Sonntag, 23. April 2017

Vom Hasssymbol zum Rassenhasssymbol

Der Frosch ist jetzt auf der schwarzen Liste

Aus 20 Min:

Meme-Frosch Pepe gilt jetzt als Hass-Symbol

Ein von Hand hingekritzelter grüner Frosch gilt in den USA seit kurzem als Hass-Symbol. Wie schaffte es eine beliebte Meme-Figur auf die Stufe von Hakenkreuz und Konföderiertenflagge?

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Pepe der Frosch tummelt sich seit 2005 im Internet.

Pepe der Frosch tummelt sich seit 2005 im Internet. Nutzer verschiedener Social-Media-Kanäle haben Pepe in allen möglichen Variationen verändert und verbreitet, so wie dieser Ninja-Turtle-Pepe. Fröhlich, betrübt oder spöttisch - Pepe der Frosch wurde schon für so ziemlich jede Stimmung adaptiert. Die Sängerin Katy Perry twitterte einmal dieses Pepe-Bild, um ihren Jetlag nach einem langen Flug zu beschreiben. Diese Collage zeigt den Original-Pepe von Matt Furie aus dem Comic Boys Club im Jahr 2005, damals noch als schwarz-weisse Zeichnung. Im Oktober 2015 hielt Pepe quasi offiziell Einzug in den US-Präsidentschaftswahlkampf, als Donald Trump dieses Bild auf Twitter verbreitete. Dieses Bild macht seit Ende August 2016 die Runde, unter anderem hat es auch Trumps Sohn Donald Trump Junior auf Instagram gepostet. Bereits seit mehreren Jahren sind auch Bilder von Pepe in rassistischen Varianten im Umlauf, so wie dieses Bild als deutscher SS-Soldat aus dem Zweiten Weltkrieg. Solche «White Power»-Bilder sind der Grund, warum die Anti-Diskriminierungs-Liga (ADL) Pepe nun auf die Liste von Hass-Symbolen aufgenommen hat. Und Bilder wie dieses haben Hillary Clinton dazu bewogen, das Thema auf ihrer Wahlkampf-Website aufzunehmen. Nazi-Varianten von Pepe. Für den Schöpfer des Froschs, Matt Furie, sind solche Bilder bloss eine Phase und er glaubt, dass nach der Wahl am 8. November diese Bilder auch wieder verschwinden werden.

Pepes Schöpfer heißt Matt Furie, ist 37 und wohnt in Los Angeles - wir treffen uns in seiner kleinen Wohnung in Koreatown, wo er mit Frau und Baby lebt.
Er glaube and die Liebe und den Weltfrieden, sagt er. Eher Typ brotloser Künstler als rechter Propagandist. Pepe entstand schon 2005 in einem Comic-Buch von Furie - als einer von vier Twenty-somethings, die in ihrer Wohnung abhängen und Gras rauchen.
Pepe trinkt gern Limo und isst Pizza - ein gechillter Typ eigentlich. Den Namen fand Matt Furie lustig, weil er nach "Pipi” klang - und ein Frosch ist Pepe, weil man beim Zeichnen den breiten Mund in ausdrucksstarke Grimassen verziehen kann. Zum Meme, also zur immer wieder weitergereichten Figur im Internet, wurde Pepe, weil er in einer Szene mit runtergelassenen Hosen pinkelt, statt nur den Schlitz zu öffnen - das fühle sich einfach gut an, sagt Pepe - und dieser Satz machte prompt die Runde im Netz:

Pepe mit Hitlerbärtchen

Damals noch auf Myspace posteten die Nutzer den lässigen Frosch - doch im Laufe der Jahre tauchte Pepe auch in Nazi-Uniform auf, mit Hitlerbärtchen und "Mein Kampf” in der Hand - und auch mit blond-geflufften Haaren als Donald-Trump-Verschnitt. Pepe habe ein Eigenleben entwickelt - es gebe seine Version, sagt Matt Furie, und die Internet-Version.
Und er verdiene an keiner der nicht von ihm stammenden Zeichnungen Geld, versichert er.
Trotzdem frage ich noch mal nach: Wie reagiert er als Künstler, wenn Rassisten seine Kunst für ihre Zwecke nutzen?
"Ich versuche, das nicht zu ernst zu nehmen. Denn wenn man ein bisschen recherchiert, kriegt man raus, das die Bilder mit dem Nazi-Pepe ursprünglich als Witz gedacht waren. Die Rechten, die Pepe jetzt tatsächlich als ihr Symbol verwenden, haben einfach den Witz nicht verstanden. Es ist ein Witz, allerdings ein dummer und geschmackloser.”
Er habe auch mit Anwälten gesprochen, und die hätten gesagt, es sei sehr schwierig, sein Urheberrecht durchzusetzen.
 




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