Sonntag, 27. Mai 2007
Rütlifeier für alle
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Die Mehrheit der Bevölkerung ist sich einig:
Das Rütli muss am ersten August der ganzen Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Weshalb hat die Rütlikommission nicht auf die innerschweizer Kantone gehört , die immer wieder ein patriotischen Fest für alle - verbunden mit einer Feier und traditionellen Einlagen (Jodler, Fahnenschwingen und volkstümlicher Musik) - gefordert hatten? Diese Frage müsste eigentlich Judith Stamm - die Verantwortliche der Rütlikommission - beantworten.
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Der Rütli-Knatsch erinnert uns an die Streitereien im Vorfeld der letzten EXPO. Dort wollte man zuerst auch die Bedürfnisse der Bevölkerung ausklammern und weltfremde Events aufzwingen, die das Publikum nicht verstanden hate. Im letzten Augenblick kam es damals doch noch zu einigen Korrekturen.
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Die letztjährige 1. Augustredner war alles andere als eine geglückte Veranstaltung.
Die Rütlikommission boxte ihre Feier durch - mit enormen Kosten. In Nachhinein hatte sich gezeigt, dass der Redner Markus Rauh, im Grunde genommen gar nicht gerne öffentlich auftreten wollte. Die Plattform Rütli nutzte er nur, um von seinen persönlichen Problemen abzulenken. Mit einem Aufwand von einer Million Franken wurde diese einseitige Rede für sein politisches Anliegen durchgesetzt. Markus Rauh exponierte sich in seiner Rede gegen die Asylvorlagen als 1. Augustredner auf dem Rütli, obschon er früher nie in die Medien kommen wollte. Nach der Niederlage (Asylabstimmung) kam der Redner erneut ins Rampenlicht. Aber als ehemaliger Swisscom Chef und diesmal unfreiwillig.
Obschon er es genau gewusst hatte, gestand Markus Rauh erst nach der Asylabstimmung ein, dass er unter Insiderverdacht stand. Dafür erntete er heftige Kritik in den Medien, im Parlament und in der Öffentlichkeit.
Der Erstaugust-Redner und Anführer des Komitees gegen das Asylgesetz musste einräumen, dass er das Verfahren zuvor aus Rücksicht auf die Abstimmungskampagne geleugnet hatte. Zudem gab er zu, seine Transaktion der Börsenaufsicht nicht sofort gemeldet zu haben.
Die Rütlikommission muss sich heute den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit einigen Konzepten keine glückliche Hand hatte. 2007 planten sie eine Feier nur für Frauen. Dann nur für Mütter mit ihren Kindern . Es wurde zwar plötzlich von einer sogenannten Familienfeier gesprochen (ohne Männer?). Rednerinnen: Zwei prominente Politikerinnen (Die Bundespräsidentin und die Präsidentin des Nationalrates).
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Micheline Calmy-Rey hat insofern recht, als sie selbst alle Bürger zu einem Dialog einladen will. Sie würde sogar mit Rechts- und Linksextremen reden. Sie gibt sich heute als Verfechterin der Redefreiheit. Auch wir befürworten Dialoge und die Redefreiheit.
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Doch kommt diese Dialogbereitschaft reichlich spät. Es besteht jetzt die Gefahr, dass sich die Linken und Rechten auf dem Rütli in die Haare geraten. Dadurch wird möglicherweise die Wiese am 1. August 07 gesperrt werden müssen. Der erwünschte Dialog könnte somit gar nicht zustande kommen.
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Da nicht auf die Innerschweizerstimmen gehört wurde, stehen wir wahrscheinlich vor einem Scherbenhaufen.
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Der eigenwillige Alleinauftritt der Bundespräsidentin wird als Zwängerei beurteilt, zumal der Innerschweiz vor zwei Jahren von zwei Bundesräten versprochen worden war, dass zur Beruhigung der Lage, vorläufig keine Bundesräte mehr auf dem Rütli auftreten werden. Die Bundespräsidentin will zwar davon nichts mehr wissen.
Man wirft in der Presse Micheline Calmy- Rey und Judith Stamm Profilierungsneurose vor (Bote der Urschweiz).
Die Einwohner der Innerschweiz glauben nach wie vor ein Anrecht zu haben, auf ein problemloses Volksfest - ohne Provokationen. Die Rütlikommission habe nämlich genau gewusst, dass sich die Kantone eine kleinerer Feier wünschen. Doch suchte Judith Stamm nie den Dialog mit der Oeffentlichkeit. Sie wollte einfach ihre einseitigen Feiern durchboxen.
Judith Stamm tritt von ihrem Amt zurück und es besteht somit die Chance, dass nächstes Jahr die Wünsche der Bevölkerung doch noch mitberücksichtigt werden - mit einer traditionellen Rütlifeier für alle!
ALLE MUSS DANN HEISSEN: ALLE!
PS: Dass sich die SP am 1. August plötzlich patriotisch zeigt und die SP Bundesrätin - trotz abgesagter Feier - auf ihrerRede auf dem Rütli beharrt , mag erstaunen. Es ist vielleicht sogar erfreulich. Was ich mir anderseits nicht gut vorstellen kann, dass umgekehrt am 1. Mai (am Tag der Arbeit) Bundesrat Blocher unbedingt bei der wichtigsten Veranstaltung der Gewerkschaft auftreten möchte und darauf beharrt, in Zürich eine Rede zu halten. Dies würde sicherlich von den Gewerkschaften nicht goutiert.
Ich schlage deshalb vor, dass Ueli Maurer sich nächstes Jahr als Redner am 1. Mai aufdrängt. Der Aufschrei der Entrüstung wäre ihm gewiss . Doch würde diese Provokation die heutige groteske Situation bewusster machen .
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