Montag, 20. Februar 2017

Der Kampf für eine reine Sprache

Können wir das Fluchen verbannen?


Ich kannte einen Vater, dessen Kinder mussten den Mund mit Seifenwasser spülen, wenn sie geflucht hatten.
Er gehörte einer Freikirche an und war überzeugt, dass der "verschmutzte" Mund gereinigt werden müsse.

Fluchen heisst im Grunde genommen, ich spreche dem Widerpart einen FLUCH aus.
Ich zitiere Wikipedia:

Ein Fluch ist ein Spruch (gelegentlich auch mit einer zugehörigen Gestik verbunden), der ursprünglich auf ritualisierte (magische[1]) Weise einer Person oder einem Ort Unheil bringen oder zur Sühne bewegen bzw. zwingen soll. Zorn oder der Wunsch zu strafen oder sich zu rächen können ihn begründen. Wer wirksam verflucht wird, muss dabei weder anwesend sein, noch von dem Fluch wissen. Sein Gegenteil ist der Segen.
Umgangssprachlich finden sich zahlreiche abgesunkene Flüche, die dann mehr der Beschimpfung anderer (z. B. Hol dich der Teufel!) oder der Abfuhr eigener Wut dienen (z. B. das in Deutschland beliebte Fluchwort Scheiße! oder in neuerer Zeit das aus dem Englischen übernommene Fuck!).

In den Niederlanden kämpft ein Bund gegen das Fluchen. 
In diesem Jahr wird er 100. Eigentlich kein Grund zum Feiern. 

Frau lehnt aus dem Autofenster und zeigt einer anderen Frau den Stinkefinger. 
Bildlegende: 100 Jahre und kein Ende in Sicht: 
Der Bund gegen das Fluchen kämpft immer noch für einen 
besseren Umgangston.
  • Seit 100 Jahren setzt sich der niederländische Bund gegen das Fluchen für eine reine Sprache ein.
  • Der Bund ermutigt kreativen Sprachgebrauch und rät einem bei Wut, dem Gegenüber die Gefühle zu kommunizieren.
  • Früher mahnte der Bund fluchende Zeitgenossen, heute sucht er das Gespräch.

Krankheiten statt Fäkalien

Wer täglich mit dem Velo durch Amsterdam fährt, kann sein Fluchvokabular ständig erweitern. Ein gewagtes Überholmanöver wird dort gerne mit «Kankerhoer» (Krebshure) kommentiert, das zu lange Warten vor einem Rotlicht mit «Teringleier» (Schwindsüchtige) und zu lautes Klingeln mit «Godverdomme trut» (Gottverdammte Zicke).
Neben den Worten Gott oder Jesus spielen Krankheiten bei niederländischen Kraftausdrücken eine Hauptrolle, nicht Fäkalien – wie in anderen Sprachen üblich.

Bund gegen das Unstatthafte

Für den Bund gegen das Fluchen ist beides verpönt. Selbst abgewandelte Ausdrücke wie «potverdikkie» statt «Godverdomme» oder «Jesses» statt «Jesus» als Ausdruck des Erstaunens sind unstatthaft.

Der niederländische Bund gegen das Fluchen kämpft seit 100 Jahren für eine reine Sprache.

«Wir empfehlen immer, möglichst kreativ nach jenen Worten zu suchen, die eine momentane Emotion am besten treffen», sagt Sprecher Frans de Koeijer.


Fluchen ärgert

Ihr Handeln war damit ganz und gar im Einklang mit den Absichten des Gründers Herr J. Baas aus Den Helder. Vor genau 100 Jahren hatte sich Baas so sehr an der derben Sprache von Militärs im Tram geärgert, dass er beschloss, etwas dagegen zu unternehmen.
Seitdem setzt sich der Bund für eine Sprache ohne Flüche und Kraftausdrücke ein. Das tat er jahrelang mit mahnenden Postern auf Bahnhöfen. Das bekannteste ist jenes mit einem roten Papagei unter dem stand: «Fluchen ist angelernt, plappere nicht nach.»

Macht der Sprache

Macht der Sprache

Statt Fluchen: Gespräch suchen

Die moralisierenden Belehrungen gehören inzwischen der Vergangenheit an. Heute suchen die Bund-Mitglieder den Dialog. Nicht nur mit dem Premier, sondern auch mit Schülerinnen und Schülern, die sie zu einem respektvollen Umgang mit der Sprache auffordern.
In diesem Jahr verteilen sie ihre Botschaft gebündelt in der Jubiläumspostille «Holy» in Bahnhöfen und auf grossen Plätzen in der Absicht, mit Interessierten ins Gespräch zu kommen.

FAZIT:
Es lohnt sich, Worte ernst zu nehmen.
Wir müssen uns aber beim Fluchen bewusst sein. Wer den Aerger ausspricht, entlastet sich auch.
Das Problem liegt darin: Ich darf mich in der Wut von den Emotionen steuern lassen und die
Nerven verlieren.  Wer sich gehen lässt, kann einen unkontrollierten Wutanfall herbeireden.
Der Verein gegen das Fluchen besteht schon hundert Jahre und er wird wohl noch weitere hundert Jahre bestehen.  Denn Menschen suchen sich im Aerger seit je sich zu entlasten. 
Uebrigens übt es schon bei Kleinkindern einen Reiz aus, Kraftworte auszusprechen.
Ich hatte als Kind einmal meine Nachbarin mit einem Wort beschimpft, dessen Sinn ich gar nicht erfasst hatte, im Aerger fühlte ich mich jedoch stark und war der Meinung, ich hätte Stärke gezeigt.
Nachträglich wurde mir von meiner Schwester die Tragweite meines unbedachten Fluches bewusst gemacht. 



LINK:



10. Okt. 2004 ... Wer mit Worten arbeitet, muss die Macht verantworten. ... Die Macht der Worte wird einem besser bewusst, wenn wir uns (z.B. mittels einer ...
www.rhetorik.ch/Fenster/Fenster.html

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