Samstag, 18. April 2015

Gedanken zur neuen ARENA

Die neue Arena war besser, als es die Kritiker im Vorfeld  sehen wollten

Das neue Konzept der Arena wurde schon vor der Ausstrahlung der ersten Sendung zerpflückt.
An kritischen Stimmen mangelte es  nicht. So war zu lesen:
Das Fernsehen bestimmt nun die Akteure selbst (Nicht die Parteien) und kann dadurch geschickt manipulieren.
Bei einer missliebigen Partei könnten die Sendeverantwortlichen dürftige Figuren oder bei der favorisierten Partei eloquente Rhetoriker bestimmen.
Der äussere Ring fällt neu weg, was jene Politiker ärgert, die gewohnt waren, sich  in der Arena profilieren zu dürfen.
Die Debattanten wurden bewusst auf 2-4 Politiker reduziert,  zuzüglich 2 Experten, die dadurch aufgewertet werden, weil sie sich mit einem Knopfdruck einmischen können.
Es können neu nur Politiker teilnehmen, deren Partei über Fraktionsstärke verfügt.
Dies zum Arger der kleinen Parteien.
Das neue Konzept wurde dadurch eindeutig gestrafft.



Es wurde ferner im Vorfeld gerätselt: Wird nun die neue ARENA wieder eher konfrontativ
oder ist sie wie vor Jahren eher auf Konsens ausgelegt?


Heftige Kritik kam von den Mitteparteien. Sie glauben, das Nachsehen zu haben.
Auch die FDP war erbost, weil sie in der Pilotsendung - trotz der jüngsten Erfolge - nicht mit dabei sein durfte.

Blicken wir zurück: Bei jeder Änderung wurde stets am neuen Konzept herumgemäkelt.
Veränderungen stossen bekanntlich in allen Bereichen meist auf Widerstand.

Die Diskussion drehte sich ferner um die Frage:
Will die Arena eine Plattform für Debatten sein oder möchte sie zu einem Forum für vertiefende Dialoge mutieren?

In meinen Beiträgen habe ich stets zwischen ARENA und CLUB unterschieden.
In einer Arena wird im Sägemehl gerungen. Es geht um verbale Duelle,  weder um langatmige Dialoge noch um anspruchsvolle, tiefschürfende Sternstundengespräche.


Im Format Arena sollte duelliert werden. Die Zuschauer schätzen  Debatten (battre=schlagen).

 

Matters Ansatz, der die Arena vielmehr als  differenzierte, lösungsorientierte Aussprache gesehen hatte,
erlitt mit seinem Konzept Schiffbruch.

Eine Arena lebt von Spannung und verkürzten Argumenten.

Endloses Palavern langweilt.

Der Moderator ist bei jedem ARENA Konzept die wichtigste Schlüsselfigur

 

Der Erfolg bei jedem verbalen Schlagabtausch steht und fällt mit der Kompetenz des Moderators, aber auch mit der Auswahl der Akteure.

Jonas Projers  Moderationen habe ich beim alten Modell eingehend analysiert und  dabei festgestellt:

- Er positioniert sich nicht hinsichtlich der persönlichen Meinung
- Er stoppt anderseits sofort Personen, welche die Plattform zu missbrauchen versuchen
- Er hört gut zu und kennt die Technik, wie man mit langer Leine führen kann
- Er macht extreme Positionen erkennbar
- Wenn jemand ausweicht oder sich widerspricht, hakt er sofort nach
- Er besteht auf  konkreten Antworten
- wirkt stets sachbezogen und hinsichtlich Argumenten neutral

Bei seiner professionellen Moderation wird das Harvard Prinzip gelebt:
"Hart in der Sache aber fair mit den Akteuren".

Projer sucht nach meinen Beobachtungen Tiefgang und Fairness.

Seine Zielformulierung für die neue ARENA finde ich gut:

Laut Pojer muss nämlich ein Moderator dem Publikum bei der Meinungsbildung behilflich sein.
Mit der neuen Arena wollte er die Sendung mit Fachwissen gleichsam „erden“.

In der neuen ARENA darf er nun ein neues Führungsinstrument nutzen: Die „Daumenschraube“.
Unverhofft kann er einzelne Debattanten bei einem separaten Pult auf einen Prüfstand schicken.


___________

Ich habe mir nun die neue Sendung am Bildschirm mitverfolgt.


Was kann heute zur gestrigen Ausstrahlung der neuen ARENA gesagt werden?

Wie war die Moderation von Jonas Projer?

Mir fiel auf, wie konzentriert, sachbezogen und wach der Dompteur - trotz verständlichen Druckes - sich im Ring bewegt und moderiert.
-  Er ist ständig präsent und wach - auch beim Zuhören
-  Er steuert souverän
-  Nicht nur bei Adrian Amstutz auch bei Jean Ziegler und bei Angelina Moser intervenierte er hart aber fair.
(Falls ausgewichen wurde  oder - wie  bei Jean Ziegler, der wie erwartet, zu lange geredet hatte).
Dass es bei einer Live- Sendung schwierig ist, Chaoten zu disziplinieren, weiss jeder Profi. Es gab einige heikle Situationen, besonders dann, wenn durcheinander gesprochen wurde.
Ich schätzte aber, dass der Moderator verbale Duelle nicht unverzüglich abgebrochen hatte.

Wiederum ist bei Projer die notwendige Distanz zu den Positionen der Akteure spürbar.
Persönlich nimmt er keine Position ein. Er steuert sachbezogen, überlegen, sicher und leistet die notwendige Uebersetzungsarbeit.
Er scheut keine Auseinandersetzungen, sucht   nicht den Lärm um des Lärms Willen.
Die Thematik Neutralität konnte ich auch auf ihn übertragen: Jonas Pojer moderiert in einer neutralen Haltung.

Das neue KONZEPT macht die Sendung  lebendiger, schneller, frischer, spannender. Ein Politiker im Prüfstand muss beweisen, dass er sattelfest ist, wenn seine
Position hinterfragt wird. Wer dann nicht faktenkundig ist, könnte im Prüfstand mit "abgesägten Hosen"  da stehen. Durch dieses „Grillieren“ wurden in der neuen Sendung die Differenzen zwischen Amstutz und Huber eindeutiger herausgeschält . Für Adrian Amstutz verbaut sich die Schweiz mit dem Verzicht auf die  Neutralität, bei Händeln die Chance eine Vermittlerrolle einzunehmen, während es für Angelina Moser keine Gesinnungsneutralität geben kann. Die Schweiz muss für sie eindeutig Stellung beziehen und darf bei Gräueltaten nicht abseits stehen.

Beim neuen Konzept hat das Publikum ein Schattendasein, was keiner Verschlechterung gleichkommt.
Die gähnenden und tristen Gesichter animierten früher die Zuschauer eher zum Wegzappen.
Gewonnen hat die Sendung hinsichtlich Tiefgang bei der Thematik. Weniger ist tatsächlich mehr - gilt auch bei der neuen ARENA.


Das Konzept mit den Experten lässt sich noch optimieren. Ich bin überzeugt, dass es die Zuschauer schätzen, wenn eine Behauptung, falsche Zahlen oder Fakten noch während der Sendung von Experten richtig gestellt werden.
Das Modell „Einspruch“ zeigte in dieser Sendung bei der Frage nach der Rolle  des Sicherheitsratesl, wie wichtig sofortige Korrekturen sein können.
Die Studioarchitektur (Dekor, Lichtspiele, die Betonklötze, der Verzicht auf den typischen Arena Ring, die angeblich kreative Kameraführung mit wilden Wechseln, die Showeffekte) trug mit dazu bei, dass alles viel zu hektisch wirkte.
Wir sehen: Hier gibt es noch Einiges zu optimieren. 

FAZIT:

Für mich ist die neue Arena eindeutiger geworden, sie hat   wieder den Charakter einer  richtigen Arena erhalten und mehr Tiefgang erhalten.
Der Moderator wirkt nach wie vor eloquent, lebendig und präsent.
Das Konzept mir der gezielten Reduktion hat sich somit  bewährt.
Die neue Form ist aber ausbaufähig. Zum Teil führt  die neue Kameraführung mit den Lichtwechsel zu einer gewöhnungsbedürftigen Unruhe.
Auch nach diesem neuen Konzept rechne ich nachträglich mit den einigen Kritikern. Sehr wahrscheinlich werden bei Umfragen jene Stimmen dominieren, die den Schritt zurück zur alten Arena wünschen.
All jene, die bei der neuen ARENA weniger zum Zuge kommen, werden sich sicherlich  negativ äussern. Online - Umfragen werden wahrscheinlich auch zeigen, dass beim neuen Konzept viele Konsumenten Mühe bekunden mit den vielen Umstellungen.
Das durchdachte Konzept liesse sich  mit wenig Aufwand  optimieren.
Das Hauptziel wurde jedenfalls erreicht: Das neue Konzept ist beim Publikum behilflich hinsichtlich der Meinungsbildung bei anspruchsvollen politischen Fragen.

Verbesserungspunkte, die wichtig sind, damit das Publikum nicht wegzappt:


- Die Expertenauswahl ist beim neuen Modul „Einspruch wichtig“. Die Experten müssten aber auch mediengerecht, verständlich reden können


- Die Hektik bei der Studioarchitektur müssten die kreativen Macher unbedingt überdenken.


Die Sendung, mit zusätzlichen Showeffekten, Farbwechseln, origineller anspruchsvoller Kameraführungen (die zum Teil holpert), Geräuschen beeinträchtige die Verständlichkeit. Schnelle Schnitte und Wechsel führen zu einer visuellen und akustischen Ueberfrachtung d.h. zu einer unnötigen Hektik. Diese lenkt zu stark ab. Es hat nicht nur junge Zuschauer, die von dieser "modernen" Kulisse begeistert sein werden.

Ich behaupte: Die Betonklötze, der Verzicht auf den klassischen ARENA kreis und die zahlreichen Spielregeln werden sich langfristig negativ auswirken. Die Idee von der Rundschau mit dem „heissen Stuhl“ (d.h. heisses Pult), die Einspielungen à la Schawinski und die Anlehnung an „Hart aber fair“ sind legal und beleben tatsächlich die Sendung. Es gibt somit  Optimierungsbedarf hinsichtlich Straffung (Vereinfachung)  beim erwähnten Umfeld.


LINK:
25 Jan. 2015
Qaasim Illi, die rechte Hand von Islam-Fundamentalist Nicolas Blancho, wird am Freitag im «Arena»-Ring stehen. Moderator Jonas Projer erklärt, wieso der Islam schon wieder Thema ist – und wie Illi keine unkritische ...
http://knill.blogspot.com/

NACHTRAG:
2o min zitiert mich:

Positive Ansätze sieht dagegen Kommunikationsexperte Marcus Knill. «Dass die Sendung weniger Diskussionsteilmehmer hat, bringt inhaltlich mehr Tiefgang. Das ist ein klarer Gewinn» Auch die Aufwertung der Expertenrolle mache Sinn, da diese faktenwidrige Aussagen korrigieren könnten. Allerdings müssten diese sehr sorgfältig ausgewählt werden.

Moderator Jonas Projer hat gemäss Knill mit sicherer Hand durch die Sendung geführt, dürfe aber noch etwas lockerer werden. «Die Sendung hatte etwas von Schulunterricht.» Der Experte sieht denn auch noch viel Verbesserungspotenzial. «Die Studioarchitektur ist nicht ideal: eine Arena sollte wie im Alten Rom rund sein, sodass sich die Kontrahenten ins Gesicht schauen. Auch die Kameraführung war oft holprig und die Lichteffekte zu stark.»

Ob das neue Konzept der Arena langfristig aus dem Quotentief verhelfe, hänge nun davon ab, ob die Verantwortlichen die richtigen Schlüsse aus der ersten Sendung zögen.

Flexible Arbeitszeiten sind nicht - wie versprochen - das Gelbe vom Ei

Das flexible Arbeiten wurde vor Jahren gelobt und Mitarbeitende sind dazu animiert worden, im Interesse der Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf die Vollzeitarbeit zu verzichten.

Nun zeigt sich: Flexible Arbeitszeiten kann uns zusätzlich belasten, statt uns zu entlasten.

Ich zitiere 20 min:

Fördern flexible Arbeitszeiten Burn-outs?

 Die neuste Arbeitskräfteerhebung des Bundes zeigt: Flexible Arbeitsmodelle sind auf dem Vormarsch. Die Gewerkschaften zeigen sich jedoch beunruhigt.

Bildergebnis für Fördern flexible Arbeitszeiten Burn-outs?
Die Schweizer Arbeitswelt wird immer flexibler. Im vergangenen Jahr hatten 44,6 Prozent der Arbeitnehmer keine fixen Arbeitszeiten. Das ist im Vergleich zu 2013 eine Zunahme, waren es doch mit 41,7 Prozent damals noch etwas weniger. Es fällt ausserdem auf: Männer haben öfter flexible Arbeitszeiten als Frauen (51,1 Prozent gegenüber 37,6 Prozent), wie die aktuelle Arbeitskräfteerhebung des Bundesamts für Statistik zeigt.

Immer mehr Teilzeitarbeit


Der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen ist von 31,7 Prozent im Jahr 2004 auf 36,0 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. Bei den Männern, von denen lediglich 15,9 Prozent eine Teilzeitstelle innehaben, hat die Bildungsstufe nur wenig Einfluss auf den Beschäftigungsgrad. Die Frauen arbeiten mehrheitlich Teilzeit (59,2 Prozent). Der Teilzeitanteil ist bei Frauen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II (Maturität, Lehre) oder Tertiärstufe (62,9 Prozent bzw. 57,3 Prozent) höher als bei Frauen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe I (50,7 Prozent).
Quelle: Bundesamt für Statistik


Dies bedeutet, dass für immer mehr Angestellte in der Schweiz die Arbeitszeiten als Wochen-, Monats- und Jahresarbeitszeiten oder sogar komplett ohne feste Vorgaben definiert sind. Somit verwischt die Grenze zwischen Arbeits- und Freizeit immer mehr. Eine klare Trennung ist in immer weniger Berufen der Standard.



Gewerkschaften warnen vor Burn-out
 

 Duri Beer vom Verband des Personals der Öffentlichen Dienste (VPOD) beispielsweise zeigt sich ob des Flexibilisierungstrends besorgt. «Wenn die Arbeitszeit nicht mehr klar erfasst wird und der Job mit der Freizeit verwischt wird, dann führt das häufig zu mehr Stress.» Dies wiederum führe zu einer Häufung der Burn-out-Fälle sowie allgemein zu einem Anstieg der gesundheitlichen Probleme bei den Angestellten.

Am meisten Probleme gebe es, wenn die Leute auf Abruf arbeiten müssen. «Dann wird es ganz schwierig, eine vernünftige Work-Life-Balance zu finden», so der Gewerkschafter. Er plädiere daher für eine strikte Erfassung der Arbeitszeit. Nur in wenigen Ausnahmen könne auf eine solche verzichtet werden. Wie Beer ausserdem am Beispiel der Stadt Zürich erklärt, sind vom aktuellen Flexibilisierungstrend auch die Staatsangestellten betroffen. Erst kürzlich habe dort der Stadtrat eine Anpassung der Arbeitszeitmodelle erwirkt.

KOMMENTAR:

Die Trennung von Leben und Arbeit ist ein falscher Ansatz.
Arbeiten ist auch Leben. Ich kenne Teilzeitarbeiter, die nach der Reduktion der Arbeitszeit mehr Stress hatten, als vor der Reduktion. Der zusätzliche Einsatz für die Familie führte zu einer massiven Mehrbelastung. Es zeigt sich auch später, dass man durch die Teilzeitarbeit eine Reduktion der Rente eingehandelt hatte und in der dritten Lebensphase zum Weiterarbeiten genötigt werden kann.
In einer Firma, die ich beraten hatte, hat sich gezeigt, dass sich die Teilzeitarbeiter sehr viele Nachteile einhandelten. Es gab viel mehr  Meetings mit Koordinationsgesprächen und Absprachen. Dies wirkte sich auch negativ für die Betriebe aus.
Zwei 50% Teilzeitarbeiter kosten viel mehr als ein Vollzeitarbeiter. Fazit: Bei allen Entscheiden gilt es immer, alle Vor- und Nachteile gut zu bedenken.

LINK:
23. Nov. 2010 ... Die durch den Begriff "Work-Life-Balance" nahegelegte Dualität zwischen Leben und Arbeit impliziert, dass es im "Work" kein "Life" gibt und ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/11_23/