die jüngste Botschaft schadet der Glaubwürdigkeit des BAG.  Widersprüchliche komplizierte Verhaltensregeln führen dazu, dass das Bundesamt für Gesundheit nicht mehr ernst genommen wird und die Bevölkerung auch die erworbenen Grundregeln wie Distanzhalten oder Verzicht auf Handschlag bei Begrüssungen von sich aus ebenfalls lockert. Verwirren und irritieren sind bei jeder Krisenkommunikation ein No-Go.


Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik und Autor der virtuellen Navigationsplattform für Kommunikation und Medien rhetorik.ch.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

Nachtrag

Schlagzeile vom 30. Mai:

Deutsche Studie widerspricht  BAG-Koch-

Kinder übertragen Viren auch!

(Quelle Blick) Die Aussagen von Daniel Koch (65) vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) waren der Hoffnungsschimmer für alle Grosseltern. «Es ist so, dass Kinder praktisch nicht infiziert werden und vor allem das Virus nicht weitergeben», so Koch am Montag. Eine kurze Umarmung der Enkel sei darum kein Problem.
Doch kurz danach flogen Koch seine Aussagen um die Ohren. Denn für die Wissenschaft ist alles andere als klar, ob die Kinder wirklich nicht ansteckend sind.

Gleiche Viruslast für Kinder und Erwachsene

Jetzt erhalten die Koch-Kritiker Aufwind: Der deutsche Star-Virologe Christian Drosten (48) hat im Eilzugstempo eine Studie mit über 3700 Infizierten durchgeführt und dabei die Viruslast von Kindern und Erwachsenen getestet.
Seine Ergebnisse teilt Drosten auf Twitter und kommentierte nüchtern. «Kein signifikanter Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen.» Mit anderen Worten: Kinder können das Virus genauso übertragen wie Erwachsene, mit dem Unterschied, dass die Symptome bei Kindern weniger ausgeprägt oder gar nicht vorhanden sind.
Liest man den Resultatteil der Studie, werden die Wissenschaftlicher deutlicher. Zwar gebe es weiterhin Argumente, die dafür sprechen, dass Kinder andere Leute weniger anstecken. Aber: «Aufgrund des Fehlens jeglicher statistischer Beweise für ein anderes Viruslastprofil bei Kindern, die in der vorliegenden Studie gefunden wurden, müssen wir vor einer unbegrenzten Wiedereröffnung von Schulen und Kindergärten in der gegenwärtigen Situation warnen.»

Schulen öffnen am 11. Mai wieder

Diese Warnung kommt zumindest für die Schweiz zu spät. Am 11. Mai sollen die Primar- und Sekundarschulen wieder öffnen. Mit Schutzkonzepten zwar, aber nur mit minimalen Auflagen: Generelle Abstandsvorschriften sind zwar zwischen Schülern und Lehrern vorgesehen, nicht aber unter den Kindern.
Koch begründet seine Grosseltern-Aussagen am Montag mit Gesprächen mit verschiedenen Experten in Kinderspitälern der ganzen Schweiz und neue Studien. Eine davon zeigt, dass vor allem kleine Kinder sehr wenige Andockstationen für das Virus im Hals-Rachen-Raum haben, schreibt der «Tages-Anzeiger». Dazu schrieb das BAG der Zeitung, Koch habe sich auf weitere bisher unpublizierte Studien bezogen. (brb)

 


Marcus Knill


Otto Normalverbraucher versteht die Welt nicht mehr. So wie das Bundesamt für Gesundheit BAG in der ersten Phase der Corona-Pandemie klar, einfach und verständlich kommuniziert hat, so unklar, wirr und unverständlich ist die jüngste Botschaft von Daniel Koch. Nach einem Interview, das in Teilen auf grosseltern-magazin.ch veröffentlicht wurde, dürfen plötzlich die Grosseltern ihre Enkel umarmen.
Wochenlang wurde eingebläut: Senioren müssen zu ihren Enkeln räumlich getrennt warten, und zwar möglicherweise bis ein Impfstoff gefunden ist. Denn bei kleinen Kindern sei es kaum möglich, die notwendige Distanz einzuhalten. Nachdem mit grossem Aufwand diese Forderung durchgesetzt werden konnte, soll dies nun plötzlich nicht mehr gelten. Wenn ein Enkelkind umarmt werde, riskiere man nichts. Dass Grosselten die Enkel plötzlich problemlos umarmen, aber nicht hüten dürfen, ist für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar.
Diese Aussage von Daniel Koch verwirrt besonders: «Sehen Sie die, das Problem sind eigentlich die Eltern. Sie übertragen in der Regel das Virus, nicht die kleinen Kinder. Gefährdet sind die Grosseltern. Also darf man die kleinen Kinder wieder einmal umarmen, solange man den Abstand zu der mittleren Generation einhält.» Wer diese Aussage verstehen will, muss sie mehrfach lesen. Sie irritiert. Ein kurze Umarmung ist möglich, doch darf sich ein Enkelkind nicht tagelang bei den Grosseltern aufhalten.
Kompliziert wird es, wenn die Eltern den Kinderwagen den Grosseltern zuschieben dürfen, damit sie das Kind herausnehmen und kurz in den Arm nehmen dürfen, während die Eltern den Abstand wahren müssen. Weiterhin wird von gemeinsamen Ausflügen abgeraten. Wenn das BAG heute dennoch empfiehlt, die Generationen sollen sich nach wie vor separieren, ist die Verwirrung perfekt.
Die jüngste Botschaft «Umarmen ja – hüten nein» irritiert. Krisenkommunikation darf nicht widersprüchlich sein. Anweisungen sollten einfach, verständlich und nachvollziehbar sein. Entweder soll man die Enkel von den Grosseltern fernhalten oder man darf den Kontakt wieder aufnehmen.
Die jüngste Botschaft schadet der Glaubwürdigkeit des BAG.  Widersprüchliche komplizierte Verhaltensregeln führen dazu, dass das Bundesamt für Gesundheit nicht mehr ernst genommen wird und die Bevölkerung auch die erworbenen Grundregeln wie Distanzhalten oder Verzicht auf Handschlag bei Begrüssungen von sich aus ebenfalls lockert. Verwirren und irritieren sind bei jeder Krisenkommunikation ein No-Go.


Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik und Autor der virtuellen Navigationsplattform für Kommunikation und Medien rhetorik.ch.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

Marcus Knill


Otto Normalverbraucher versteht die Welt nicht mehr. So wie das Bundesamt für Gesundheit BAG in der ersten Phase der Corona-Pandemie klar, einfach und verständlich kommuniziert hat, so unklar, wirr und unverständlich ist die jüngste Botschaft von Daniel Koch. Nach einem Interview, das in Teilen auf grosseltern-magazin.ch veröffentlicht wurde, dürfen plötzlich die Grosseltern ihre Enkel umarmen.
Wochenlang wurde eingebläut: Senioren müssen zu ihren Enkeln räumlich getrennt warten, und zwar möglicherweise bis ein Impfstoff gefunden ist. Denn bei kleinen Kindern sei es kaum möglich, die notwendige Distanz einzuhalten. Nachdem mit grossem Aufwand diese Forderung durchgesetzt werden konnte, soll dies nun plötzlich nicht mehr gelten. Wenn ein Enkelkind umarmt werde, riskiere man nichts. Dass Grosselten die Enkel plötzlich problemlos umarmen, aber nicht hüten dürfen, ist für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar.
Diese Aussage von Daniel Koch verwirrt besonders: «Sehen Sie die, das Problem sind eigentlich die Eltern. Sie übertragen in der Regel das Virus, nicht die kleinen Kinder. Gefährdet sind die Grosseltern. Also darf man die kleinen Kinder wieder einmal umarmen, solange man den Abstand zu der mittleren Generation einhält.» Wer diese Aussage verstehen will, muss sie mehrfach lesen. Sie irritiert. Ein kurze Umarmung ist möglich, doch darf sich ein Enkelkind nicht tagelang bei den Grosseltern aufhalten.
Kompliziert wird es, wenn die Eltern den Kinderwagen den Grosseltern zuschieben dürfen, damit sie das Kind herausnehmen und kurz in den Arm nehmen dürfen, während die Eltern den Abstand wahren müssen. Weiterhin wird von gemeinsamen Ausflügen abgeraten. Wenn das BAG heute dennoch empfiehlt, die Generationen sollen sich nach wie vor separieren, ist die Verwirrung perfekt.
Die jüngste Botschaft «Umarmen ja – hüten nein» irritiert. Krisenkommunikation darf nicht widersprüchlich sein. Anweisungen sollten einfach, verständlich und nachvollziehbar sein. Entweder soll man die Enkel von den Grosseltern fernhalten oder man darf den Kontakt wieder aufnehmen.
Die jüngste Botschaft schadet der Glaubwürdigkeit des BAG.  Widersprüchliche komplizierte Verhaltensregeln führen dazu, dass das Bundesamt für Gesundheit nicht mehr ernst genommen wird und die Bevölkerung auch die erworbenen Grundregeln wie Distanzhalten oder Verzicht auf Handschlag bei Begrüssungen von sich aus ebenfalls lockert. Verwirren und irritieren sind bei jeder Krisenkommunikation ein No-Go.


Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik und Autor der virtuellen Navigationsplattform für Kommunikation und Medien rhetorik.ch.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

Freitag, 24. April 2020

Hayek spricht Klartext im Blickinterview

Wie beurteilen Sie die Arbeit des Bundesrats?Am Anfang, als der Bundesrat den Notstand ausrief, hatte Alain Berset eine klare Botschaft, was jetzt zu tun ist. Die Schweizer folgten dieser Botschaft, weil sie klar und nachvollziehbar war, auch wenn es schmerzte. Eine Woche später kam Ueli Maurer ebenfalls mit einer klaren Botschaft, wie den Unternehmen in dieser Notsituation geholfen wird. Auch dies wirkte überzeugend und selbstbewusst.
Und jetzt, bei den Lockerungen?Katastrophal. Bei der Pressekonferenz zu den Lockerungen spürte man vor allem Angst und Unsicherheit der teilnehmenden Bundesräte. Bundespräsidentin Sommaruga überbrachte als Kernbotschaft, nachdem sie uns alle wegen Ostern gelobt hatte, etwas völlig Irrelevantes: dass wir einen Monat lang gratis Schweizer Fernsehen sehen dürfen. Danach gab sie das Wort an Alain Berset weiter, der über die Lockerungsmassnahmen informierte. Bei all seinen Ausführungen war klar eine Verunsicherung und Angst vor der schrittweisen Öffnung spürbar. Was sich auch an den vielen widersprüchlichen Aussagen gezeigt hat. Hier hätte es eine Botschaft gebraucht, die Aufbruchstimmung auslöst.
Wie hätte denn die Botschaft lauten sollen?Schickt eure Kinder in die Kitas und habt keine Angst, wir übernehmen die Kosten, egal, ob die Kantone oder der Bund zuständig sind. Damit werden die Eltern entlastet und können sich wieder in Ruhe auf den Neustart vorbereiten. Das wäre ein Aufbruchsignal, das die Bundespräsidentin hätte überbringen können. Und was die Lockerungen betrifft, hätte man alle Verbände dazu aufrufen sollen, mit klaren Vorschlägen und Konzepten für eine schnelle Öffnung zu sorgen, egal ob Coiffeur, Restaurant oder Detailhandel. Damit hätte der Bundesrat die Verbände und alle Beteiligten dazu motiviert, die Initiative zu ergreifen.
Sie wollen wie andere Unternehmer einfach Ihre Geschäfte schneller öffnen!Alle wollen wieder so schnell wie möglich in eine gewisse Normalität zurückkehren, Sie auch, hoffe ich. Aber es geht mir nicht um den Zeitpunkt, sondern darum, dass dies nicht in einem Klima der Angst und Verunsicherung passieren soll.
Der Bundesrat hat ehrlich informiert, indem er sagte, dass er nicht weiss, wie sich die Infektionsrate entwickelt.Ehrlichkeit und Authentizität sind wichtig. Ein Chef muss aber auch mutig sein und Verantwortung übernehmen. Der Bundesrat wollte sicher nicht Unsicherheit schüren, aber die Botschaft war und ist anders herübergekommen.
Warum handelte der Bundesrat klarer beim Lockdown als jetzt bei der Öffnung?Beim Lockdown ging es um eine Reaktion auf eine Notsituation. Bei der Lockerung hingegen muss der Bundesrat nicht reagieren, sondern agieren. Er muss mutig und selbstbewusst führen und vor allem pragmatisch vorgehen. Das schafft Vertrauen und kreiert die Aufbruchstimmung, die wir jetzt brauchen.
Welches Land macht das am besten?Ich schaue keine Pressekonferenzen der Regierungen anderer Länder. Ich glaube aber, dass es anderen Ländern besser gelungen ist, Aufbruchstimmung zu schaffen.
Im Moment sind alle unzufrieden, jeder Verband stellt Forderungen. Was muss passieren, damit die Lockerungen wieder in geordnete Bahnen kommen?Klare Führung, und wenn es die Situation erlaubt, auch über seinen Schatten springen und frühere Entscheidungen neu beurteilen.
Der Bundesrat handelt deshalb vorsichtig, damit sich das Virus nicht plötzlich wieder schneller verbreitet.Nicht nur der Bundesrat, wir alle handeln vorsichtig. Wir schütteln uns die Hände nicht mehr, halten Abstand, knutschen nicht mehr herum, aber es gibt einen Unterschied zwischen vorsichtig sein und unsicher oder ängstlich.
Wie sorgen Sie in Ihrem Unternehmen für Aufbruchstimmung?Meine Schwester und ich haben bei Ausbruch der Krise sofort allen unseren Mitarbeitenden weltweit eine Videobotschaft geschickt: Wir sorgen für euch – schaut ihr bitte, dass ihr gesund bleibt, und folgt den Regeln der Regierungen. Wir sind alle in einer schwierigen Situation, aber eure Unternehmung, die Swatch Gruppe, ist stark. Wir haben Liquidität, wir sind unabhängig, wir haben keine Schulden bei den Banken, wir haben super Produkte.
Warum konnten Sie bereits am Anfang der Krise sagen, dass niemand entlassen würde?Weil das schon immer die Kultur der Swatch Gruppe war und ist. Wegen kurzfristigen Krisen werden wir keine Leute entlassen, nur weil das vielleicht der Börse gefallen würde.
Was haben Sie eigentlich gegen die Börse?Die Börse ist ein Casino. Oft reine Spekulation. Dort ist gar nichts langfristig. Man will mit Geld Geld machen, und das ist nicht das Ziel eines Industriellen. Ein Unternehmer will neue Produkte und Arbeitsplätze schaffen. Gewinn allein ist nicht die Motivation.
Ihnen ist es auch wichtig, nicht verschuldet zu sein. Warum trauen Sie den Banken nicht?Es ist nicht so, dass ich den Banken nicht traue. Aber unabhängig Entscheidungen zu treffen, ohne bei Banken zuerst anklopfen zu müssen, ist ein riesiger Wettbewerbsvorteil. Im Zweifelsfall geben wir lieber etwas weniger aus, als Schulden zu machen. Diese Philosophie hatte bereits mein Vater. Ein Sprichwort besagt, dass eine Bank Ihnen problemlos Geld gibt, wenn Sie es nicht brauchen. Aber wenn Sie es brauchen, erhalten Sie nichts.
Vom Regisseur zum Konzernlenker
Nick Hayek (65) ist seit 2003 CEO der Swatch Group (u.a. Tissot, Omega, Longines) mit Sitz in Biel BE. 2019 beschäftigte das Unternehmen mehr als 36'000 Angestellte in über 50 Ländern und machte einen Umsatz von 8,2 Milliarden Franken. Seine Schwester Nayla Hayek (69) ist seit dem Tod des Vaters und Firmengründers Nicolas G. Hayek (1928–2010) Präsidentin des Verwaltungsrates der Swatch Group. Nick Hayek studierte an der Universität St. Gallen. In Paris absolvierte er eine Filmschule, war Produzent und Regisseur von zwei Spielfilmen. Er ist verheiratet und wohnt in Zug.

Dienstag, 21. April 2020

Pfarrer Martin Dürr stachelt zu Mord an Trump an

Darf man es nach der Aufforderung zum Mord an Trump mit einer Entschuldigung  bewenden lassen?

Wer zum Mord aufruft, wird normalerweise bestraft. Stellen wir uns vor jemand ruft zum Mord an einem Regierungsmitglied auf. Der Fall würde nicht  mit einem Schrei der Empörung abgetan.
Es käme zu einer Untersuchung und einer Strafverfolgung. Wir warten gespannt auf die Strafverfolgungsbehörde bei Pfarrer Dürr, der öffentlich zum Tyrannenmord aufforderte.

Quelle: Blick

Zu Situation:
Pfarrer Martin Dürr bezeichnete Donald Trump in einem Facebook-Post wegen der vielen Corona-Toten als Tyrann – und sprach dabei sogar von Mord. Nach heftiger Kritik entschuldigt er sich jetzt.
An Ostern veröffentlichte Pfarrer Martin Dürr (61) auf seinem Facebook-Profil einen fragwürdigen Beitrag. Es ist bereits der 22. sogenannte Nachtgedanke, den er mit der Öffentlichkeit teilte – dieser Beitrag hatte es aber in sich.
Dürr rief dabei zum Mord am amerikanischen Präsidenten Donald Trump auf. Das tat er mit folgenden Worten: «Wie kann es sein, dass sie einen pathologischen Lügner und Narzissten wählten und ihn weiterhin anbeten, als wäre er Gott?», schrieb er. Und: «Wann ist der Moment gekommen, einen faschistischen Diktator umzubringen?» Der Pfarrer und Co-Leiter des Pfarramts für Industrie und Wirtschaft BS/BL schrieb diese Sätze, nachdem er einen Direktvergleich zwischen dem Naziregime unter Hitler und den Wählern des US-Präsidenten gezogen hatte.

Vergleich zum Naziregime sei völlig verfehlt

Mit dem Post sorgte der Pfarrer für Aufruhr. Nun kriecht Dürr zu Kreuze: «In meinem Text habe ich – offensichtlich sehr unbedacht – über zivilen Ungehorsam geschrieben. Es ging mir in meinem Text nie darum, zum Mord an einem Menschen aufzurufen. Dass dies so verstanden wurde, bedauere ich sehr», sagt er zu BLICK.
Der Vergleich mit dem Naziregime sei zudem völlig verfehlt. Dürr: «Dafür möchte ich mich zutiefst entschuldigen. Diesen Facebook-Post würde ich so ganz sicher nicht mehr schreiben.»







Diesen Post hat der Pfarrer mittlerweile gelöscht.

Sonntag, 12. April 2020

Die Bilanz der Schönrednerin sieht nicht gut aus

 Probleme auszusitzen und schönzureden, kann langfristig nicht funktionieren.
Ursula von der Leyens Erfolgsrezept hat kurze Beine.

EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen - lange als Kanzlerrkandidatin gehandelt - versagt nun auch in der neuen Rolle. Die Unfähigkeit die Pannen und Pleiten als Verteidigungs zu meistern verfolgt sie auch in Brüssel bei der Herausforderung der aktuellen Coronakrise.

LINKS (Rückblick):
www.rhetorik.ch/Aktuell/06/06_13/persoenlich.html
Miniaturansicht
13. Juni 2006 ... Die siebenfache Mutter und deutsche Familienministerin Ursula von der Leyen polarisiert vor allem nach ihren Medienauftritten. Dies machten ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/06/06_13/06_2006.pdf
Miniaturansicht
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
14. Juni 2006 ... Umstrittene Politikerin: Die siebenfache Mutter und deutsche Familienministerin Ursula von der. Leyen polarisiert vor allem nach ihren ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/17/06_04/sn.pdf
Miniaturansicht
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
6. Juni 2017 ... ministerin Ursula von der Leyen, wie sich die bekannte und gut vernetzte. Politikerin demontiert hat, aber bislang dennoch überlebte.
www.rhetorik.ch/Aktuell/13/12_23/index.html
Miniaturansicht
23. Dez. 2013 ... Kaum im Amt, hat neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen einem Blitzbesuch in Afghanistan absolviert. Sie weiss wie man im ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/14/10_23/11_14.pdf
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
23. Okt. 2014 ... Pannen schönreden, statt klar zu antworten. Mehr Schein als Sein: Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen galt lange Zeit.

Die unnahbare Politikerin reagiert auch in der grössten Krise nach dem zweiten Weltkrieg ungeschickt, zu spät, zu langsam. zu unbeholfen.
Ihre Botschaften kommen beim EU Bürger nicht an. Sie brüskiert die schwer angeschlagenen Italiener. sie musste isch entschuldigen. Ihre mangelnde Führungskompetenz kann Von der Leyen mit ihren angeblich makellosen Auftritten in drei Sprachen nicht wettmachen. Sie spricht perfekte druckreife Sätze und ist stets makellos gekledet und frisiert. Es fehlt ihrvor allem die Bügernähe und wirkt zu perfekt. Es fehlt ihr das Unvollkommene. In Krisen zählt die Ueberzeugungskraft, die Glaubwürdigkeit. Bei Medienauftritten wird sie als blass und zu glatt empfunden. Ihre Botschaften wirken einstudiert. Bei der jüngsten Krise verfängt das Beschönigen und Aussitzen nicht meht. Bislang gelang es ihr erstuanlicherwiese alle Pannen unter der beschützenden Hand Merkels stets wegzulächeln.
FAZIT:
Der angeblich perfekten Rhetorikerin mangelt das Wichtigste: Die Autentizität und Ueberzeugungskraft. Von der Leyen wir vom eigenen Schatten eingeholt.

Samstag, 11. April 2020

Journalismus in der Krise: die fünf Defizite der Corona-Berichterstattung

Ein Fernsehjournalist des Hessischen Rundfunks hält bei einer Reportage über die Auswirkungen im öffentlichen Leben in Zeiten der Verbreitung des Coronavirus ein Mikrofon, das mit einer Plastiktüte vor Viren geschützt werden soll.
Ein Fernsehjournalist des Hessischen Rundfunks hält bei einer Reportage über die Auswirkungen im öffentlichen Leben in Zeiten der Verbreitung des Coronavirus ein Mikrofon, das mit einer Plastiktüte vor Viren geschützt werden soll. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa (Quelle MEEDIA)
Werden wir in der Corona-Krise hochwertig informiert? Die Wissenschaftler Klaus Meier und Vinzenz Wyss blicken auf die Berichterstattung in Deutschland und in der Schweiz seit Beginn der Pandemie. Beide Forscher analysieren den Zustand des Journalismus – und erkennen fünf Defizite.
Ein Gastbeitrag von Klaus Meier und Vinzenz Wyss
Wir werden sie nie vergessen: Die Särge von Bergamo sind die Bildikone der Corona-Krise. Das Bild signalisierte uns tagelang in den Nachrichten, dass alles getan werden muss, um das Virus zu bekämpfen. Es sind die Ikonen, die sich in komplexen Krisen häufig als Bilder des Todes tief in die Diskurse der Gesellschaft eingraben. So prägte das Flugzeug in den Türmen der World Trade Center mindestens ein Jahrzehnt lang den Kampf gegen den Terrorismus und der tote Junge Aylan Kurdi am türkischen Strand symbolisierte die Flüchtlingskrise. Der Journalismus muss jedoch mehr leisten als die Reduktion von Komplexität in Form von Ikonen.

Omnipräsente Corona-Krise

Die omnipräsente Corona-Krise ist ein Beispiel dafür, wie zumindest in den Anfängen die journalistische Berichterstattung über wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Entscheidungen von fast ängstlicher Zurückhaltung dominiert war, was dazu führte, dass nicht vielfältige Recherche, kritische Distanz und Diskurs den Journalismus prägten. Es waren vielmehr die Verlautbarungen “starker Anführer” und die Rufe nach noch mehr und schnelleren drakonischen Einschränkungen unserer Grundrechte, wie wir sie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr erlebt haben. Mit dieser fast gespenstisch einheitlichen Berichterstattung gewannen Politik und Medien das Vertrauen der Bevölkerung: In einer Umfrage in Deutschland vor zwei Wochen waren 88 Prozent der Befragten mit dem Maßnahmenkatalog einverstanden. #FlattenTheCurve war bisher erfolgreich, die Spitäler und Kliniken in der Schweiz und in Deutschland wurden bislang vor einem Kollaps bewahrt.
Aber wurden und werden wir in dieser Krise tatsächlich hochwertig informiert? Was sind überhaupt ethische und qualitative Maßstäbe für Journalismus in Zeiten großer Unsicherheit, unbekannter Gefahren und unabsehbarer Ausgänge? Wenn die Krise abklingt, wird eine Menge aufzuarbeiten sein. So wird es sicherlich Dutzende von empirischen Studien der internationalen Journalismusforschung geben. Dennoch wollen wir bereits nach gut einem Monat für eine erste grobe Analyse der Berichterstattung innehalten. Wir richten den Blick insbesondere auf Deutschland und die Schweiz. 
Uns geht es darum, kritische Denkanstöße zu geben, weil wir denken, dass gerade jetzt im Auge des Orkans ein Blick auf den Journalismus von außen wichtig ist. Unter schwierigen Bedingungen und großem Druck fehlt auch in Redaktionen oft die Zeit für Selbstreflexion. Wir sind genauso wie so viele Menschen jetzt dankbar für die enorme Leistung der Journalistinnen und Journalisten, die fast alle ihre Sendungen und Ausgaben in Telefon- und Videokonferenzen planen und aus der Küche, dem Wohn- oder Schlafzimmer heraus recherchieren und produzieren – mit allen Herausforderungen im persönlichen Umfeld und bei gleichzeitiger Furcht um ihre Arbeitsplätze und die Überlebensfähigkeit ihrer Unternehmen. 

1. Die Systemrelevanz des Journalismus

Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig glaubwürdiger Journalismus in Zeiten ist, in denen große Unsicherheit und ein hohes Informationsbedürfnis herrschen. Sprunghafte Zugriffszahlen auf digitale Angebote, neue Aboabschlüsse von Plus-Angeboten der Zeitungsverlage und schwindelerregende Quoten der Nachrichten und Sondersendungen im Fernsehen sowie im totgesagten Radio belegen, dass der Informationshunger der Menschen riesig ist, welche nach aktuellen Zahlen, Informationen und Einordnungen suchen. Sie wenden sich in großer Breite journalistischen Medien zu und teilen auch auf sozialen Plattformen besonders häufig Medienbeiträge.
Die Regierungen mehrerer Bundesländer haben in Deutschland Journalisten seit Ausbruch der Coronavirus-Krise als “systemrelevant” eingestuft, neben Care-Berufen wie Rettungskräften und Supermarktangestellten. Auch in der Schweiz wird der Begriff plötzlich salonfähig. Die Journalismusforschung, Berufsverbände und viele andere weisen seit Langem darauf hin, dass kritischer und unabhängiger Journalismus systemrelevant für die Demokratie und eine offene Gesellschaft ist. Dass er jetzt in der Corona-Krise auf dieselbe Stufe gehoben wird wie Gesundheitsberufe, darauf sollten wir auch nach dieser Krise noch zurückkommen, wenn es darum geht, wie wir als Gesellschaft einen unabhängigen Journalismus auch finanziell langfristig ermöglichen können oder gegen Angriffe von demokratiefeindlichen Gruppierungen schützen.
Dass gerade jetzt, wo Journalismus so dringend nötig ist, manche Verlage und Redaktionen trotz Mehrarbeit in die Kurzarbeit rutschen und freie Journalisten in Existenznöte geraten, ist kein gutes Zeichen. Die Corona-Krise zeigt eben auch mit voller Wucht, wie schwach das Immunsystem derjenigen Medien ist, welche sich teilweise oder sogar vollständig über Werbegelder finanzieren. Und schmerzhaft müssen wir zu Kenntnis nehmen, dass sich Systemrelevanz offenbar nicht auf dem Werbemarkt allein sichern lässt.

2. Güterabwägung zwischen Pflicht- und Verantwortungsethik

Wie kann man begründen, welche Berichterstattung jetzt hochwertig und angemessen ist – und wo sie verbessert werden kann? Wir erleben wie unterm Brennglas jetzt sehr deutlich, vor welchen Herausforderungen Journalismus häufig steht: Journalistinnen und Journalisten müssen eine Güterabwägung zwischen zwei Polen vollziehen. Zwischen einerseits einer Pflichtethik, die von ihnen kritische Distanz, aufdeckende Recherche und einen vielfältigen Diskurs verlangt – und andererseits einer Verantwortungsethik, welche die Folgen des journalistischen Handelns und der Berichterstattung berücksichtigt. Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich auch die journalistischen Entscheidungen in der Corona-Krise: 
  • Der eine Pol, nach dem sich Journalismus richten sollte, gründet auf der Pflichtethik nach Immanuel Kant: “Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde”, heißt es in seinem Kategorischen Imperativ. Moralisch akzeptable Handlungen sind demnach nicht situationsabhängig, sondern orientieren sich an Werten, die immer gelten und die als Maximen nicht verhandelbar sind. Journalisten in einer offenen demokratischen Gesellschaft kommt demnach die Pflicht zu, immer und uneingeschränkt Aussagen und Fakten zu prüfen, politische Hinterzimmer-Entscheidungen ans Tageslicht zu bringen, Mächtige zu kontrollieren, investigativ zu recherchieren und vielfältige Perspektiven in öffentliche Diskurse einzuschleusen. 
  • Der andere Pol, der auch eine Basis zur ethischen Rechtfertigung journalistischen Handelns ist, entspringt dem Konzept der so genannten Verantwortungsethik, die sich an den Folgen einer Handlung orientiert. Diese Art der ethischen Begründung kennt der Pressekodex zum Beispiel beim Opferschutz, beim Schutz religiöser Gefühle, beim Persönlichkeitsschutz oder der Berichterstattung über Suizide. Nicht alles, was recherchiert werden könnte, nicht alle Perspektiven sollen aus Rücksicht auf mögliche Folgen veröffentlicht werden. 
Maßstab für das alltägliche redaktionelle Entscheiden muss immer die Verhältnismäßigkeit sein: Ein rein pflichtethisch orientierter Journalismus schert sich nicht um die Folgen (und unbeabsichtigte Nebenfolgen) – und Journalisten, die ausschließlich nach der Verantwortungsethik handeln, laufen Gefahr, in einen Gefälligkeitsjournalismus oder in Hofberichterstattung abzudriften, wenn sie der Öffentlichkeit keine Konflikte zutrauen und deshalb Tabus schaffen. 

Was heißt das jetzt für den Corona-Journalismus?

Nach unseren Beobachtungen fühlte sich der Journalismus in Deutschland und in der Schweiz in den ersten Märzwochen der Verantwortungsethik verpflichtet. Die Medien berichteten weitgehend ohne Distanz im Einklang mit der Kommunikation des Bundes und der Bundesländer. Sie transportierten eher kritiklos und kaum mit eigenen Recherchen flankiert die Analysen und Forderungen weniger dominanter Virologen und die Entscheidungen der Regierungen. In Deutschland wurde die Wegnahme grundlegender Freiheitsrechte in journalistischen Kommentaren größtenteils gefeiert oder sogar noch mehr davon gefordert.
Aber auch in der direkten Demokratie der Schweiz gab es bei Eintritt des Notrechts durch die Landesregierung kritische Einwürfe eher selten. Auch die grundsätzliche Vielfalt und Unsicherheit wissenschaftlicher Einschätzungen wurde nur wenig thematisiert. Die Fragen, ob die Maßnahmen als Ganzes oder im Detail verhältnismäßig und zielführend oder übertrieben und widersprüchlich sind, wurden allenfalls hinter vorgehaltener Hand gestellt. Die Zurückhaltung lässt sich wohl damit erklären, dass die Journalistinnen und Journalisten bei ihren verantwortungsethischen Erwägungen die möglichen Folgen einer allzu kritischen Berichterstattung stark gewichteten. In dieser höchst undurchsichtigen Phase sollten irritierende Vielfalt und Kritik nicht noch mehr zur Verunsicherung beitragen oder das Virus verharmlosen.
Die eher unkritische Berichterstattung in den ersten Märzwochen kann man also verantwortungsethisch durchaus für angebracht halten. Es ging ja primär darum, angesichts der Verbreitungsgeschwindigkeit des Virus in kurzer Zeit einen Kollaps des Gesundheitssystems zu vermeiden. 

Lokaljournalismus bietet einen Teil der Vielfalt

Aber spätestens ab dem zweiten Märzwochenende, als sich in Deutschland einige Ministerpräsidenten mit drakonischen Maßnahmen überboten, und noch vielmehr in den gut zwei Wochen danach, hätten wir vom Journalismus erwarten können, auch unangenehmeren Fragen nachzugehen – und damit ihren Pflichten wieder nachzukommen. Wir denken da beispielsweise an die Frage, inwiefern die Anti-Corona-Maßnahmen im Einzelnen tatsächlich verhältnismäßig sind. Was antwortet man denen, die vermuten, dass die in Wirtschaft und Gesellschaft, Kultur und Familien durch die pauschalen Maßnahmen angerichteten Schäden längerfristig zu mehr ebenfalls ernsthaft Geschädigten führen als die direkt durch das Virus verursachten Opfer?
Die ersten Ansätze von Vielfalt kamen in Deutschland ab Mitte März durch die Redaktionen von Printmedien: teilweise angetrieben durch Gastbeiträge von und Interviews mit Staatsrechtlern, Geistes- und Sozialwissenschaftlern. Ende März schwappte der offene Diskurs auch ein wenig ins Fernsehen: Die Sondersendungen und Talkshows wurden zum Teil etwas vielfältiger, sowohl was die Bandbreite der Fragestellungen als auch die der wissenschaftlichen Einordnungen betrifft. Erstaunlicherweise fand sich im oft so verschmähten Lokaljournalismus zumindest ein Teil der Vielfalt, die in den nationalen Medien fehlte: das Nachfragen bei lokalen Gesundheitsberufen und in regionalen Kliniken ebenso wie Geschichten über die Probleme und Nebenwirkungen dieses Shutdowns für die Menschen – für Unternehmer, Selbstständige, Künstler, Sportler, Schüler, Lehrer, Eltern, die Auswirkungen auf psychisch Kranke, Behinderte oder Familien in problematischen Verhältnissen.
Auch in der Schweiz ließen sich nach anfänglicher Zurückhaltung ab Mitte März vielfältige und durchaus auch kritische Zugänge sehen. Themen wie beispielsweise die riskanten Zustände in Heimen, Flüchtlingszentren oder auf Baustellen wurden aufgegriffen. Nebenwirkungen der politischen Entscheide wie eine drohende Zunahme häuslicher Gewalt, unverhältnismäßige Maßnahmen oder ungenügende Wirtschaftshilfen wurden thematisiert und Datenjournalisten zogen sämtliche Register, um den Verlauf der Entwicklung auf Basis von Zahlen zu visualisieren.

Fünf Defizite, die es zu beheben gilt

Wir befinden uns spätestens seit Anfang April mitten in einer Phase, in der Journalismus zu seiner Pflicht zurückkehren und mehr Eigenkompetenz, Distanz, Recherche und Vielfalt zeigen muss. Wir haben fünf Defizite ausgemacht, an deren Behebung in beiden Ländern einige Redaktionen schon länger arbeiten als andere, denen aber noch mehr begegnet werden kann:
(1) Der Umgang mit Zahlen: Datenjournalistische Formate und interaktive Grafiken, die Zahlen zur Pandemie darstellen, sind optimal nutzerorientiert aufbereitet – und sie interessieren viele Nutzer auch stark. Aber das führt dazu, dass man diese Zahlen wie Tabellenstände im Sport miteinander vergleicht: Sind wir jetzt schon wie Italien oder Spanien? Wie schneiden die USA ab? Wie stehen die Bundesländer und Landkreise in Deutschland da? Wer überholt wen? Diese Zahlenfixierung erinnert an die sogenannte Horse-Race-Berichterstattung, wobei die Pferde auf ganz unterschiedlichen Rennstrecken unter unterschiedlichen Bedingungen davon galoppieren. Die Zahlen werden für bare Münze in Echtzeit genommen. Aber auch wenn die Zahlen bei wissenschaftlichen Institutionen abgegriffen sind, können sie gar nicht das leisten, was man von ihnen erwartet: nämlich ein getreues Abbild der Wirklichkeit. Diese Zahlen erzählen die Geschichte nur einseitig, schmal und mitunter auch schief. Wenn es zum Beispiel heißt: “Zahl der Infizierten” – dann stimmt das nicht. Es ist die Zahl der bis dahin statistisch erfassten positiven Tests. Die Zahl der positiv Getesteten international zu vergleichen, ergibt gar keinen Sinn. Es gibt Länder, wo nur diejenigen getestet werden, die in die Klinik eingeliefert werden, in Deutschland und in der Schweiz wird dagegen vergleichsweise breit getestet, in anderen Ländern noch breiter. Auch der tägliche oder gar stündliche landesweite Vergleich hinkt: In manchen Regionen dauern die Tests zwei Tage, in anderen fünf bis zehn Tage.
Bei der Zahl der Corona-Toten müsste unterschieden werden zwischen Menschen, die an Corona gestorben sind, und Menschen, die an etwas anderem gestorben sind, bei denen das Virus aber auch nachweisbar war. Medizinisch ist das nicht immer möglich und es wird national nicht statistisch erhoben – aber in der Zahlenberichterstattung wird dieses Problem nicht angesprochen. Man sollte immer wieder darauf hinweisen, welchen Hintergrund und welche Schwächen diese Zahlen haben. Journalisten sollten diese Zahlenfixiertheit hinterfragen und die Gültigkeit der Zahlen relativieren. Das ist natürlich eine Herausforderung für Datenjournalisten, weil sie ja zugeben müssten, dass ihre sehr attraktiven Grafiken auf wackeligen Beinen stehen. Manche haben allmählich den Mut, das zu tun, aber nicht überall ist das bisher sichtbar.
(2) Strukturen statt Einzelfälle: Über die genannten Zahlen hinaus heben die Routinen vor allem des Nachrichtenjournalismus bei Krisen, Konflikten und Katastrophen schon immer den schwerwiegenden Einzelfall hervor, der oft mit Kriegsrhetorik vorgetragen wird. Einordnender Kontext und Gesamtstrukturen sind in kurzer Zeit nur schwer zu recherchieren und sorgen kaum für Aufmerksamkeit. Diese Routinen laufen aber Gefahr, den dramatischen Einzelfall zu pauschalisieren und damit Angst und Panik zu verursachen. Beispiele in der Corona-Krise sind Berichte über Hamsterkäufe oder über einzelne überlastete Kliniken. Dass in Deutschland aber alleine in 975 erfassten Kliniken noch 9.000 Intensivbetten frei sind und ebenso viele in 24 Stunden neu belegt werden können, wird kaum thematisiert – bei etwa 2100 Corona-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung (Zahlen nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom 2. April auf Basis des Intensivregisters; neuere und vollständigere Zahlen gibt es erst wieder ab dem Osterwochenende). Fallbeispiele sind im Journalismus wichtig, um Abstraktes zu veranschaulichen und die Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken – aber die Fälle sollten möglichst das Gesamtbild verdeutlichen und nicht verzerren.
(3) Transparente Berichterstattung: Was die Bevölkerung über dieses Virus, seine Gefährlichkeit und die Wirkungen und Nebenfolgen der behördlichen Maßnahmen weiß, weiß sie fast ausschließlich über die Medien. Wieder wird wie durch ein Brennglas jetzt deutlich, wie die durch Journalismus konstruierte Medienrealität die demokratische Gesellschaft und das Leben im Alltag beeinflusst. Es wäre gerade jetzt wichtig, dass der Journalismus seine eigene Rolle in dieser Krise thematisiert und transparent über die Bedingungen, Routinen und Grenzen der Berichterstattung aufklärt. Transparenz ist zu einem zentralen Qualitätsfaktor der digitalen Medienwelt geworden, ist aber gerade jetzt unter die Räder der Routinen gekommen. Die Frage zum Beispiel, warum Redaktionen so berichten, wie sie berichten, und nicht anders, was sie warum unterlassen, erfährt das Publikum selten. Sowohl in Deutschland wie in der Schweiz lassen sich Beispiele finden, wie sich der Medienjournalismus zurzeit eher auf die Darstellung der journalistischen Arbeit im Homeoffice oder der Einsamkeit im Newsroom konzentriert (vgl. NRD Zapp vom 1. April): Es bräuchte mehr Aufklärung statt vor allem Nabelschau.
Und es gäbe so vieles zu thematisieren. In Bayern und im Tessin dürfen an Pressekonferenzen der Landesregierungen keine Journalisten mehr teilnehmen, nur Kameraleute für die Livestreams. Journalisten müssen Fragen per Mail an die Regierungssprecher einreichen – ohne Nachfragemöglichkeit, wenn die Frage nicht ausreichend beantwortet wurde. Das wurde zwischen Staatskanzlei und Landtagspresse so ausgehandelt und öffentlich einfach so hingenommen. Es gab dazu weder von der Landtagspresse noch von den Journalistenverbänden eine öffentliche Debatte, geschweige denn einen Aufschrei. Ob dem Publikum bewusst ist, dass sich die Pressekonferenzen zu Verkündigungs-Livestreams gewandelt haben – mit Journalisten als leicht zu verzichtende Staffage?
(4) Vielfältige Auseinandersetzung: Dass weitreichende politische Entscheidungen mit Eingriffen in die Grundrechte zwischen einzelnen Experten und der Exekutive im Hinterzimmer verhandelt und anschließend an die Bevölkerung distanzlos vermittelt werden, sollte die absolute Ausnahme in der Demokratie sein – und darf sich auch in den nächsten Tagen und Wochen nicht fortsetzen. In einer distanzierten Debatte müssen spätestens jetzt weitreichende Fragen gestellt und recherchiert werden. In der Schweiz dürften wir eine viel stärkere kritische Auseinandersetzung mit dem eingesetzten Notrecht erwarten. Einige Beispiele: Wie lange kann der Bundesrat nun ohne parlamentarische Debatte radikale und weitreichende Entscheide fällen? Was bedeutet dies für den demokratischen Prozess, wenn Milizparlamentarier Homeoffice machen und beispielsweise grüne Volksvertreter nur noch zuschauen können, wie darüber entschieden wird, ob und wie Luftfahrtgesellschaften Finanzspritzen erhalten? Wenn die Exekutive dominiert und die parlamentarische Debatte verstummt, muss der Journalismus besonders wachsam sein. Die Prüfung von Exekutivvoten in Zeiten des Notrechts ist nicht einfach ein weiteres Thema, das man auch mal bringen kann; es ist Pflicht.
Auch für den Katastrophenfall in Deutschland stellen sich weitreichende Fragen. Vor allem war eine offene und vielfältige Debatte über mögliche Exit-Strategien für lange Zeit weitgehend tabuisiert – und viele Medien vermeiden das Thema auch jetzt noch: Wann kehren wir wieder zur Normalität zurück und wovon machen wir das abhängig? Nur von den Fallzahlen? Auch vom Ausmaß der Nebenwirkungen sozialer Isolation? Oder nur von der Zahl der zur Verfügung stehenden Masken, wie es in den letzten Tagen den Anschein hatte? Wie könnte ein schrittweiser Exit aussehen? Diese Fragen müssten gestellt werden, und wir denken, wenn sie seriös recherchiert und nicht sensationalistisch dargestellt werden, tragen sie nicht nur zur Aufklärung mündiger Bürger, sondern auch zur konstruktiven Orientierung bei. Verfassungsrechtler verweisen darauf, dass Eingriffe in die Grundrechte ernsthaft öffentlich diskutiert werden müssen und nicht die drakonischste Maßnahme das Mittel der Wahl ist, sondern das mildest mögliche Mittel. Gerade dann, wenn die Parlamente die Macht weitgehend an die Exekutive übergeben haben, die per Verordnung regiert, und Versammlungen und Demonstrationen verboten sind, muss der offene Diskurs in den Medien stattfinden.
(5) Virologen als unfehlbare Medienstars: Einige wenige Chef-Virologen wurden zu unfehlbaren Medienstars aufgebaut. Doch auch die Studien und Aussagen, Ratschläge und Forderungen der Virologen sind sich im Detail nicht einig, ja können sich in dieser neuen wissenschaftlichen Herausforderung gar nicht einig sein. Eine der wichtigsten Wissenschaftstheorien des 20. Jahrhunderts ist der Kritische Rationalismus, der das Falsifikationsprinzip formuliert hat (nach Karl Popper): Wissenschaftlicher Fortschritt ist vor allem durch das Widerlegen von Theorien möglich und kaum durch dauerhaftes Bestätigen. Wissenschaftler müssen sich irren dürfen. Sie müssen sogar daran arbeiten zu beweisen, dass die Wissenschaft sich geirrt hat. Wissenschaft, also die Suche nach Wahrheit, muss per se mit Unsicherheit leben. Deshalb ist es grundfalsch, einzelne Wissenschaftler als unfehlbare Medienstars aufzubauen. Sie sind damit überfordert. Es ist nicht die Aufgabe ihrer Profession. Der Zweifel ist ihr Prinzip, nicht Gewissheit. Sie haben auch kein demokratisches Mandat.
Die Auswüchse der Berichterstattung zeigen sich in Deutschland beispielhaft, wenn die Zeit Christian Drosten als neuen Bundeskanzler karikiert (“Ist das unser neuer Kanzler?”) oder die Bild über das Vertrauen in die sieben “wichtigsten Kämpfer gegen Corona”, also in Virologen, abstimmen lässt. Und: Wissenschaftler sind Experten in ihrem je eigenen Fachgebiet. Deshalb braucht es in der demokratischen Gesellschaft Journalismus: einen recherchierenden, distanzierten Journalismus, der verschiedene Perspektiven in einem Fach thematisiert, auch verschiedene Fachgebiete befragt. Es ist klar, dass ein Epidemiologe eine Eindämmung um jeden Preis fordern muss. Den Preis zu berechnen und zu begrenzen, ist nicht seine Aufgabe. Das müssen andere Fachleute machen. So muss der Journalismus den Diskurs über Domänengrenzen hinaus organisieren. Beispielsweise indem er unter Rückgriff auf politologische und juristische Expertise notrechtliche Auswüchse thematisiert, mit der Soziologin der Frage nachgeht, wie das Virus Machtverhältnisse oder den Umgang mit Risiken verändert, mit dem Ethikprofessor über medizinische Entscheidungen diskutiert, mit der Psychologin über die Auswirkungen von Quarantäne auf Menschen in labilen Verhältnissen spricht – oder gerne auch mit der Kommunikationswissenschaftlerin die Routinen des Journalismus, die Medienlogik und die Macht der Medien reflektiert.
Alles in allem: Es ist an der Zeit, dass sich der Journalismus auf seine Maximen besinnt und die Folgen des Handelns zwar im Auge behält, aber nicht mehr in den Mittelpunkt redaktioneller Abwägungen stellt. Was viele Menschen jetzt als wohltuend empfinden – dass in der politischen Auseinandersetzung kein Streit allein um des Streits willen provoziert wird wie so oft in den letzten Jahren – könnte durchaus beibehalten werden. Aber ein öffentlicher Streit um des intensiven Austauschs von Argumenten willen gehört zur Demokratie wie Wasser zum Leben.
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Zu den Autoren
Klaus Meier Foto: KU Eichstätt
Klaus Meier ist seit 2011 Professor für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt –  davor war er an der Technischen Universität Dortmund und der Hochschule Darmstadt. Weitere Infos zu seiner Person gibt es hier.


Vinzenz Wyss Foto: ZHAW
Vinzenz Wyss ist seit 2003 Professor für Journalistik an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur. Weitere Infos zu seiner Person gibt es hier.

Beide Autoren forschen und publizieren seit mehr als 20 Jahren zu Qualität und Ethik des Journalismus.