Freitag, 31. Dezember 2010

E guets NEUS!



 
Mit einer Fackel gezeichnet 


Der Spiegel ermöglicht einen Rückblick des Jahres 2010 im Zeitraffer:




Jahr im Zeitraffer: Das war 2010



DER WECHSEL ALLEIN IST DAS BESTAENDIGE!


Schopenhauer
Neujahrsansprachen müssen eine aktuelle Aussage haben


Voraussetzungen einer guten Ansprache:


- Die Rede muss uns ansprechen


- Die Person muss überzeugen d.h. wenn die Person ein schlechtes Image hat, nützen die schönsten Worte nicht viel. Die neue Bundespräsidentin hat beispielsweise schlechte Voraussetzungen für eine glaubwürdige Rede. Besonders, wenn sie von kollegialer Zusammenarbeit reden würde. Das was offensichtlich  ihr persönlicher Schwachpunkt gewesen ist.


- Die Rednerin muss von der eigenen Botschaft überzeugt sein
(Die Rede muss selbst entworfen sein und frei vorgetragen werden!)



- Das Thema muss den Zuhörern unter den Nägel brennen (muss aktuell sein!)




- Auch bei Neujahrsansprachen gilt das AAA Prinzip:


AufhängerAufhänger (sollte appellativ und emotional sein)

Argument

(ist rational und argumentativ)

Abschluss

(appellativ, emotional evt. Wiederholung, Fazit)


- Aber auch die BBB Formel:



B-B-B

B wie Botschaft! (Welches ist Ihre Key Message?)


B wie Beispiel (Welches ist Ihr Beispiel oder Ihre Geschichte?)


B wie Bilder (im Einstieg und Schluss)




 FAZIT:




Es gelten im Grunde genommen die uralten Regeln von Kurt Tucholsky






Ratschläge für einen guten Redner




von Kurt Tucholsky
Hauptsätze, Hauptsätze, Hauptsätze.
Klare Disposition im Kopf - möglichst wenig auf dem Papier.
Tatsachen, oder Appell an das Gefühl. Schleuder oder Harfe. Ein Redner sei kein Lexikon. Das haben die Leute zu Hause.
Der Ton einer einzelnen Sprechstimme ermüdet; sprich nie länger als vierzig Minuten.
Suche keine Effekte zu erzielen, die nicht in deinem Wesen liegen. Ein Podium ist eine unbarmherzige Sache - das steht der Mensch nackter als im Sonnenbad.



Oder wie es Schopenhauer formuliert hatte:


JEDES UEBERFLUESSIGE WORT WIRKT SEINEM ZWECK ENTGEGEN

MAN MUSS DENKEN, WIE DIE WENIGSTEN UND REDEN WIE DIE MEISTEN




Silvesterbotschaft: EIN Vorsatz genügt


Feuerwerk Neujahr Sylvester Silvester 2010


Alle Jahre wieder:



Ich zitiere 20 Min:


Es ist jedes Jahr dasselbe Spiel: Je näher das neue Jahr rückt, desto mehr Vorsätze legt man sich bereit. Gesünder essen, mehr Zeit für die Familie oder auch Klassiker wie weniger rauchen gehören auf die Ziel-Liste Kaum ist das neue Jahr allerdings auch nur einen Tag alt, bröseln bei vielen die Vorsätze bereits dahin. Kein Wunder, nehmen sich viele Leute deshalb nur einen Vorsatz: «Sich keinen Vorsatz zu nehmen.» Die meisten Befragten glauben, dass ihr «Fleisch letztlich zu schwach ist», um sich mit der nötigen Konsequenz dem Neujahrsvorsatz zu verschreiben. «Die hält man eh nie ein», bringt es ein junger Mann auf den Punkt. (Ende Zitat)


Vorsätze sind SAETZE, die VOR der Umsetzung ausgesprochen werden.


Tipp: Nehmen sie sich nur  EINEN einzigen Satz vor. Er darf nicht  zu hoch gesteckt sein.  Wenn sie sich nur einen Vorsatz vornehmen,  haben Sie die Chance, dass er konkret umgesetzt wird.  Sie verEINfachen die Verbesserung des Verhaltens dank der magischen  Zahl EINS.



 Gedanke  fürs 2011:


Mögen all Ihre Sorgen
nicht länger währen, 
als die zu Neujahr 
gefassten guten Vorsätze.




Vorsätze (Mehrzahl) dauern nie lange. Bei EINEM messbaren, machbaren Vorsatz hingegen schaffen Sie den Durchbruch.





NACHTRAG:

Erinnern Sie sich noch an diesen Beitrag?







Dieser Beitrag basierte auf verschiedenen Referaten .
Eine Kernbotschaft
So machen Sie die Kommunikation einzigartig: Sie nehmen nur eine Kernbotschaft Sie verknüpfen diese Botschaft mit nur
  • Einem Bild
  • Einer Analogie
  • Einer Geschichte
  • Einer Erzählung
  • Einem Beispiel
Reden Sie einfach und adressatengerecht, so dass Sie alle verstehen. Im Unterricht oder einer Diskussion stellen nur eine Frage. Wenn Sie vor mehreren Leuten reden, sprechen Sie immer nur mit einer Person länger als nur 5 Sekunden. Wenn Sie sich verändern und verbessern, arbeiten Sie jeweils nur an einem Lernpunkt oder Lernbild. Sich auf einen Punkt, eine Sache konzentrieren können, bringt Erfolg. Dieses Fokussieren hat etwas mit Achtsamkeit zu tun und ist beim Zuhören wichtig. Wenn Sie die Zahl Eins in der Kommunikation beherzigen, wird das Kommunizieren viel einfacher und Sie werden sehen: Ihr Ausdruck wird künftig einen Eindruck hinterlassen.

  1. Mut zum Vereinfachen

    Alpha Artikel vom Juli 2005: Mut zum Vereinfachen. www.rhetorik.ch/Vereinfachen/Vereinfachen.html - Cached - Similar


    Nachtrag Aus 20 Min:
    Zu den guten Vorsätzen fürs 2011:


    2009 haben sich insgesamt 54 Prozent der Teilnehmer einer Web-Umfrage von 20 Minuten Online gute Vorsätze für das laufende Jahr genommen. Ein Viertel aller Befragten sogar gleich mehrere. 45 Prozent hingegen sahen keine Notwendigkeit, etwas in ihrem Leben zu ändern, respektive wussten von vornherein, dass sie nicht der Typ sind, der solche Vorsätze konsequent durchzieht und warfen das Handtuch schon bevor der Kampf begann.
    Was wirklich erstaunt: Immerhin ein Fünftel sagt von sich selbst, dass es mit der Umsetzung der gesteckten Ziele prima geklappt hat. Bei weiteren 18 Prozent hat es nach Eigenauskunft immerhin grossteils noch mit der Einhaltung der Vorsätze geklappt. Sie alle können sich kräftig auf die Schultern klopfen.
    Jeder Zweite will etwas ändern
    Für 2011 sind insgesamt 66 Prozent wild entschlossen, an ihren Gewohnheiten etwas zu ändern. 12 Prozent sagen schon jetzt: «Nein, das hat doch keinen Wert.» Rund 22 Prozent sind der Meinung «Never change a running system» und werden ihren Lebenswandel so fortsetzen wie bisher.

    Wer einmal einen guten Vorsatz gefasst hat, der ist mehr als positiv gestimmt, dass es auch klappen wird. So sind zwei von fünf Usern felsenfest überzeugt, dass sie die eigenen Vorgaben einhalten werden. 57 Prozent geben sich verhalten optimistisch. Sie gehen davon aus, dass es «mit ein bisschen Glück schon klappt».
Ehrlich währt am  längsten


Einmal mehr überrascht uns Alt Bundesrat Leuenberger:



Ich zitiere Tagi-online:


Jeder Politiker ist ein Narziss


Macht und Selbstinszenierung gehören zusammen. Und das ist nicht von vornherein falsch. Grundsätzliche Überlegungen von einem, der es wissen muss: Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger.


Moritz Leuenberger sagt, es gehe in der Politik auch darum, sich selber zu gefallen.

Moritz Leuenberger sagt, es gehe in der Politik auch darum, sich selber zu gefallen.
Bild: Keystone

In meiner PERSOENLICH ANALYSE erwähnte ich die zwei Seiten des Alt- Bundesrates. Nach seinem Rücktritt hatte er die Oeffentlichkeit mit seinem fragwürdigen IMPLENIA Job für Kopfschütteln gesorgt. Erneut überrascht mich Leuenberger. Einmal mit seinem ehrlichen Eingeständnis über die Selbstinszenierung von Politikern. Dann mit seiner jüngsten beachtenswerten Rede in Basel:


Ich zitiere die gelungene Rede in voller Länge:


Hat die Politik eine Seele? Muss sie geheilt werden?

Moritz Leuenberger -  Abschiedsvorlesung im Basler Kinderspital, 17. Dezember 2010

Abschied über Abschied. Abschied von Manuel Isler, der nach vielen Jahren heute die letzte Weihnachtsvorlesung organisiert, Abschied vom Kinderspital, das abgerissen wird, Abschied als Bundesrat, der ich, anders als bei der ursprünglichen Festsetzung des heutigen Termins geplant, gar nicht mehr bin. Abschied ist immer auch Rückblick. Ich erlaube mir heute, eher persönlich auf meine Regierungszeit zurück zu schauen; vor Ihnen als Psychiater darf ich das, dachte ich mir. Gerade weil wir das politische Geschehen beruflich aus verschiedenen Blickwinkeln verfolgen, kreuzen sich unsere Blicke immer wieder, manchmal für einen kurzen Lidschlag, gelegentlich aber schauen wir uns lange in die Augen. Und denken dasselbe.
Gerne bin ich hier ins Kinderspital zurückgekehrt, wo ich einen wichtigen Teil meines Lebens verbrachte. Viele Monate lag ich hier unbeweglich in einen Beckengips gezwängt. Das tönt Mitleid erheischend, aber das will ich keineswegs. Ich habe eine schöne, beinahe nostalgische Erinnerung an jene Zeit, die auch ihr Gutes hatte:
Es gab damals zum Beispiel noch kein Fernsehen. Wenigstens nicht im Kinderspital.
Mein Fernseher war das Fenster auf den Rhein. Dort unterhielten mich während der langen Zeit Lastkähne, Schlepper, Schubboote, die den Fluss hinauf und später wieder hinunter glitten.
In den Bildausschnitt, den mir mein Fenster gewährte, schob sich zunächst ein Bug mit dem Namen des Schiffes, dann das lange, lange Deck, danach das Steuerhäuschen, der private Bereich der Schiffsleute, ein Velo, ein Moped oder ein kleines Auto, Wäsche im Wind, und schliesslich das Heck, dem die kräftigen Wellen hinter der Schraube folgten. Nur für wenige Minuten war das ganze Schiff zu sehen, bevor es, so langsam, wie es vorher in meinen Bildschirm trat, wieder aus diesem verschwand.

Wäre die Parabel seit September nicht für den Rücktritt von Bundesräten reserviert, würde ich sagen:
Die Schiffe traten auf, sie spielten, sie traten ab.
Die Parallelen sind aber auch nach dem Abtritt offensichtlich: Zuerst tritt der Bug ab, eine Weile später das Hinterteil und schliesslich sorgen die Wellen hinter der Schraube noch längere Zeit für Unruhe und Aufregung (vor allem wenn das Schiff mit schwerem Material einer Baufirma beladen ist), bevor auch sie sich allmählich mit dem übrigen Strom versöhnen und beruhigen.

Mit der Zeit kannte ich die Schiffe. Es waren stets dieselben, die einmal stromabwärts, das andere Mal  stromaufwärts krochen, einmal geschoben, einmal gezogen, das andere Mal aus eigener Kraft, gaben sie wieder, was ein unbekannter Dichter vor Jahrhunderten so umschrieb:
„Ich komme, ich weiss nicht, von wo?                                            
Ich bin, ich weiss nicht, was?

Ich fahre, ich weiss nicht, wohin?
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!“

Woher? Wohin? Warum?
Schon sind wir bei der Seele der Politik angelangt:

Warum mache ich das?

Wohin wollen wir denn uns und die anderen steuern? Hängt das nicht in erster Linie davon ab, woher wir kommen, aus welcher sozialen oder religiösen Umgebung? Warum werfen wir uns ins Getümmel der Arena? Warum verbringen wir halbe und ganze Nächte in Parlamentssitzungen und Parteitagen?
„Warum machen Sie das?“ Ich wurde das oft gefragt und ich habe auch eine Antwort, eine ehrliche, wie ich glaube: Ich will Macht ausüben, Einfluss nehmen, die Gesellschaft mit gestalten.

Extempore: Das ist gar nicht geheuchelt, das stimmt durchaus: Veränderungswille nicht Bekenntnis bei Eintritt in Partei, deshalb Eintritt in die damals konservativste SP Sektion etc.
Aber, und das sollte sich jeder Politiker eingestehen: Es geht eben auch um Selbstdarstellung, darum, sich zu inszenieren, zu gefallen, sich selber zu gefallen:
Extempore: Krawatte bei Fernsehauftritt wichtiger als Inhalt.  Aber auch: Gepflegte Nonchalance. Schon Platon zu Diogenes: Wie erfrischend wäre deine Unkultiviertheit, wenn du sie nur nicht so kultivieren würdest.
NR Kandidaten, die nackt vor Polizeiautos posieren, bestandene Ständeräte, die sich auf dem Sofa oder dem Hometrainer für die SI räkelnaber auch:
Der Kinderarzt Beat Richner (dem vorgeworfen wird, er inszeniere sich vor allem selber) oder der Psychiater Bertrand Piccard, der sich, Helios gleich, rund um den ganzen Globus in Glanz und Gloria seines himmelstürmenden Solarwagens sonnt.

Doch  halten wir fest: Jeder Antrieb unseres Tuns, seien wir Psychiater oder Politiker oder Urwaldforscher, ist in den Tiefen der Seele begründet. Motivforschung über die inneren Beweggründe sozialen Engagements oder politischer Mission droht, bald in Gesinnungsinquisition zu enden. Wichtig ist das altruistische Resultat und nicht das egoistische Motiv. Darum ist die Feststellung, dass Narzissmus und Macht zueinander gehören, eine banale Binsenwahrheit, niemals aber ein Vorwurf.
Dieser liegt anderswo, nämlich dort, wo Macht um der Macht willen ausgeübt wird, wo sie für persönliche Vorteile oder für Manipulation missbraucht wird.
Das äussert sich dann in Demagogie oder in Populismus, der darin besteht, dass sich Volkstribun und sein Publikum gegenseitig hochschaukeln: Die Anhänger sind verzückt darüber, dass ihre Bauchgefühle nicht mit kritischen Wahrheiten konfrontiert werden, sondern im Gegenteil angeheizt werden. Der Tribun seinerseits geniesst die zurückbrandende Zustimmung und badet sich lustvoll in den Ovationen, eine win-win Situation meist zulasten anderer, ein doppelter narzisstischer Gewinn für den Populisten und seine Groupies, die er aus Dankbarkeit gleich zum „Volk“ erklärt.
Zurückblickend will ich festhalten:
Das war auch 1968 so.

Extempore: persönlicher Rückblick auf Triest, Schliessung der psychiatrischen Klinik durch Basalia unter Begleitung der gesamten europäischen 68er, die das als Befreiungsaktion abfeierte.
Spätere Erkenntnis, dass es den Menschen nach dieser Befreiung schlechter ging, dass die „Befreiten“ später auf der Strasse ausgenutzt wurden und in Polizeigefängnissen Zuflucht finden mussten.
Ordnung und Freiheit

Das Pendel zwischen Ordnung und Freiheit hält den Diskurs zwischen Politik und Psychiatrie seit jeher in Schwung.
Extempore:


  • Kinder der Landstrasse. EWS entschuldigte sich vor wenigen Monaten hochoffiziell als BRin.
  • Platzspitz: Wird sich eine künftige Politikergeneration für die tolerierte offene Szene auch entschuldigen müssen?
  • FFE: Ich war damals für diese Vorlage und wurde als SVP Ideologe beschimpft; Freundschaften wurden aufgekündet.
Die Psychiatrie hat solche Pendelbewegungen in aller Regel mitgemacht. Es tönt paradox, aber: Gerade weil sie ein Kind der Aufklärung ist, hat sie in ihre Laufbahn in Internierungshäusern begonnen. Die Aufklärung war einer inneren und äusseren Ordnung verpflichtet. Die Methoden von damals sind überholt und sie werden heute kaum mehr verstanden und verurteilt, (so wie der monatelange Beckengips von damals heute als medizinische Methode ja ebenfalls als überholt gilt).
Doch dialektisch beurteilt wollten Politiker und Psychiater für die Menschen meistens, nicht immer, das Beste. Sie wollten ihnen Glück ermöglichen, begingen jedoch immer dann den unverzeihlichen Fehler, wenn sie zum Glück zwingen wollten, immer dann, wenn ihnen eine übergeordnete Ordnung oder Ideologie wichtige war als der Mensch.

Der Staat und das Glück
Gegenüber dem Kosmos nahm Goethe für den Menschen Partei:
„Wozu dient all der Aufwand von Sonnen und Monden, von gewordenen und werdenden Welten, wenn sich nicht zuletzt ein glücklicher Mensch seines Daseins erfreut?“
Doch was ist Glück?
Jeder Mensch hat andere Vorstellungen.

  • Es gibt den Traum vom Millionär, wie er in Hochglanzbeilagen über Luxus, Mode und Einrichtung suggeriert wird.
  • Hans im Glück hat sich äusserlich vom letzten materiellen Wert, dem Mühlstein befreit und wurde so auch innerlich frei, weil ihm der Hohn und Spott der Leute nichts mehr ausmachte; er hat ihre Wertskala von Glück verlassen.
  • Oder eine wunderbar ausgeglichene Umschreibung von Glück:
    Quod sis, esse velis...

    Das sein wollen, was du bist, und nichts lieber, weder fürchten das Ende, noch es wünschen.
    (Epigramm von Martial)
Es gibt Glücksvorstellungen, die wir gerne als Regel für alle hätten. Bei solchen Diskussionen mischen alle gerne mit:
  • Was hat ein 64 jähriger zurückgetretener Bundesrat zu seinem eigenem Glück zu tun? Ich kenne die Ratschläge der Medien: Oper JA, in Baufirma NEIN. Pilze sammeln: JA, nochmals Kinder zeugen: NEIN (das ist 64 jährigen Müttern vorbehalten).
  • Medien urteilen da hemmungslos über andere,  doch der Staat darf das nicht; er würde sonst die Menschen bevormunden.
Deswegen gilt: Es ist die Aufgabe eines Gemeinwesens, seinen Mitgliedern das Glück zu ermöglichen, niemals aber sie zum Glück zwingen.
  • Das ist tagespolitisch stets aktuell: Diese Woche protestierten in Zürich Freisinnige Politiker dagegen, dass die Stadt sich am WWF Klima Z’mittag beteiligte und an einem Tag den Mitarbeitern nur ein vegetarisches Menu anbot: „Betrachtet es die Stadt Zürich als ihre Aufgabe, ihren Mitarbeitern eine Lebensweise vorzuschreiben?“ fragten sie.
  • Ex tempore: als Verkehrsminister: Mobilitätsdrang als Glücksvorstellung nicht verbieten, sondern in nachhaltige Bahnen lenken.

Gewiss darf eine Regierung  auch empfehlen, was Glück sein kann, was es sein sollte. Deswegen gibt es sogar staatlich bezahlte Lehrstühle über Glücksforschung.
Es gibt verschiedene Glücksskalen, die regelmässig neu erforscht werden.
Wie bei allen Forschungsarbeiten unterscheiden sich ihre Resultate stets etwas, doch steht regelmässig die Gesundheit an erster Stelle, es folgen Liebe und Geborgenheit, Arbeit und Arbeitsplatz, Mitbestimmung, Stabilität, Sicherheit und, immer in den hinteren Rängen, das Einkommen.
Ich möchte ganz willkürlich auf drei Elemente eingehen, in denen sich die Pendelbewegung gesellschaftlicher Auffassungen deutlich zeigt, nämlich
  • auf die Mitbestimmung im Gemeinwesen, weil ich Politiker bin,
  • auf die Ökonomisierung, weil sie gegenwärtig zum Wert aller Werte aufgeblasen wird und
  • auf die Sicherheit, weil sie unsere beiden Berufe verbindet und uns direkt zum schwierigen Verhältnis  zwischen Wissenschaft und Politik führt.
1.    Stabilität dank Mitbestimmung und Demokratie:
  • stabilisierend: Schweizerische Verkehrspolitik, sehr konkrete Mitgestaltung (Vergleich Stuttgart 21). Problemlose Einführung der LSVA nach Volksabstimmung; demgegenüber Boykotte gegen Maut in Deutschland in der Hoffnung nach Regierungswechsel werde alles rückgängig gemacht, so wie bei KKW.
Doch das Pendel schwingt:
  • destabilisierend: Tendenz zu einer Demokratie, die nicht mehr eine Abstimmung über konkrete Bestimmungen ist, sondern eine Art Meinungsumfragen. Kommt zum Ausdruck  in  Initiativen wie Minarett oder Ausschaffungsinitiative.
2.    Ökonomisierung
Nach Wegfall des eisernen Vorhanges und mit der Globalisierung als direkter Folge errangen wirtschaftliche Werte die Oberhand. Wir stellen eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche fest das betrifft ich nur den Bankensektor.
  • Umwelt (Klima und Biodiversität, Wert einer Blaumeise, einer Biene und die Ersatzbestäubung durch Menschen),
  • Das scheint in der Medizin nicht anders zu sein. TARMED in der Praxis, Fallpauschalen im Spital, die Medizin wird in Tausende von erfassbaren Leistungen atomisiert. Eine Arztrechnung sieht aus wie ein Serviceheft der Autogarage: 1 x Tupfer = 2.10, 1 x Injektion besprechen: 4.60, 1 x „guten Tag“ sagen = 2.30. Ob sich die Seelen der Menschen wie ein Blinddarm in eine Schublade ordnen lassen?
  • Sei es Umwelt oder Medizin: Einen Menschen in Franken und Rappen zu beziffern führt zur Frage, ob es auch unwertes Leben gebe. (Extempore: Entgangener Gewinn in Güllen, Besuch der alten Dame)
Wir tun gut daran, Franken, Rappen, Euro und Dollar nicht als Werte aller Werte zu akzeptieren.
3.    Sicherheit
Extempore: Rückblick: Mordfall Zollikerberg

Es besteht der Anspruch gegenüber Behörden, Sicherheit zu organisieren. Aber ein Staat, der auch die Freiheit der Bürger garantieren will, kann keine absolute Sicherheit organisieren. Das führt zunächst zu einem ständigen pendeln zwischen Freiheits- und Sicherheitsparolen und zwar in allen Parteien.
Es geht aber um mehr als nur um eine Schwankung:
Extempore: Gewalttäter, Raser: um sie wirklich zu verhindern, müssten alle Menschen überwacht und vorsorglich interniert werden.
Das Böse ausrotten heisst, unsere Freiheit zerstören (Ausführlich in Rede „Das Gute, das Böse, die Politik.“
Oder: „Wer die Fehler nicht will, will die Menschen nicht“ (Konsul Thrasea Paetus, Padua 56 na Chr).

Das Dilemma zwischen Sicherheit und Freiheit führt die politisch verantwortlichen Behörden und Gerichte in einen eigentlichen Notstand. Sie versuchen, sich mit psychiatrischen Gutachten rückzuversichern und geben so ihre Verantwortung wie ein heisse Kartoffel weiter.
Das führt uns direkt zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik:

Wissenschaft und Politik
Die Abwägung zwischen Risiko und Sicherheit ist eine politische. Entsprechend tragen die Gesetzgeber und die Regierungen eine politische Verantwortung und zu dieser müssten sie stehen. Sie müssten benennen, welches Risiko sie eingehen wollen und welches ihnen zu teuer ist. Indem die Politik versucht, diese Wertung auf die Wissenschaft abzuschieben, verführt sie diese, politisch zu werden und nimmt ihre eigene Verantwortung nicht mehr wahr.
Zu politischen Wertungen gedrängt, erliegen viele Wissenschafter dieser Versuchung. Sie verlassen ihre Wertneutralität dann, wenn sie Phänomene nicht nur messen oder beschreiben, sondern ihre Befunde auch gleich noch als „schädlich“ oder „harmlos“ bewerten.

Das zeigte sich in der Diskussion um Psychiatrie und Verwahrung von Gewalttätern. Die Gesetzgebung zur Initiative ist in eine Sackgasse geraten, weil die Politik von den Psychiatern Gutachten verlangt, welche diese mit den geforderten Garantien nicht liefern können. Der ehrliche politische Entscheid wäre: Entweder verletzen wir Grundrechte der Inhaftierten oder aber wir nehmen das Risiko einer Rückfälligkeit in Kauf.
Ein anderes Beispiel sind die Grenzwerte von Handystrahlung. Sie sind in der ganzen Welt unterschiedlich festgelegt. Diese verschiedenen Strahlungswerte sind eine Folge davon, dass die Gutachteraufträge stets verschieden gestellt werden und dass sie meist mit Wertungen vermengt worden sind. Die ehrliche Haltung der Politik wäre: Wir wissen zu wenig über die Schädlichkeit. Wir nehmen also
  • entweder Gesundheitsschäden in Kauf
  • oder wir wenden das Vorsorgeprinzip an (wir verbieten die Antennen, weil sie schädlich sein könnten, obwohl wir das nicht nachweisen können).
In der Waldsterben-Debatte gab es wissenschaftliche Voraussagen, die sich heute als haltlos erwiesen haben, ein Umstand, der sowohl der Wissenschaft als auch der Klimapolitik ein Glaubwürdigkeitsproblem bescherte. Auch in der Klimadebatte gibt es eineVermischung von politischem Trend und angeblich reinen wissenschaftlichen  Erkenntnissen.
Das zeigt auch:

Die Trennung von wissenschaftlicher Erkenntnis und politischer Bewertung ist nicht immer so einfach vorzunehmen. Gelegentlich vermengen sich die politischen und wissenschaftlichen Kriterien derart, dass sie kaum mehr zu entwirren sind:Soeben hat die Eidgenössische Leistungskommission empfohlen, die Komplementärmedizin nicht wieder in die Grundversicherung aufzunehmen, was zum üblichen politischen Schlagabtausch führt. Kann aber Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit von alternativen Methoden objektiv eruiert werden?
Dazu kommt:

Die Wissenschaft ist auch von Zeitgeist beseelt.
Die Wissenschaft ist viel stärker von Sitten und Moden geprägt als sie vorgibt. Einmal wird die soziale Komponente stärker gewichtet als die individuelle, einmal wird auf die Vererbung, das andere Mal auf Sozialisation gesetzt.
Es geht um mehr als nur um Moden, es geht auch um global völlig verschiedene Kulturen und Philosophien:
Aus den unterschiedlichen Kulturen in China, Indien und Europa sind unterschiedliche Medizinwissenschaften gewachsen. Die Welt wird kleiner und die Auffassungen um unterschiedliche Arzneien und Therapien prallen aufeinander.

Vor einigen Jahren verfolgte ich einen Zischtigsclub über Homöopathie und klassische Medizin. Dort bekriegten sich studierte Ärzte in einer Art und Weise, dass sich Rededuelle in der politischen Sendung Arena geradezu sachlich und nüchtern ausnahmen.
Ein Wissenschafter geht seine Arbeit nicht anders an als ein Künstler oder ein Politiker. Er hat eine Eingebung, eine Überzeugung, an die er glaubt und für die er sich einsetzt. Das ist nicht etwa eine Kritik. Eine Gesellschaft kann sich durch das ängstliche Festhalten an dem, was bewiesen werden kann, nicht entwickeln. Wir brauchen auch kühne Thesen, welche die Basis für Erkenntnisse erst legen.
Denn der Mensch, und da gehören die Wissenschafter dazu, besteht aus Bauch und aus Kopf, aus Gefühl und Verstand, aus Geist und Fleisch, tripes et boyaux, Traditionen und Hormonen, gleichgültig ob er sich wissenschaftlich, künstlerisch oder politisch betätige. Es gibt auch die Rationalität der Emotionen, und es gibt die Vernunft des Herzens, wie Blaise Pascal es ausdrückte: „Le coeur a ses raisons que la raison ne connaît point“.
Hüten wir uns also von Bildern einer angeblich von reiner ratio durchdrungenen Wissenschaft.

Die Psychiatrie hat während Hitler psychisch Kranken, zuerst die Fortpflanzung untersagt, dann als unwerte Esser physisch eliminiert. Das wurde „wissenschaftlich“ erklärt.
Ist das überwunden?
Gewiss, aber bleiben wir wachsam!
Die Menschen sollen in Zukunft genetisch erklärt werden können. Zusammen mit der Verabsolutierung alles Ökonomischen kann das zu einem schrecklichen Sprengsatz werden.
Ist der Mensch, ist seine Seele wirklich erklärbar?

Das Pendel schwingt. Wir schwingen mit.
Wir sind alle Kinder des Zeitgeistes, selbst wenn wir uns ihm entgegenstemmen.  Das Pendel schwingt. Wir schwingen mit. Mitgegangen - mitgefangen,
  • sei dies als Mitglied einer Regierung, wenn wir für Entscheide einstehen müssen, die wir vorher bekämpft haben (Extempore: Beispiele),
  • sei dies als Angehörige einer Berufsgattung, eines Unternehmens oder
  • als Bürger eines Staates (US Intellektuelle, die mit Bush gleichgesetzt wurden),
  • ja als Bewohner der Erde (Abhängigkeit vom Öl: Mitschuld an Ölkatastrophe im Golf von Mexico?).
Das ist manchmal unerträglich.
In dieser gesellschaftlichen Verstrickung im engen Gewebe von Ursache und Schuld leben Politiker gleichermassen wie Psychiaterinnen.
Beide wollen wir ja aufklären, Licht und Vernunft einbringen. Die Psychiatrie wollte die Menschen von der Vorstellung befreien, es seien Teufelsaustreibungen und Hexenverbrennungen notwendig. Sie hat das auch geschafft.
Aber: Sie hat mit Psychopharmaka auch wieder verschleiert (nicht nur, Medikamente haben natürlich auch befreit).

Die Politik wollte aufklären. Befreite Menschen sollen als Bürger den Staat gemeinsam gestalten. Sie hat das auch geschafft.
Aber sie hat auch wieder Populisten hervorgebracht, hüben und drüben, die Lösungen für Probleme vorgaukeln, die es nicht gibt.
Auch nach der Aufklärung pendeln wir hin und her wie die Schiffe auf dem Rhein, die einmal hinab gleiten und einmal hinauf kriechen und die immer von den Wellen abhängig sind, auf denen sie schaukeln, selbst wenn sie mutig gegen sie halten.

Der Vergleich mit dem Pendel ist ja vielleicht auch nur eine Hoffnung in Zeiten, in denen der Schwung nur gerade in eine Richtung festzustellen ist.
Arbeiten wir für diese Hoffnung, den Menschen und seine Würde zu achten, ohne ihn auf seinen ökonomischen Wert zu reduzieren, ohne Anspruch ihn ultimativ erklären und definieren zu wollen, denn diese Erklärung ist immer nur ein Stand des momentanen Irrtums der Zeit, in der wir leben und welche uns und die Seele der Politik prägt.
Dazu gehört freilich Wachsamkeit darüber, wohin das Pendel schwingt, und der politische Mut, seinen Schwung zu bremsen und ihm eine andere Richtung zu geben.
Wir wollen und sollen uns deshalb der tendenzielle Entpolitisierung in allen Bereichen widersetzen, gegen alle Ansätze von Fremdenhass, Antisemitismus und Diskriminierung zur Wehr setzen. Dazu sollten wir am Programm der Aufklärung festhalten, so wie es uns unsere beruflichen Fähigkeiten gestatten, wo immer wir stehen, sei es am Rednerpult, sei es hinter der Couch, sei es in der Klinik, sei es vor oder sei es nach dem Abschied.


LINK:


  1. rhetorik.ch aktuell: Leuenbergers zwiespältige Rhetorik

    27. Aug. 2010 ... Eine Profi Marketingfrau beschrieb mir Leuenberges zwiespältige Rhetorik wie folgt: Auf der einen Seite wirkt er als "Softi", ...
    www.rhetorik.ch/Aktuell/10/08_27/index.html - Cached
  2. [PDF]

    PDF version (zum Ausdrucken) - Leuenbergers zwiespältige Rhetorik

    File Format: PDF/Adobe Acrobat - Quick View
    27. Aug. 2010 ... Medienrhetorik Leuenbergers zwiespältige Rhetorik kommunikation fänger an. Beides ist wichtig: Verpackung und Inhalt. ...
    www.rhetorik.ch/Aktuell/10/08_27/08_10.pdf

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte


Der Modebranche gefiel dieses Bild nicht. Es ist deshalb verständlich, dass der Tod dieses magersüchtigen Models wochenlang verschwiegen wurde. Dennoch zweifle ich daran, dass sich junge Frauen überzeugen lassen, dass "Magersein" nichts mit Schönheit zu tun hat.





2007 posierte Isabelle Caro nackt. Das Schockbild machte sie zur tragischen Berühmtheit. (Foto: Keystone)











Nachtrag aus 20 Min:



Sie hungerte, verlor Kilo um Kilo – und der Tod kam näher. Bis sie vor einem Jahr noch knapp 31 Kilo bei 1.64 Meter Körpergrösse wog. Für Caro jedoch war die Magersucht sowohl Fluch als auch Segen. Denn erst durch eine Kampagne, fotografiert von Oliviero Toscani, erlangte sie den Ruhm, nach dem sie sich sehnte. Ihre Magersucht war ihr Kapital. Sie hielt Vorträge, bekam Model-Aufträge, schrieb ein Buch über ihre Leiden – ohne Magersucht kein Erfolg. Ein Teufelskreis.
Nur das Sterben blieb bei Caro privat. Sie schied im engsten Familienkreis aus dem Leben. Erst vier Tage später verkündeten Freunde via Facebook ihren Tod. «Sie kam vor 15 Tagen ins Krankenhaus. Zum Schluss war sie sehr müde», bestätigt Vincent Bigler, ein Freund der Verstorbenen, gegenüber «20minutes» den Tod von Caro.
Fussgänger könnten von einer Erfindung profitieren, doch ...


Mit Reflektoren vor Fussgängerstreifen will Hermann Burger Leben retten – und kämpft seit 14 Jahren erfolglos gegen die staatliche Bürokratie.

Quelle Tagi:
Nacht, Nässe und Gegenverkehr in Hausen a.A.: Die Reflektoren verbessern die Sichtbarkeit des Zebrastreifens markant.

Nacht, Nässe und Gegenverkehr in Hausen a.A.: Die Reflektoren verbessern die Sichtbarkeit des  Fussgängerstreifens (Zebrastreifens?) markant.
Bild: PD
Erfinder Hermann Burger aus Herrliberg war nahe dran aufzugeben. (Bild: Beat Marti)



Er ist ein Besessener, hat bald sein ganzes Vermögen verbraten und ist kurz vor dem Aufgeben: Hermann Burger aus Herrliberg (73), Werber und Erfinder. Der grosse, starke Mann mit der Energie eines Pferdes vergisst seine gute Kinderstube, wenn er auf die fünf schweren Unfälle auf dem Fussgängerstreifen vor Weihnachten angesprochen wird. «Saucheibe» und «Schleimscheisser» seien sie, das ganze Pack. Er spricht von Beamten, Verbänden und Politikern. Burger ist überzeugt, dass er das Produkt hat, um die Unfallrate auf fussgängerstreifen zu senken. Doch gegen die «ganze Mafia» komme er allein nicht an.

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Calmy-Rey versteht es einmal mehr, zu irritieren und anzuecken

Erneut tappt die angehende Bundespräsidentin ins  Fettnäpfchen.
Ihre angeblich originelle Neujahrskarte gibt heute Stoff zu Missverständnissen.
Bei Kommunikationsprozessen befürworte ich seit Jahren die Bildrhetorik.
Doch müssten wir  Bilder so konkret vermitteln, dass der Empfänger die  Aussage möglichst eindeutig versteht und nicht falsch interpretieren kann. Wer mehrdeutige Bilder verwendet, muss sich nicht wundern, wenn sich der Empfänger das aussucht, das er will.
Die Neujahrskarte der umstrittenen Bundesrätin mit den Frauenbeinen, den Stöckelschuhen, die Kugeln zertritt, ist nach meinem Dafürhalten sehr schlecht gewählt. Denn dieses Bild ist ein Steilpass für all jene, die sich an die Pleiten und Pannen  der Bundesrätin orientieren. An ihrer historisch schlechten Wahl, all den fragwürdigen Medienauftritten usw. Die früher so beliebte Micheline Calmy- Rey verstand es immer wieder, in Fettnäpfchen zu treten und hat leider nicht nur  im Parlament mit ihrem unkollegialen und misstrauischen Verhalten - jüngstes Beispiel ist das Fotoverbot  - zu viele vor den Kopf gestossen (Parlamentarier, Medien, Oeffentlichkeit usw.) Wir verweisen auf ihr Verhalten nach die jüngste Wahlschlappe.
Micheline Calmy-Rey versteht es immer wieder, aus der Reihe zu tanzen, aufzufallen und vor allem jegliche Kritik an sich abprallen zu lassen. Ich habe mich um gefragt und habe das Bild verschiedenen Personen gezeigt.
ECHO: Typisch Calmy - Rey: Sie tritt auf Kugeln (d.h. wieder einmal in Fettnäpfchen). Calmy-Rey benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen. Oder: Die Karte verwundert mich nicht: Typisch MCR. Wenn sie nur auffällt. Wichtig ist, dass von ihr geredet wird. usw. Die Echos waren  mehrheitlich negativ.


Ich zitiere 20 Min:

Calmy-Rey eckt mit ihrer Neujahrskarte an

Micheline Calmy-Rey sorgt erneut für eine Kontroverse: Ihre Neujahrskarte zeigt nicht wie üblich ein Weihnachtssujets, sondern ein Paar Frauenbeine in High Heels, die silberne Weihnachtskugeln auf einem roten Teppich zertreten

storybild

Micheline Calmy-Rey tanzt mit ihrer Neujahrskarte aus der Reihe.



Unter dem Bild steht der Spruch: «Die Welt ist zerbrechlich. Tragen wir ihr Sorge!» Das Bild stammt aus einem Film der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury.

«Ich sehe eine Frau, die sauer ist auf die Menschen, die Männer und die Religion», so das Fazit des welschen Publizisten Jean-Henri Francfort in «Le Temps». Calmy-Rey habe einen schlimmen Kommunikationsfehler begangen. Auch SVP-Nationalrat Lukas Reimann ärgert sich: «Die Karte ist eine ­Frechheit: Frau Calmy-Rey ­kokettiert mit dem Scherbenhaufen, den sie angerichtet hat.» Julia Gerber-Rüegg, Co-Präsidentin der SP-Frauen Schweiz, versteht die Aufregung nicht: «Das Bild ist originell! Es zeigt auf, dass die Welt auch an der Gier nach Luxus zerbrechen kann – was die High Heels und die Kugeln schön symbolisieren.»


Kommentar:


Vielleicht macht uns das Bild bewusst, dass Micheline Calmy- Rey die  Kritik von allen Seiten hart getroffen haben muss und sie nun gleichsam als Selbstschutzbehauptung die Schuld am Scherbenhaufen auf andere abzuwälzen versucht. Mit ihren Schuhen scheint sich ihre aufgestaute Wut auf..... zu entladen. Aufschlussreich wäre eine tiefenpsychologisch Analyse der Neujahrskarte in ROT! Das Bild sagt wahrscheinlich sehr viel mehr aus über den emotionalen Zustand der künftige Bundespräsidentin, als es Otto-Normalverbraucher wahr haben will. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Profi Berater der Politikerin dieses provozierende mehrdeutige Bild "aufgeschwatzt" hat. Vielleicht bleibt Micheline Calmy-Rey baratungsresistent. Ich vermute, dass auch die jüngste Kritik  die neue Bundespräsidentin in gewohnter Manier ausblenden wird. Wir können somit schon bald mit einer nächsten Kommunikationspanne rechnen.


 


Nachtrag TAGI:

Ein klares Statement
Dass eine Politikerin, die auf dem diplomatischen Parkett bisher wenig durch Feinfühligkeit aufgefallen ist, auf die Zerbrechlichkeit der Welt aufmerksam macht, mag tatsächlich eine Provokation sein. Genau so, wie wenn sie, die mit der Kollegialität – gelinde gesagt – Mühe zeigt, in einem Interview ein Hohelied auf die Konkordanz singt. In Fleurys Original-Video steht aber nicht die Zerbrechlichkeit im Zentrum, sondern vor allem die Lust an der Zerstörung. Dass die Frau in Highheels auf die Kugeln tritt, ist kein Unfall, sondern eine bewusste Tat, die so oft wiederholt wird, bis die gesamte Weihnachtsidylle in Tausende von Stücken zerbrochen ist.
Das Sujet passt hervorragend zu Calmy-Rey. Die Widersprüche, Fehltritte aber auch die Eleganz der Genferin kommen darauf perfekt zum Ausdruck. Eine solche Karte ist kein Kommunikationsfehler. Die Karte ist ein klares Statement, dass Calmy-Rey ihre Politik und ihre Art trotz aller Kritik unbeirrt weiterführen wird. Und klare Statements sind immer besser als dekorative Nullaussagen.



Auch dieser Kommentator teilt meine Prognose, dass die Bundespräsidentin trotz aller Kritik in ihrer Art unbeirrt so weitermacht, wie bisher.



Rekordverschuldung in Deutschland



Die Kommunen stecken in der Schuldenfalle

 Weil man gewisse Bereiche vom Sparen ausklammern will und die Sozialaufwendungen  nicht angetastet werden wollen, gibt es bereits Alarmsignale.
Einmal mehr ist der Ruf nach Staatshilfe  zu hören, wohlwissend dass  auch der Bund verschuldet ist.



Ich zitiere den SPIEGEL:


 

Rekordverschuldung

Kommunen warnen vor dem Kollaps

Kinder in einer Kita in Osnabrück: Ausbau der Kita-Plätze wegen klammer Kassen in Gefahr
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dpa
 Ausbau der Kita-Plätze  in Gefahr

 
Die Kommunen schlagen Alarm: Die Kassenlage von Städten und Gemeinden ist so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Jetzt soll der Bund helfen.

Berlin - Die deutschen Kommunen stecken in der Schuldenfalle. Für dieses Jahr rechnet der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) mit einem Minus von elf Milliarden Euro. Auch 2011 erwartet der kommunale Spitzenverband ein Defizit in zweistelliger Milliardenhöhe. "Der wirtschaftliche Aufschwung kommt in den Kassen der Kommunen nicht an", sagte Verbandspräsident Roland Schäfer. "Der Wirtschaft geht es besser, den Kommunen geht es schlechter." Sie seien in der schwersten Finanzkrise seit Gründung der Bundesrepublik.

Die Gemeinden seien chronisch unterfinanziert und wegen steigender Sozialkosten am Rande ihrer Leistungsfähigkeit, sagte Schäfer. Er prophezeite bereits bis 2014 hohe Defizite.  Denn viele überschuldete Gemeinden stünden unter der Aufsicht von Behörden. Bürgermeister und Räte könnten nichts mehr entscheiden und fühlten sich überflüssig.


Städtetag sieht Ausbau der Kita-Plätze gefährdet

 
Vor allem Sozialausgaben belasteten die kommunalen Haushalte. Allein in diesem Jahr seien es mehr als 41 Milliarden Euro, berichtete Verbandspräsident Schäfer. Vor zehn Jahren seien es noch 26 Milliarden Euro gewesen. Diese Entwicklung bringe die Kommunen an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit.


Um die Ziele bis zum Kindergartenjahr 2013/14 zu erreichen, müssten etwa jeden Monat noch zwischen 8000 und 11.500 Plätze geschaffen werden. Nach Schätzungen des Städtetages müssen dafür sechs bis neun Milliarden Euro investiert werden. Dabei sind die vom Bund für Investitionen bereitgestellten 2,15 Milliarden Euro bereits abgezogen. Nicht berücksichtigt sind in diesen Summen die Kosten für den laufenden Betrieb.


Kommentar: Jene Kreise, die nicht bereit sind, überall den Sparhebel anzusetzen und partout nicht  einsehen wollen, dass wir derzeit nicht mehr einfach alle Wünsche und Bedürfnisse mit zusätzlichen Steuern und Hilfe vom Bund erfüllen können, werden bald erleben, dass sich ein verschuldeter Staat  auch zu Tode verausgaben kann. Weshalb darf der Ausbau von Kitaplätzen nicht vorübergehend aufs Eis gelegt werden dürfen? Solange es Schonbereiche gibt, wird sich Deutschland nicht aus der Schuldenfalle befreien können.

Dienstag, 28. Dezember 2010


MEDIENKOMMUNIKATION

 ZUM UMGANG MIT FERNSEHEN, RADIO UND PRINTMEDIEN.

Ziel unseres Coachings:
  • bei Medienauftritten überzeugen
  • die Kern - Botschaft glaubwürdig präsentieren
  • dank Echtheit, Natürlichkeit--> Sympathie ausstrahlen
  • den Eu-stress (Lampenfieber) als Kraft nutzen
K+K bietet:
 
  • Ein professionelles massgeschneidertes Caoching mit erfahrenen, pädagogisch und psychologisch kompetente Sparringpartner ( Profi-Journalisten)

  • bewährte Werkzeuge  im Umgang mit Medien
  • prozessorientiertes Videofeedback (u.U. in einem  Studio)
  • effektive Kommunikationstrategien
  • massgeschneidertes individuelles Coaching für Einsteiger und Spitzenkräfte
  •  
     








Schwimmen lernen wir bekanntlich nur im Wasser und nicht mit einer theoretischen Anleitung.


























Auch die  ungewohnte Situation in Studio mit grellen Scheinwerfern, Hitze, Schminke, die Equipe mit Aufnahmeleiter, Technikern usw.  Vor allem der Zeitdruck - noch 15 Sekunden, rotes Licht, die erste Frage … und es gilt ernst. Dieser Druck  macht es nicht einfach, trotz der Spannung locker und natürlich zu reden.  In solchen LIVE- Situation - vor allem bei Ueberraschungen gelassen zu bleiben - bedarf  einer Gewöhnung an das Ungewohnte. Ohne Training geht es nicht. Es ist auch für Sie möglich, trotz der ungewohnten Stress- Situation im Studio, natürlich zu reden. Wir müssen dies jedoch zusätzlich lernen - so wie das Lesen und Schreiben. Wer vor Kamera und Mikrofon Theater spielt, wird vom Publikum rasch entlarvt. Die Kamera macht jede noch so kleine Regung in Ihrem Gesicht transparent. Wer aber gelernt hat, sich nicht ablenken zu lassen, wird überzeugen. Dank der Einstellung stimmt die Stellung des Körpers - auch die Stimme - automatisch mit der Botschaft überein.





Training heisst: Sich an den Stress zu gewöhnen, bis man so reden kann, wie  bei einer privaten Plauderei mit einer Kollegin.



 Drei Geschäftsleute machen Kaffeepause 


Wenn man Medienprofis im Fernsehen zuschaut, scheinen diese oft so entspannt, wie beim Small-Talk unter Kollegen.


Diese Souveränität ist meist das Ergebnis  einer langen professionellen Vorbereitung.   Es tönt zwar paradox, dennoch es ist so: Auch wer ein Hochschulstudium absolviert hat, muss lernen, in einer ungewohnten Situation so locker zu reden, wie bei einer Plauderei am Esstisch.    Theorie und Fachliteratur lesen genügen leider nicht, im Simulator zu bestehen, um dort  die Spannung in produktive Energie umzusetzen, damit unsere Antworten, Voten, Statements kurz und konkret auf den Punkt gebracht werden können. Es geht leider nicht ohne  konkretes ERLEBEN!




Mediengerechtes Auftreten heisst im Grunde genommen, vom Gegenüber  verstanden zu werden und das Publikum  zu überzeugen.


Es ist übrigens  auch für Profis ein MUSS, sich regelmässig im Simulator spiegeln zu lassen. Denn jeder Mensch gewöhnt sich Marotten an. Dank  erfahrener Coachs werden uns diese blinden Flecken bewusst, die wir uns angewöhnt haben. So wie Könige Hofnarren gehalten haben, nutzen heute Führungskräfte auch auf oberster Ebene Berater, welche neue blinde Flecken offen aufdecken, ohne sie zu  beschönigen.











K+K macht Sie mit unterschiedlichen Medienkontexten vertraut. Sie  lernen, Ihre Kernbotschaften adressatengerecht auf den Punkt zu bringen. Wir simulieren  schwierige Situationen praxisorientiert (auf Wunsch im Studio) und arbeiten in diskreter und entspannter Atmosphäre.
Die Medienkonsumenten langweilen sich heute extrem schnell.  Es muss uns deshalb stets gelingen,   die Aufmerksamkeit der Leser, Zuhörer oder Zuschauer zu gewinnen.

Unsere Seminare basieren auf den Erkenntnissen der Wahrnehmungspsychologie, der Wirkungsforschung und Gehirnforschung.  Sie erhalten  einen leicht handhabbaren Handwerkskoffer, der Ihre Auftritte  (auch bei Präsentationen und Meetings) nachhaltig verbessern hilft.



Montag, 27. Dezember 2010

Calmy Reys Fotoverbot: Sturheit oder Angst vor unvorteilhaften Bildern?


Das hat es angeblich in der Schweiz noch nicht gegeben, dass Fotografen bei der Aufzeichnung der Neujahrsansprache der Zutritt verweigert wurde. Von Angela Merkel weiss ich, dass sie die Fotos vor der Veröffentlichung begutachten will. Doch in der Schweiz ist das Fotoverbot neu.  Die umstrittene Bundespräsidentin begründet das Verbot mit formalen Fehlern.



teaser image



Ich zitiere TAGI und 20 Min:




Formale Fehler


Micheline Calmy-Rey verbietet Fotos

Von der traditionellen Neujahrsansprache der künftigen Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey wird es keine Pressebilder geben. Das EDA schickte die Fotografen wieder nach Hause.

storybild Das wollte Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey dieses Jahr nicht sehen: Bilder, die die Aufzeichnung der Neujahrsansprache zeigen. Im Bild die diesjährige Bundespräsidentin Doris Leuthard am 28. Dezember 2009 in ihrem Büro. (Bild: Keystone)

Was die Fotografen der Fotoagenturen Reuters, EQ-Images und Keystone am Mittwoch in Bern erlebt haben, erschien ihnen wie ein schlechter Scherz. Sie wollten wie üblich Bilder von der Bundespräsidentin bei der Neujahrsansprache machen, die in Bern im Voraus aufgezeichnet wurde. Doch von der diesjährigen Ausgabe mit Micheline Calmy-Rey, Vorsteherin des Aussendepartements EDA, wird es keine Fotos geben. «EDA-Mediensprecher Lars Knuchel hat uns keine Erlaubnis erteilt», sagt Lukas Lehmann, Fotograf von Keystone.
Das Vorgehen der Fotoagenturen war dem EDA nicht genehm. Offenbar fühlte sich der Mediensprecher von den Fotografen übergangen, obwohl diese ihn zwei Tage vorher informiert hatten. «Wir haben unsere Anfrage ans Schweizer Fernsehen gerichtet und das EDA lediglich über unsere Anwesenheit in Kenntnis gesetzt», so Lehmann. Den Fotografen teilte Knuchel mit, dass man auch ans EDA eine Anfrage hätte richten müssen. So kurzfristig war Micheline Calmy-Rey offenbar nicht bereit, sich nebst Filmaufnahmen auch auf Bildkameras einzustellen. «Die EDA-Chefin wollte sich auf die Aufnahme dieser wichtigen Botschaft an die Schweizer Bevölkerung konzentrieren», heisst die offizielle Stellungnahme aus dem EDA.


Das kleinliche Geplänkel über korrektes formales Vorgehen irritiert – zumal es die Fotografen bisher immer so gehalten haben und bei den anderen Bundesräten damit keinerlei Probleme hatten. «Es geht um Bilder, die die ganze Nation auch am Fernsehen sehen kann», sagt Lukas Lehmann.
Bei Keystone kann man sich nicht erinnern, dass es jemals zuvor ein solches Bildverbot gegeben hätte. «In den letzten Jahren war es selbstverständlich, dass wir von der Neujahrsansprache Aufnahmen machen.»

Kommentar:

Das sonderbare Verhalten kann ich mir nur damit erklären, dass Calmy-Rey Angst hat, nach der Denkzettelwahl unvorteilhaft abgebildet zu werden. Dass der vordergründige Charme der früher so beliebten Magistratin verloren ging, muss sie verletzt haben, obschon sie nach der Schmach der Wahl die Schlappe völlig ignoriert hatte. Ich beanstandete damals die mangelnde SELBSTKRITIKFAEHIGKEIT der Bundesrätin. Journalisten, Politiker und die Oeffentlichkeit haben erkannt, dass es hinter der Fassade auch die Schattenseite der Politikerin immer mehr zum Vorschein kommt. Ich zitiere die NZZ (Hier ist auch von Misstrauen die Rede):

Wer ist Micheline Calmy-Rey? Beginnen wir mit dem Altbekannten, Vielzitierten, das dieser Tage hüben und drüber wieder aufgewärmt wird. Die Schweizer Aussenministerin trägt seit ihrer Zeit als Genfer Finanzdirektorin den Namen Cruella, in Anlehnung an eine grausame Comic-Figur. Auf dem diplomatischen Parkett wickelt sie von Kofi Annan bis Mahmud Ahmadinejad alle um den Finger, aber im Bundeshaus regiert sie unkollegial, misstrauisch und einsam. Die Sozialdemokratin tyrannisiert ihre Mitarbeiter, liebt den Auftritt, gönnt nur sich den Erfolg, kann schlecht verlieren und hat keinen Humor. Sie nimmt voreilig zu allen möglichen Dingen Stellung und lanciert eine Initiative nach der anderen, die sie dann gleich wieder vergisst.

Das Volk im Rücken

Die veröffentlichte Meinung über Calmy-Rey steht in Widerspruch zu den nichtöffentlichen Einschätzungen der künftigen Bundespräsidentin. Gemeint ist nicht ihre Beliebtheit in der Bevölkerung – am beliebtesten ist Calmy-Rey immer dann, wenn sie Politiker und Medienschaffende am meisten nervt. Die Rede ist vielmehr von Meinungsäusserungen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und deshalb ehrlicher sind. Kurz, wer im Zeitalter von Wikileaks eine Aussenministerin charakterisieren will, zitiert am besten den in ihrem Land akkreditierten amerikanischen Botschafter.
«Sie reitet auf einer Welle von aussenpolitischen Erfolgen», kabelte Donald S. Beyer am 8. Oktober 2009 vom Berner Kirchenfeld nach Washington. Die mit «Scenesetter» und «geheim» überschriebene Depesche diente der Vorbereitung eines Gesprächs, das Hillary Clinton und Calmy-Rey zwei Tage später in Zürich führten, am Rande der Unterzeichnung der türkisch-armenischen Protokolle. Aussenministerin Clinton erhielt, wie immer bei solchen Treffen, eine Kurzbeschreibung der Gesprächspartner. Beyers Personenbeschreibung ist präzis und zeugt von profunden Ortskenntnissen. Er verbittet sich dumme Sprüche, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Peter Coneway, der in der Schweiz und Liechtenstein zwei «frustrating alpine countries» sah.
Calmy-Rey könne mit ihrem «aussenpolitischen Aktivismus» innenpolitisch immer dann punkten, wenn er an die schweizerische Tradition der Guten Dienste anschliesse, schreibt Beyer. Er erwähnt in diesem Zusammenhang die Vermittlung zwischen Armenien und der Türkei.
Ihr «Aktivismus» im Bereich der «hard security» komme hingegen schlecht an, berichtet der Botschafter, vor allem wenn damit auch die Parteinahme in einem internationalen Konflikt verbunden ist. Als Beispiel nennt er ihren «lautstarken» («vociferous») Einsatz für die Unabhängigkeit Kosovos sowie den erfolglosen Versuch, das Parlament zu einer militärischen Beteiligung an der Anti-Piraten-Mission Atalanta zu bewegen.


NACHTRAG

Sogar Livio Zanolari lässt durchblicken, dass etwas schlecht gelaufen ist
(aus TAGI):

Von Micheline Calmy-Reys Neujahrsansprache wird es keine Pressebilder geben. Wie «20 Minuten Online» berichtet, erlaubte das EDA den Fotoagenturen nicht, während der TV-Aufzeichnung der Rede zu fotografieren, weil sie sich beim Schweizer Fernsehen und nicht beim EDA angemeldet hatten. Was sagen Sie dazu?
Ich kenne die Details der Geschichte nicht, kann mich also zu den Hintergründen nicht äussern. Es ist allerdings im Interesse eines Bundesrates, der eine solche Rede hält, dass gute Fotos gemacht werden. In der Rede werden Botschaften platziert. Die Botschaft wird dann zusammen mit Bildern übermittelt. Das Fernsehen überträgt das bewegte Bild, die Printmedien die Botschaft mit Pressebildern, die gut sein müssen. Das Bild hat deshalb auch eine sehr grosse Bedeutung.
Mit ihrem Foto-Verbot ist Frau Calmy-Rey in die Kritik geraten, bevor sie ihre Neujahresbotschaft überhaupt übermitteln konnte. Wie schädlich ist dieser erste Eindruck für eine Bundespräsidentin?
Das Jahr ist lang und bei der Geschichte handelt es sich um eine Episode, die ich nicht beurteilen will. Aber es überrascht mich, denn das Foto ist bei solchen Auftritten zusammen mit der Botschaft sehr wichtig. Bei einem Auftritt, und das ist einer, sind zudem die Kameraleute, egal ob Fotografen oder für das Fernsehen, gleich zu behandeln.
Das EDA bekundet Mühe mit der Kommunikation. Beim Anschlag auf die Schweizer Botschaft in Rom hatte etwa der italienische Aussenminister Frattini längst sein Bedauern ausgedrückt, während man noch auf eine Stellungnahme des EDA wartete.
Es kommt auf die Instruktionen an, die Pressesprecher haben. Als ich beispielsweise im EJPD unter Herrn Blocher Informationschef war, gab er mir freie Hand, auch im Zweifelsfall handeln zu dürfen. Das heisst, ich trug die Verantwortung und konnte in einer akuten Situation eine Stellungnahme abgeben, auch wenn der Bundesrat nicht erreichbar war. Wenn eine Bundesrätin sagt, ohne meinen Stempel geht keine Stellungnahme raus, dann müssen sich die Pressesprecher daran halten. Ich sage dabei nicht, dass diese Instruktion falsch ist.


Man wird das Gefühl nicht los, dass der Gesamt-Bundesrat sehr eigenwillig kommuniziert, vor allem in Krisensituationen. Gibt es Direktiven, wie zu kommunizieren ist?
Ja, das Regierungs- und Verwaltungsorganisationsgesetz (RVOG). Es verlangt ausdrücklich eine einheitliche Information. Das ist nur mit der systematischen Koordination möglich. Oft kommt vor, dass Regierungsmitglieder nicht mit einer Stimme sprechen. Das bedeutet, dass eine übergeordnete Koordinations- und Kommunikationsstrategie fehlt oder sie ist nicht effizient genug.
Ein Paradebeispiel dafür wäre wohl die Kommunikation während der Libyen-Krise.
Es gibt verschiedene Beispiele, in denen die Koordination gefehlt hat. Der Bundesrat geriet in schwierige Situationen, auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Wäre für die Koordination nicht die Bundespräsidentin oder der Bundespräsident verantwortlich?
Ja. Aber die Bundeskanzlei koordiniert, gemäss RVOG, die Information zwischen dem Bundesrat und den Departementen. Wenn diese Aufgabe konsequent ausgeführt wird, kann der Bundesrat mit einer Stimme sprechen und die Beziehungen zur Öffentlichkeit gut und glaubwürdig pflegen.
Wenn Sie den Bundesrat in der Kommunikation beraten müssten, wo würden Sie anfangen?
Ich würde mich in erster Linie für eine einheitliche, frühzeitige, kontinuierliche und ausführliche Information einsetzen. Die Gleichbehandlung aller Medien ist von grosser Bedeutung. Ich denke diesbezüglich auch an die lokalen Medien. Wenn die Bundesräte in den Regionen auftreten, sollen vor allem die lokalen Medien berücksichtigt und ernst genommen werden. Zweitens, wenn es um ein Dossier geht und es ein Problem gibt, soll man in der Regel sehr offen kommunizieren. Wenn man sich abschottet, ist die Akzeptanz der Bevölkerung nicht gegeben. Aber es ist ebenfalls notwendig, dass die Medien Geduld haben, bis die Information ausführlich bearbeitet wurde.
Eisiger Start in die neue Woche!


Eisiger Start in den zweiten Weihnachtstag: Frostiger Stephanstag!