Als mich die Wirtschaftsjournalistin (Tagi) heute am Telefon gefragt hatte, wie ich den nachträglichen Rückzieher des neuen UBS Chefs Sergio Ermotti beurteile, wies ich darauf hin, dass die UBS Vorgesetzten alle Mandate gekannt hätten. Ermotti wurden sie damals angeblich in seiner alten Rolle genehmigt. Dass es aber richtig und verständlich sei, wenn der CEO in der neuen Rolle diese Mandate rasch und geordnet abgelegt habe. Jetzt stehe er in einer neuen Funktion in der Oeffentlichkeit und die Mandate wären somit nicht mehr tragbar gewesen.
Nach meinen Recherchen wurde Ermotti nicht unter Druck gesetzt. Der Uebergang soll geordnet erfolgen. Somit scheint aus dieser Sicht der Entscheid Ermottis richtig und könnte den UBS Chef nicht mehr schaden.
Hinsichtlich BRANDING (Image) hat die UBS aber einen so enormen Vertrauensverlust erlitten, der mit dieser Handlung noch lange nicht vom Tisch ist. Zu viele negativen Vorkommnisse sind "eingebrannt" und sind auch noch lange nicht vernarbt.
Tagi online fragt (Ich zitiere):
Warum erst jetzt?
Von Olivia Kühni.
Panama gilt seit Jahrzehnten als Steuerfluchthafen. Es gibt keine Hinweise, dass die betreffenden Unternehmen aus diesem Grund dort seit den späten 1970-er Jahren registriert sind. Dennoch hätte die Tatsache die UBS bei der Anstellung Ermottis im Frühling aufhorchen lassen müssen – alleine aufgrund des Imageschadens, den die Assoziation Panamas mit einem ihrer Geschäftsleitungsmitglieder anrichten könnte.
Unter besonderer Beobachtung
Die UBS wird mit Argusaugen beobachtet – nicht nur von den Medien, sondern auch von den Bürgern, der Politik, den Märkten. Schliesslich ist sie die Bank, die wegen mutmasslicher Beihilfe zu Steuerdelikten in den USA eine Millionenstrafe zahlen und tausende Kundendossiers aushändigen musste. Andere werden möglicherweise folgen, doch es ist die UBS, die es bislang erwischt hat.
«Für eine Bank, die in den letzten Jahren derart in die Defensive geraten ist, gibt es nur eines: konsequent jedes Risiko eines Reputationsschadens zu vermeiden», sagt Kommunikationsexpertin Beatrice Tschanz. «Es darf nicht der kleinste Schatten fallen.» Auch Bankenkritiker und Autor René Zeyer sagt: «Das hätte die UBS sehen müssen.»
«Fähig zur Selbstkritik»
Auch Ermotti persönlich war offenbar das Risiko seines Mandats bewusst. Er liess diese Woche verlauten, er hätte dieses nur unter der Bedingung übernommen, dass der Sitz der betreffenden Firmen raschmöglichst in die Schweiz verlegt werde. Trotzdem behielt er die Ämter bei seinem Eintritt in die UBS im April – während er etwa einen VR-Sitz in Tito Tettamantis Fidinam SA aufgab.
Aus welchen Gründen die UBS ausgerechnet die Panama-Mandate für unbedenklich hielt – oder welche Auflagen Ermotti allenfalls gemacht wurden –, ist nicht zu erfahren. Die Bank verweist als Stellungnahme darauf, dass der Interim-CEO seine Mandate jetzt abgeben werde. Diese Tatsache rechnet PR-Experte Franco Gullotti dem neuen Chef an:
«Ermotti zeigt Einsicht und ist offenbar fähig zur Selbstkritik.» Das sei untypisch für einen Banker und habe ihn positiv überrascht. «Für mich hat Ermotti an Reputation gewonnen.» Ähnliches sagt auch der Kommunikationsfachmann Marcus Knill: «Die UBS war über die Mandate informiert», so Knill. «Das werte ich positiv.»
Drei Tage – drei Statements
Bis zur Einsicht dauerte es jedoch eine Weile: Am Dienstag sagte die UBS gegenüber Tagesanzeiger.ch/Newsnetz, der VR habe die Mandate geprüft und festgestellt, dass kein Interessenskonflikt bestehe. Am Mittwoch sagte Kommunikationschef Michael Willi gegenüber der «Handelszeitung», Ermotti wolle seine externen Mandate nochmals überprüfen, sofern er definitiv Konzernchef der UBS werde. Und am Donnerstag schliesslich kam die eingangs zitierte Meldung, Ermotti übergebe die externen Mandate in neue Hände. Zu diesem Zeitpunkt war der Tessiner seit sechs Monaten bei der UBS. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
Erstellt: 30.09.2011 (Ende Zitat)
Kommentar:
Was im Hinblick auf die Wahl des neuen CEOs schaden könnte, wäre, wenn nachgewiesen könnte, dass er erst auf Druck von aussen und nicht aus eigenen Stücken die Mandate abgegeben hat. Wenn verlorenes Vertrauen aufgebaut werden soll, darf nichts beschönigt oder vertuscht werden. Jetzt darf es bei der UBS keine schwarzen Flecken mehr geben. Laut Blick und NZZ ist Ermotti in der Oeffentlichkeit noch nicht angeschlagen. Er habe sich des Ballastes entledigt, heisst es.