Donnerstag, 26. Januar 2017

Echo zu Jacqueline Fehrs Medienkonferenz

Fall Tobias Kuster

Aus 20 Min

Kritik an Fehrs Vergleich mit Germanwings-Absturz

SP-Justizdirektorin Jacqueline Fehr erinnert der Fall Kuster an den Germanwings-Piloten, dessen Gefährlichkeit man auch falsch eingeschätzt habe. Politiker finden den Vergleich daneben.

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An dieser lobte Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) nicht nur die Arbeit der Einsatzkräfte, sie sagte auch, dass sie der Fall «persönlich oft an den Germanwings-Absturz» erinnere. Bei diesem steuerte ein Pilot das Flugzeug im März 2015 absichtlich in einen Berg – alle 150 Insassen starben.
«Auch dort waren zuvor Fachleute und Psychologen involviert», sagte Fehr mit Blick auf den Hafturlaub von Kuster und die damit verbundene, falsch eingeschätzte Fluchtgefahr. «Doch all die Kontakte lieferten keine Hinweise auf die Gefährlichkeit des Täters.» Nach der Tat hätten sich die Elemente zusammengefügt und dieser Pilot sei plötzlich in ganz anderem Licht erschienen.

«Keine exakte Wissenschaft»


Diesen Vergleich hält Thomas Vogel, FDP-Fraktionschef im Kantonsrat und selber Jurist, für «ausgesprochen unglücklich». Er sagt: «Bei Piloten geht man ja nicht per se von einer Gefährlichkeit aus, anders bei Tobias Kuster – bei ihm handelt es sich um einen mehrfach vorbestraften Straftäter.»
Sie habe wohl zum Ausdruck bringen wollen, dass die Einschätzung der Psyche keine exakte Wissenschaft sei: «Daran wird sich auch nie etwas ändern – es bleibt ein Restrisiko.» Zudem fusse unser Strafrecht auf der Resozialisierung von Gefangenen. Vogel: «Dazu gehören auch Hafturlaube. Es dient der Sicherheit der Bevölkerung nicht, wenn Gefangene unvorbereitet wieder Teil der Gesellschaft werden.»
Für SVP-Nationalrat Gregor Rutz gehören rückfallgefährdete Straftäter per se nicht in den Hafturlaub: «Dafür trägt der Staat die Verantwortung und das Schlimme am Fall Kuster ist, dass die Justizdirektorin null Selbstkritik übt – sie sagt, man habe den Hafturlaub gewähren müssen.» Damit sich dies ändere, sei die SVP auf Kantons- und Bundesebene mit Vorstössen aktiv.
«Vollkommen absurd» ist laut Rutz der Germanwings-Vergleich: «Jacqueline Fehr sucht offensichtlich nach Ausreden – ohne ärztliche Schweigepflicht hätte man ja von der Depression des Piloten gewusst.» Die Zürcher Justizbehörden hingegen hätten sehr wohl über Kuster Bescheid gewusst – durch Gutachten.

«Weit weg von Gut und Böse»


Auch Kommunikationsexperte Marcus Knill findet: «Der Vergleich hinkt und ist weit weg von Gut und Böse – so etwas darf einer Regierungsrätin nicht passieren.» Der Pilot habe sich nach aussen nichts anmerken lassen und seine Gefährlichkeit sei erst im Nachhinein erkannt worden – das könne man von Tobias Kuster nicht behaupten.
«Bei den nachträglichen Interviews wirkte Jacqueline Fehr angespannter, unsicherer und ängstlicher als zuvor im Plenum, als sei in ihrer Direktion ein Fehler passiert», so Knill. Zugute halten müsse man ihr aber, dass sie betont habe, es werde alles unternommen, um das Risiko bei solchen Hafturlauben künftig zu minimieren.



 Jacqueline Fehr auf dem hohen Seil

Am 30. Juni 2016 brach im Zürcher Seefeld ein 42-Jähriger schwer verletzt zusammen und starb. Seither fahndete die Polizei nach Tobias Kuster. Der Sträfling war nach einem eintägigen Hafturlaub von der Strafanstalt Pöschwies am 23. Juni nicht wieder zurückgekehrt..
Kuster ist ein verurteilter Bandenboss. 2013 hatte er mit vier Komplizen einen Dealer verprügelt und entführt, um an Geld zu kommen. Kuster selbst sei dabei auf Kokain gewesen.
Nun hat es im Fall wohl eine entscheidende Entwicklung gegeben. Die Justizdirektion des Kantons Zürich hat zu einer Pressekonferenz eingeladen. Anwesend waren Regierungsrätin Jacqueline Fehr, Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern, und Adrian Kaegi, der verfahrensleitende Staatsanwalt. (Quelle Blick-online)

Bildergebnis für Jacqueline Fehr Kuster  

Jacqueline Fehr sagt zu Kusters Hafturlaub, der am Ursprung der Tat stand, dieser habe damals ein Anrecht auf Freigang darauf gehabt. Es hätten schwerwiegende Gründe gefehlt, die dagegen gesprochen hätten. Keine jener Personen, die Kuster betreuten oder besuchten, stellten Anzeichen auf seine Gefährlichkeit fest. Weder Fachleute noch Familienangehörige. Insofern erinnere dieser Fall an jenen des Piloten, der eine Germanwings-Maschine mit Absicht abstürzen liess. Auch dort habe sich erst im Nachhinein das Bild zusammengesetzt, dass der Mann gefährlich war.

Zitat 20 Min:
Fehr: «Erinnert mich an Germanwings-Fall»
Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) lobt die Leistung der Einsatzkräfte: «Es ist ein eindrücklicher Fahndungserfolg.» Zur Hafturlaub-Thematik, bei der Kuster fliehen konnte, sagt Fehr: «Es erinnert mich an den Fall des Germanwings-Piloten.» Auch dort hätten sich verschiedene Personen im Vorfeld falsch zur Gefährlichkeit des Piloten geäussert.

Zum Kommunikationsverhalten der Justizministerin:
Ihr Vergleich mit dem Selbstmordpiloten hinkt. Beim Piloten wusste niemand vor der Tat, dass es psychisch so angeschlagen war.
Während beim Fall Kuster seine Gefährlichkeit bekannt gewesen ist und sogar von der Justizdirektorin als eine sehr schwierig Person bezeichnet worden ist, wurde er mit Hochdruck auf die Entlassung vorbereitet.
Fehr überzeugt im Einzelinterviews bei ihrem Auftritt nicht. Sie wirkte ängstlich, gespannt, unsicher.  Das Selbsschutzverhalten, die Verteidiungshaltung dominierte. 
Die seltenen Fehlbeurteilungen würden nach Fehr dazu gehören, weil  wir ein Risiko in Kauf nehmen müssten.
Für mich waren die Antworten alles andere als glaubwürdig. Einmal sagte sie, man habe von der Schwierigkeit des Täters gewusst. Dann aber behauptet sie, Kuster habe alle Voraussetzungen erfüllt, für die Freiheit vorbereitet zu werden.
Dass Fehr den Fall gründlich analysieren will, um allfällige Fehler festzustellen, finde ich richtig.
Die  Justizdirektorin  hat sich aber mit dem unbedachten Vergleich mit dem Germanwings-Piloten geschadet- Schade.

Gestern schilderte  ich einem Journalisten meine Sicht der Dimge. Ich erhielt folgenden Text zum Gegenlesen:

Auch Kommunikationsexperte Marcus Knill findet, «der Vergleich hinkt und ist weit weg von gut und böse – so etwas darf einer Regierungsrätin nicht passieren.» Der Pilot habe sich nach aussen nichts anmerken lassen und seine Gefährlichkeit sei erst im Nachhinein erkannt worden – das könne man von Tobias Kuster nicht behaupten.

«Ohnehin wirkte Jacqueline Fehr bezüglich Mimik und Körpersprache zum Teil unglaubwürdig, als sei in ihrer Direktion ein Fehler passiert», so Knill. Zugute halten müsse man ihr aber, dass sie betonte, es werde alles unternommen, um das Risiko bei solchen Hafturlauben künftig zu minimieren.

 
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