Lesenswerte Spielregeln:
Egal, wie empört, genervt oder aufgeregt du bist:
Wenn du deinen
Standpunkt respektvoll und in gepflegter Sprache darlegst, steigt die
Chance, dass die anderen Kommentierer diesen zur Kenntnis nehmen, massiv
an. Und vielleicht versuchen sie ihn dann sogar zu verstehen.
Andere Meinungen auch mal probehalber mit dem eigenen Weltbild zu
vergleichen und nach den Gründen für diese Position zu fragen, kann sehr
bereichernd sein. Es erweitert den Horizont.
Es bringt nichts, anderen Kommentierern diese oder jene Ideologie
oder Behinderung, diesen oder jenen Intelligenzgrad oder Bildungsstand
zu unterstellen. Denn es verführt die anderen dazu, gleich beleidigend
zurückzugeben, und lenkt vom eigentlichen Thema ab. Über rassistische,
sexistische, homophobe und andere diskriminierende Sprüche sollten wir
2019 eigentlich nicht mehr reden müssen. Weil wir es doch tun müssen,
hier ein Selbstcheck:
Hast du mit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe
ein grundsätzliches Problem? Falls nein: Dann urteile auch nicht
pauschal über diese Gruppe. Falls ja: Dann urteile erst recht nicht
pauschal über diese Gruppe.
Muss man dir ja nicht erklären.
Es kann ja sogar sein, dass das, was der Kioskmann an deiner
Haltestelle und der entfernte Facebookfreund über diese Firma oder jenen
Politiker gesagt hat, einen Kern Wahrheit enthält. Aber Fakt ist: Es
könnte genauso gut komplett falsch sein. Falls du nicht sicher bist,
dann beschreibe es mit der gebotenen Vorsicht. Oder stell eine Frage.
Vielleicht wissen es deine Mitkommentierer genauer.
Du bist ja damit nicht allein. Wir alle waren schon da.
Schadenfreude ist menschlich und dieses
Die-ganze-Welt-kann-mich-mal-Gefühl auch. Aber es sind private Gefühle,
die dich nicht unbedingt sympathischer machen. Ganz besonders dann
nicht, wenn du dich an Menschen austobst, denen etwas Schlimmes
widerfahren ist und die allen Mut zusammengenommen haben, für einen
Artikel mit Namen und Gesicht hinzustehen. Also: Du bist schlecht drauf,
weil dein Chef dich gerügt hat? Kommentier doch erst morgen wieder.
Du hast einen Schreibfehler entdeckt? «Wieder nur Praktikanten am
Werk», schimpfst du? Ja, es arbeiten auch Praktikanten auf der
Redaktion. Ja, sie machen manchmal Fehler, genauso wie die erfahrensten
Redaktoren und Redaktorinnen auch. Aber sie geben auch täglich ihr
Bestes, um das grösste und erfolgreichste Medium der Schweiz für dich so
aktuell, so spannend, so vielseitig und unterhaltsam wie nur irgend
möglich zu machen. Und sie alle haben Gefühle. Wie du auch.
Kommentar:
Gaudenz Looser spricht damit einige Grundregeln der zwischenmenschlichen Kommunikation an
wie:
Beschreibe Sachverhalte
Halte Dich an Fakten
Gehe auch mit dem Gegner respektvoll um
Höflichkeit ist Gold wert
Ich finde es lobenswert, dass 20 Min keine Zensur einführt wie andere Medien. Dem offenen Forum in den Kommentarspalten verdankt 20 Minuten auch die hohe Akzeptanz. Die meisten Printmedien bauen bewusst Hürden ein, damit die Leser nicht mehr spontan ihren Kommentar abgeben können. 20 Min spiegelt - wie kaum ein anderes Medium - die Volksmeinung. Das wird von Otto Normalverbraucher geschätzt. Es spricht auch für die Redaktion, dass sie möglichst viele Rückmeldungen zulässt und sich nicht als Medienprieser aufspielt. Die 20 Min Journalisten sind wohl bewusst, dass sie nicht die alleinsigmachende Wahrheit gepachtet haben. Die Kommentarspalten sind aus meiner Sicht ein wichtiges Ventil, um Druck abzulassen.